Das sind die Talkshow-Könige des Jahres

Die Journalistin und Moderatorin Sandra Maischberger sitzt in der Kulisse ihrer Talksendung "Maischberger" (Archivfoto). F

Die Journalistin und Moderatorin Sandra Maischberger sitzt in der Kulisse ihrer Talksendung "Maischberger" (Archivfoto). F

Berlin. Die vier großen Politik-Talkshows von ARD und ZDF sind Gegenwind gewöhnt: zu volksfern, zu akademisch, thematisch zu eng, zu vorhersehbar. Kein Vorwurf hält sich dabei so hartnäckig wie der weit verbreitete Eindruck, auf den Ledersesseln der deutschen Meinungsindustrie säße immer dasselbe Personal.

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Ist das tatsächlich so? Und ist die Regierung wirklich über- und die Opposition unterrepräsentiert, wie oft zu hören ist? Fest steht: Der ungekrönte König der deutschen Talkshows ist Grünen-Chef Robert Habeck. Kein Politiker war 2018 häufiger bei "Anne Will", "Maischberger", "Hart aber fair" und "Maybrit Illner" zu Gast. Insgesamt brachte es Habeck auf 13 Auftritte, wie eine Auswertung des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ergab.

Talkshows: Oppositionspolitiker sind am häufigsten zu Gast

"Regierungsrundfunk" – diesen populären Vorwurf an ARD und ZDF hat kürzlich auch Sahra Wagenknechts Bewegung "Aufstehen" erhoben. Und die AfD spricht schon lange so. Blickt man jedoch auf die zehn Politiker, die am häufigsten zu Gast in den Sendungen waren, ist der Vorwurf, Regierungspolitiker kämen überdurchschnittlich oft zu Wort, kaum zu halten: Nach Habeck teilen sich die Oppositionspolitiker Christian Lindner (FDP) und Annalena Baerbock (Grüne) mit jeweils 10 Auftritten den 2. Platz. In dieser Kategorie kann nur noch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mithalten. Wagenknecht, die Talkshow-Queen aus dem Jahr 2017 mit damals elf Auftritten, schaffte es diesmal mit immerhin sieben Besuchen noch in die Top Ten.

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Nimmt man die Sitzverteilung im Deutschen Bundestagswahl als Maßstab, sind bei der Gesamtzahl der Gäste CDU, CSU, SPD und Grüne leicht überrepräsentiert, FDP, Linke und AfD dagegen eher unterrepräsentiert.

Unter den AfD-Politikern war Alexander Gauland am gefragtesten – er konnte sich drei Mal präsentieren. Unter den eingeladenen Journalisten dominierten hingegen mit Robin Alexander („Welt“, 7 Auftritte) und Gabor Steingart (4) Reporter, die eher für konservative Haltungen stehen.

Die Grafik zeigt, wie oft Politiker der jeweiligen Partei in den vier untersuchten Talkshows zu Gast waren

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Vor allem Männer sind Gäste bei den Talkshows – doch im Moderatoren-Sessel sitzen mehr Frauen

„Ziel der Redaktion ist es, dass möglichst viele in der Gesellschaft vorhandene Meinungen zum jeweiligen Thema vertreten werden“, erklärt Thomas Hagedorn vom ZDF („Maybrit Illner“). „Das können Regierungs- oder Oppositionsvertreter sein, aber auch Wissenschaftler, Verbandsfunktionäre oder Vertreter der Zivilgesellschaft.“ Es sei aber nicht immer möglich, dass alle relevanten Positionen und Meinungen in der Sendung artikuliert werden. Dies könne an der begrenzten Anzahl der Plätze oder in Terminschwierigkeiten angefragter Gäste liegen, sagte Hagedorn weiter.

Auffällig dabei: Politik-Talkshows blieben auch im Jahr 2018 vor allem ein Tummelplatz für Männer. Von insgesamt 697 Gästen waren nur 239 weiblich. Grob gesagt: Auf einen weiblichen Besucher kamen zwei männliche. Aber immerhin ist das Verhältnis bei den Gastgebern umgekehrt: Auf die drei Frauen Anne Will, Maybrit Illner und Sandra Maischberger kommt nur ein Mann: Frank Plasberg.

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Top-Thema zum Talken: die Große Koalition

Thematisch kreisten die Polit-Talkshows 2018 stark um den Berliner Politbetrieb, wie die RND-Auswertung zeigt: Am häufigsten war mit 13 Mal die Große Koalition Thema der Sendungen. Auf Platz 2 folgen Merkel und Trump (jeweils 8 Sendungen). Das erste Sachthema findet sich erst auf Platz 4: „Migration“ (7). Auf den weiteren Plätzen folgen Erdogan (6), der Unionsstreit (6), die Klimapolitik (5), Armut (4) und Diesel (4).

Kurios: Themen wie Digitalisierung oder Gesundheitspolitik waren den Talkshowredaktionen jeweils nur eine einzige eigene Sendung wert. Das Thema Wohnen kam nur zwei Mal vor.

Drei der vier Talkshows starten in der kommenden Woche in die Saison, allesamt in der ARD: „Maischberger“ beendet die Winterpause am 16. Januar, Frank Plasberg mit „Hart aber fair“ am 17. Januar und „Anne Will“ am 20. Januar. „Maybrit Illner“ im ZDF ist bereits wieder auf Sendung – die heutige Ausgabe hat das Thema „Datenklau und Meinungsmache – droht ein schmutziges Wahlkampf-Jahr?“ Robert Habeck ist – trotz persönlicher Betroffenheit – nach aktueller Planung nicht dabei.

Die Grafik zeigt, welche Themen wie oft in den untersuchten Talkshows behandelt wurden

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Von Christian Burmeister und Johannes Christ/RND

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