Tag drei in Stuttgart

„Das perfekte Dinner“: Gastgeberin serviert „Glischda“ mit „Schwapas“ – und alle sind „Babs-satt“

„Mein Braten – geilo“: Babs (66) ist von ihrer Hausmannskost mehr als überzeugt.

„Mein Braten – geilo“: Babs (66) ist von ihrer Hausmannskost mehr als überzeugt.

Manches an ihrer Wohnung ist Babs (66) durchaus nicht geheuer: „Wenn gleichzeitig zwei Herdplatten an sind, geht automatisch die Nachttischlampe an“, beschreibt die lebenslustige Rentnerin merkwürdige Vorkommnisse im neunten Stock eines Hochhauses in Stuttgart. Der Vorführeffekt geht leider schief, dennoch bleibt es bei gelegentlicher Instabilität. Dabei ist ihr Menü so geradlinig, üppig und eindeutig sprachlich verankert wie eine schwäbische Hochzeitstafel:

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Motto: „Glischda“

Vorspeise: A baar guade Sächle; Hauptspeise: Sonndagsbroda / Spätzla / Soß / Grombiersalat / Feldsalat Nachspeise: Feschtdagsdorde / A klois Kiachle

„Mensch, das sind ja ‚Schwapas‘“, freuen sich Maria (29) und Thomas (44) beim Lesen von Babs‘ Vorspeisenarrangement. Da scheut die Mutter dreier erwachsener Kinder keine Mühen und Kalorien: Von der Maultasche über Flädlesuppe und Seidenwürstchen mit Senf bis hin zum Zwiebelkuchen vereinigen die Amuses-gueules bereits ein gesamtes eigenes Dinner.

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Klug- und Herrgottsbescheisserle

Babs‘ schwäbische „Glischda“ („Gelüste“) umfassen weiterhin „Grombiersalat“ (hinter dem sich Kartoffeln verbergen), den laut Babs einzig wahren Sauerbraten, nämlich die sonntäglich-schwäbische und natürlich rosinenlose Version, sowie eine bestens aufgelegte Gastgeberin („Mein Braten – geilo“) im Dirndl. „Ich bin teilweise ein bisschen chaotisch“, sagt sie inmitten von Topf- und Schüsselbergen. Das ist beim Kochen und Anrichten aber nicht nur von Nachteil. So ersetzt Babs bei ihren „Kloi Kiachle“ alias Miniguglhupfen zum Dessert den fehlenden Joghurt flugs durch Sauerrahm: „Ist doch eine Familie.“

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Und als ihre Schwarzwälder „Feschtdagsdorde“ aufgrund fehlender Festigkeit der Kirschmasse einzustürzen droht, entstehen aus den anvisierten Desserttürmchen einfach erneut in Sahne und Schokoflocken gewälzte „Scheiterhaufen“.

Die strenge Anja (52) hat mit der Nachtischkomponente, die sie im Übrigen selbst servierte, ein ganz anderes Problem: „Schwarzwälder Kirschtorte ist nicht schwäbisch, sondern aus Baden.“ „Ach komm, lass es gelten“, bittet Babs und widmet sich einer ähnlich charmanten Halbwahrheit – den laut Julian (29) perfekt gelungenen Maultaschen, auch als Herrgottsbescheisserle bekannt: „In ihnen verstecken die Schwaben Fleisch, das sie am Freitag nicht essen dürfen.“

Und so vergeht ein rustikal fröhlicher Abend, bei dem sich die Gäste als Höhepunkt auf einer lustigen, Motorgeräusche erzeugenden Waage wiegen müssen, kulinarischen Kindheitserinnerungen nachhängen, ihrer Gastgeberin solide 30 Punkte verleihen und am Schluss laut Maria (29) „pappsatt“ sind – oder ganz einfach wohlig Babs-satt.“

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RND/Teleschau

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