Corona-Pandemie lockt Deutsche wieder länger vor den Fernseher – auch Jüngere
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Eine Hand hält eine Fernbedienung vor ein Fernsehgerät.
© Quelle: picture alliance / dpa
Frankfurt. Im Corona-Jahr 2020 haben die Deutschen wieder mehr ferngesehen. Jeden Tag schalteten 72 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren ein, das waren 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die AGF Videoforschung am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Im Schnitt sahen Zuschauer ab drei Jahren demnach jeden Tag drei Stunden und 40 Minuten fern, die Nutzung lag mit einem Zuwachs von rund zehn Minuten damit deutlich über dem Vorjahresniveau. Besonders stark nahm laut AGF das Interesse an Nachrichtensendungen zu.
Die TV-Nutzung wachse sogar gegen den rückläufigen Trend der vergangenen Jahre, hieß es, und das, obwohl Quotengaranten wie die Fußball-Europameisterschaft und generell der Livesport coronabedingt ausfallen mussten. Auch bei den jüngeren Zielgruppen sei der Abwärtstrend im vergangenen Jahr gestoppt worden. Die 14- bis 49-Jährigen sahen laut AGF zwei Stunden und 17 Minuten am Tag fern, nahezu so viel wie 2019.
Zusammenhang zwischen der Sehdauer und Corona-Pandemie
Es sei ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Sehdauer und der Corona-Pandemie zu erkennen, sagte die Vorsitzende der AGF-Geschäftsführung, Kerstin Niederauer-Kopf. Vor allem im März und April, also während des ersten Lockdowns, aber auch im November und Dezember habe die durchschnittliche Sehdauer deutlich über den Vorjahresmonaten gelegen. Im klassisch-linearen TV werde die Nutzung „getrieben durch das starke Informationsinteresse“ der Zuschauer, besonders der Jüngeren, sagte Niederauer-Kopf.
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Die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 18. März 2020 mit dem Appell: „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“, erreichte laut AGF über alle Angebote und Endgeräte insgesamt 36,38 Millionen Menschen, fast jeder zweite Deutschsprachige habe eingeschaltet oder ein Video angeklickt. Auch die TV-Neujahrsansprache der Kanzlerin habe im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Publikum gefunden: 15,4 Millionen Zuschauer gegenüber 10,14 Millionen im Jahr 2019, was einer Steigerung um fast 52 Prozent entspreche. Bei den 14- bis 49-Jährigen betrug die Steigerung sogar mehr als 70 Prozent.
Großes Interesse an Nachrichten
Das große Interesse an Nachrichten spiegele sich nach Angaben der AGF auch in der Hitliste der fünf erfolgreichsten TV-Sendungen wider. Während sich 2019 keine Nachrichtensendung unter den Top-5-Formaten fand, standen 2020 gleich zwei an der Spitze: die „Tagesschau“ im Ersten vom 22. März – also nach der Ankündigung des ersten Lockdowns → mit 12,4 Millionen Zuschauern und das ZDF-„heute-journal“ vom 23. August mit ebenfalls 12,4 Millionen. Letzteres lief allerdings in der Halbzeit des Uefa-Champions-League-Endspiels Paris Saint-Germain gegen den FC Bayern München, das insgesamt 12,8 Millionen Menschen verfolgten. Im Unterhaltungsbereich rangierten gleich zwei Münster-„Tatorte“ ganz oben: „Es lebe der König“ (13,8 Millionen) und „Limbus“ (13,16 Millionen). Bei den Jüngeren schaffte es auch die Pro-Sieben-Show „The Masked Singer“ in die Top 5 (3,37 Millionen Zuschauer).
Die AGF Videoforschung GmbH (bis 2017 Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung) ist ein Zusammenschluss von Fernseh- und Streaminganbietern in Deutschland, in deren Auftrag die Einschaltquoten im deutschen Bewegtbildmarkt gemessen werden.
RND/epd