Comeback von „TV total“: Alles ein bisschen wie früher
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Sebastian Pufpaff moderiert die Neuauflage von „TV total“.
© Quelle: Henning Kaiser/dpa
Es waren sehr, sehr große Fußstapfen, in die er treten musste, das war Sebastian Pufpaff sicherlich vor Beginn der Neuauflage von „TV total“ schon klar. 16 Jahre lange hatte Alleskönner Stefan Raab die Show moderiert, mehr als 2300 Folgen lang. Aus der mal als klassische Late-Night-Show konzipierten Sendung wurde ein kreativer Spielplatz von Pro Sieben.
Sein Hit „Maschendrahtzaun“, Raabs legendäre „Pfui“-Kelle, das Nippelboard oder viele seiner Showableger wie Turmspringen, die Wok-WM und die Stock Car Challenge wurden Kult.
Umso überraschender war der Moment für viele seiner Fans, als Raab 2015 verkündete, die Sendung nicht mehr weitermachen zu wollen – und auch Pro Sieben entschied, die Late-Night-Show in Rente zu schicken. Anders als beispielsweise „Schlag den Star“, das der Sender mit neuer Moderation fortsetzte.
Erst am Montag bestätigte Pro Sieben die Gerüchte um die Fortsetzung der Show, zwei Tage vor der ersten Ausgabe. Wie ist die Neuauflage? Was ist neu? Und wie viel Nostalgie steckt in „TV total“? Ein kleiner Überblick.
„TV total“ – Was ist neu?
Einen kleinen Dämpfer gab es für Raab-Fans schon im Vorfeld: Der 55-Jährige kehrt nicht auf den Bildschirm zurück. Der Sendung bleibt Raab trotzdem treu: Er agiert als Produzent im Hintergrund. Seine Rolle vor der Kamera übernimmt Sebastian Pufpaff. Dem klassischen Pro-Sieben-Gucker ist Pufpaff vermutlich neu, der 45-Jährige war zuletzt hauptsächlich im Öffentlich-Rechtlichen unterwegs, zum Beispiel mit seiner Sendung „Noch nicht Schicht“ (3Sat) oder in „Pufpaffs Happy Hour“ (ZDF Kultur). Auf Twitter zumindest gab es für Pufpaffs Einstand sehr viel positives Feedback.
„TV total“ läuft nicht wie zu Raabs Hochzeiten viermal wöchentlich, sondern nur noch einmal am Mittwochabend. Dafür spendiert Pro Sieben der Show einen Prime-Time-Start und mit 60 Minuten eine etwas längere Sendezeit als früher.
Das Studio von „TV Total“ hat einen neuen Anstrich bekommen – ähnelt dem alten aber optisch stark. Wieder gibt es eine Treppe, über die Moderator und Gäste den Raum betreten können. Pufpaff wählte für seinen ersten Auftritt aber lieber eine Stange, an der er sich – professionell wie die Feuerwehr – hinabgleiten ließ. Das fahrende Podest gibt es weiterhin. Wir erinnern uns: so manch ein Gast geriet dabei früher ins Stolpern geraten, weil Raab absichtlich zu früh Gas gegeben hat. In der ersten Folge fuhr Pufpaff allerdings nur testweise alleine mit dem Podest hin und her – einen Gast gab es nicht.
„TV total“ - Welche Highlights sind noch dabei?
Weiterhin mit dabei ist Raabs Kultband: die Heavytones. Sie spielen wie schon seit 2001 die Titelmelodie und die Jingles zwischendurch live. Ob sie auch wie früher musikalische Liveacts begleiten, ist bislang unklar.
Auch das Nippelboard ist noch dabei. Gemeint sind die vielen Knöpfe, mit denen Pufpaff auf seinem Tisch kleine Clips einspielen kann. Der neue Host schien mindestens so begeistert vom Relikts wie die Fans der Sendung, freute sich schon zu Beginn: „Und es geht noch! Und es geht noch!“ Der meist gedrückte Knopf der ersten Sendung? Eindeutig Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) mit seinem Satz: „Is so!“
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Es ist noch da! Auch in der Neuauflage von „TV Total“ mit Sebastian Pufpaff kommt das berühmte Nippelboard zum Einsatz.
© Quelle: Willi Weber/ProSieben/dpa
Am Konzept der Show wird weiterhin festgehalten. Jede Sendung, in der etwas Ungewöhnliches oder Lustiges passiert, bekommt ihr Fett weg. Oder wie Pufpaff am Anfang sagte: „Warum wir zurück sind? Weil‘s nötig ist!“ Man werde jetzt „den ganzen Schrott da draußen wieder richten und bestrafen“. Besonders dick bekam es in der ersten Sendung ein Format ab, das kürzlich ein ähnliches Comeback hingelegt hat wie „TV total“ – nämlich „Wetten dass..?“. Pufpaff versuchte nicht nur, sich als schwangere Helene Fischer in der Nürnberger Sendung einzuschleichen, sondern scheiterte auch kläglich daran, bei der Baggerwette mitzumachen.
Zusätzlich will man aber auch einen Blick auf Podcasts werfen – und sie für den Zuschauer nicht nur aufs Korn nehmen, sondern sie auch sichtbar machen. So unterlegte Pufpaff in der ersten Sendung ein Gespräch von Markus Lanz mit Richard David Precht aus ihrem gemeinsamen Podcast mit Bildern aus Markus Lanz‘ Talkshow. Simple Komik, die immer noch funktioniert. Und an manchen Stellen sogar noch etwas fieser, als man es von Raab gewohnt war.
Wie war es?
Sebastian Pufpaff beweist, dass man nicht alles neu erfinden muss – und offenbar auch nicht will. Die Einspieler per Tastendruck, die Optik des Studios, die Zuschauerin, die die Begrüßung vorliest, ja selbst der Fistbump zu Beginn der Sendung – Pufpaff folgt nicht nur auf Raab, er tritt bewusst in seine Fußstapfen.
Die Sprüche sind witzig, aktuell, gut erzählt – warum etwas ändern, was lange funktioniert hat? Nervosität beim Newcomer – Fehlanzeige. Er macht das in der ersten Folge so souverän, als hätte er die Sendung selbst erfunden. Im Netz gibt es dafür reichlich Lob – zu Recht. Und wer weiß – möglicherweise belebt Pro Sieben auch mit ihm noch einen weiteren Klassiker, die „TV total Wok WM“ wieder?
Zumindest ein Clip am Ende zeigt Pufpaff, wie er nach einer verlorenen Wette in „Wetten dass..?“-Manier gefragt wird, was denn sein Wetteinsatz war. Puffpaffs Antwort: „Hat schon mal jemand versucht, in einem original chinesischen Wok eine Bobbahn runterzufahren?“