„Captain Planet“: ein Superheld, der seiner Zeit voraus war
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Die Zeichentrickserie „Captain Planet“.
© Quelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library
„Du hast die Macht!“, rief der muskelbepackte Typ aus dem Off, stieg hinterm Horizont hervor und streckte seine Faust in die Luft. Und plötzlich bestand doch wieder Hoffnung, dass die Welt noch gerettet wird.
Kinder der 1990er-Jahre dürften sich an diese Szene erinnern. Jeden Samstagmorgen im Fernsehen steuerte der Planet auf den Kollaps zu. In der Zeichentrickserie „Captain Planet“, die zu den beliebtesten Cartoons ihrer Zeit gehörte, war immer wieder eine Reihe Bösewichte drauf und dran, die Umwelt unumkehrbar zu zerstören. Um dies aber abzuwenden, hatte Gaia, die leidende Mutter Natur, aus allen Erdteilen eine Truppe Auserwählter zum „Planetenteam“ ernannt. Nur diese fünf Heranwachsenden konnten die Welt retten – meistens, indem sie Captain Planet riefen.
Zwei Jahrzehnte nach der Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen Anfang der 1990er-Jahre ist „Captain Planet“ weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei dürfte die Bedeutung dieser Serie kaum zu überschätzen sein. Wohl erstmals in der Geschichte des Zeichentrickmainstreams hatte ein Superheld nicht nur die Aufgabe, die Welt vor dem Bösen zu bewahren, sondern auch den Klimawandel zu bekämpfen. Durch Captain Planet wurden einer Generation von Kindern die Folgen unbegrenzten Konsums erklärt. Der namensgebende Protagonist ist ein smart aussehender Topathlet mit ozeanblauer Haut, waldgrünen Haaren und knallroter, knapper Badehose.
Serie als Metapher auf den schwierigen Umgang mit dem Planeten
Erfunden hatte die Serie der US-amerikanische Medienunternehmer Ted Turner, der einen Report über die Klimatrends der kommenden Jahrzehnte als Ausgangspunkt nahm. Seine Mitarbeiterin Barbara Pyle beauftragte der CNN-Gründer damit, die immer häufiger drohenden Fluten, Dürren und Wirbelstürme in einer kindergerechten Geschichte zu verarbeiten.
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Tatsächlich lässt sich die Serie als Metapher auf den schwierigen Umgang der Weltgemeinschaft mit dem von ihr bewohnten Planeten verstehen. Die fünf auserwählten Planetenretter und ‑retterinnen im Teenageralter – der naturverbundene Kwame aus Afrika, der großmäulige Wheeler aus Nordamerika, die schlaue Lenka aus Russland, die tierverliebte Gi aus Südostasien und der gutmütige Ma-Ti aus Südamerika – können nur gemeinsam vorankommen. Von Mutter Erde wurden sie mit je einem Ring ausgestattet, dessen Kraft einem Grundelement entspricht: Feuer, Wind, Erde, Wasser und Liebe.
Natürlich waren die Episoden so überzeichnet, wie man es von einem Cartoon für Kinder erwarten würde. So werden einzelne „Umweltschurken“ als Bösewichte ausgemacht. Plünder-King verfolgt Geschäftsinteressen, Graf Atomar steht für die Gefahren der Atomkraft, und Zarm verursacht Schaden durch die Eroberung fremder Länder. So wurden die jugendlichen Planetenretter – die sich außerdem nur in solarbetriebenen Fahrzeugen fortbewegten – zu noch offensichtlicheren Helden.
Captain Planet: Bringt Leonardo DiCaprio ihn ins Kino?
Der Superheld des Klimaschutzes war ähnlich cool wie Batman, Superman und Spider-Man. So war Captain Planet ab 1996, als den Schöpfern und Schöpferinnen nach vier Jahren, 113 Episoden und sechs Staffeln die Ideen ausgegangen waren, wohl auch nur vorerst Geschichte. Es heißt, Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio wolle sich am Stoff versuchen. Als Zeitpunkt für die Kinoausstrahlung kursiert das Jahr 2027.
Auf Grundlage der Serie wurde bald die Captain Planet Foundation gegründet, die durch Umweltschutzprojekte und Stipendien bis heute den weltweiten Nachwuchs zu Klimaschützern und ‑schützerinnen machen will. Das Motto, das vielen Millennials bis heute als Melodie des Jingles von damals in den Ohren klingeln dürfte: „Du hast die Macht.“
Die Probleme der Planetenretter und ‑retterinnen im wahren Leben mögen etwas komplizierter sein, auch die übernatürlichen Kräfte fehlen. Die klimatischen Katastrophenszenarien aber, die in den 1990er-Jahren als Cartoon gezeigt wurden, zeigen sich heute zusehends in den Nachrichten.