„Bergdoktor“ Hans Sigl: „Ich würde mit keinem Arzt Rollen tauschen wollen“

Auch in den neuen Folgen wird Dr. Martin Gruber (Hans Sigl) vor persönliche und fachliche Herausforderungen gestellt.

Auch in den neuen Folgen wird Dr. Martin Gruber (Hans Sigl) vor persönliche und fachliche Herausforderungen gestellt.

„Der Bergdoktor“ mit Hans Sigl in der Hauptrolle gehört für viele zum heimeligen Abend vor dem Fernseher dazu. An diesem Donnerstag, 13. Januar, zeigt das ZDF ab 20.15 Uhr ein „Bergdoktor – Winterspecial“. Eine Woche später, am 20. Januar, startet die Serie dann in ihre 15. Staffel.

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Herr Sigl, der „Bergdoktor“ geht in die 15. Staffel. Was machen Sie, dass Ihnen das nicht langweilig wird?

Ich mache gar nichts. Wenn der Moment zwischen „Bitte“ und „Danke“ beim Spielen immer noch gefüllt ist mit Kreativität, Spontanität und Lust, weiß ich, dass ich noch richtig dort bin. Wenn man nicht während des Takes darüber nachdenkt, was es beim Mittagessen gibt, hat man noch Bock. Und die Geschichten um Bergdoktor Martin Gruber entwickeln sich immer weiter.

Wie haben sich seine Geschichten denn entwickelt?

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Zunächst mal wurden die Geschichten von 45 auf 90 Minuten verlängert. Wir haben mehr Zeit und sind von dem anfänglich süßlichen Ton der „Bergdoktor“-Welt in eine etwas klarere, modernere Erzählweise gekommen. Martin Gruber hat sich auch verändert. Er ist pragmatischer und eindeutiger als am Anfang. Er muss jetzt nicht wegen jedem Bluthochdruck in Panik verfallen, sondern kann sich um das Wesentliche kümmern.

Meinen Sie, dass der „Bergdoktor“ deswegen nach wie vor erfolgreich ist?

Ja, das ist sicherlich auch ein Grund. 2021 war aber auch das Retrojahr: „Wetten, dass..?“ ist zurückgekommen, „TV total“ und viele andere Sendungen von früher. Wir haben mit dem „Bergdoktor“ dieses Retro­kaminfeuerchen am Laufen gehalten, was das Publikum im ZDF sehr schätzt. Die Zuschauer finden diese Familiengeschichte vor dem Wilden Kaiser sehr anziehend. Man wächst mit der Familie mit. Viele junge Frauen sind zum Beispiel mit der Filmtochter groß geworden. Das sieht man auch an der Zahl der Jungen, da ist die Quote kontinuierlich gestiegen.

Dieses Retrofeuerchen funktioniert aber nicht bei allen Formaten – bei „Rosamunde Pilcher“ sind zum Beispiel die Quoten in den letzten Jahren gesunken.

Ich glaube, das hat mit der Verortung der Hauptfiguren zu tun. Bei „Rosamunde Pilcher“ sind es immer andere Figuren. Das ist ein Format, das sich im Feelgood-Bereich immer abwechselt. Der „Bergdoktor“ ist als „Heimatfilm reloaded“ mit der Figur des Arztes und der Bergkulisse hingegen sehr verortet. Nach einer so langen Zeit glaubt man die Charaktere einfach schon gut zu kennen.

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Sie sind als Dr. Martin Gruber das Gesicht der Sendung. Haben Sie sich jemals auf die Rolle reduziert gefühlt oder hatten das Gefühl, deshalb nicht mehr für andere Rollen besetzt zu werden?

Ich werde natürlich weniger gefragt, weil ich von Juni bis Dezember in dieser Produktion eingebunden bin. Ich durfte dieses Jahr aber auch schon den zweiten Teil des Thrillers „Der Feind meines Feindes“ drehen. Auf der einen Seite habe ich kein Problem damit, dass ich für viele der „Bergdoktor“ bin. Ich wusste von Anfang an, dass das ein sehr prägendes Format ist. Lustig finde ich andererseits, dass immer, wenn ich zum Beispiel in einer Talkshow bin, das Präfix „Bergdoktor“ vor meinen Namen gestellt wird anstatt „Schauspieler“.

Wie lange wollen Sie denn noch als Bergdoktor machen?

Das nächste Jahr ist schon in Planung, und das Jahr darauf wird auch schon angedacht. Ich hatte wieder so einen Spaß diese Staffel, ein Ausstieg steht noch nicht zur Debatte.

Kritikerinnen und Kritiker nennen den Bergdoktor einen „Klischee-Arzt“. Was sagen Sie dazu?

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Wir machen keine Doku, sondern eine fiktionale Produktion. Ich spreche mit vielen Ärzten, die sagen, dass sie gern den Job vom Bergdoktor hätten. Der hat einen Patient in der Woche, und dem fährt er noch hinterher. Wir erzählen eben nicht den Tagesablauf eines Landarztes. Am Anfang hieß es oft auch, die Fälle seien zu kompliziert und die Krankheiten zu ausgefallen. Bei „Doctor House“ war auch manchmal nicht zu verstehen, was der behandelt hat, aber da waren die Zuschauer gnädiger. Bei einer deutschen Produktion ist das anders – das ist wie beim Bundestrainer, da wissen es auch alle besser. Das ist Fernsehunterhaltung, da kann man auch mal mit dem Klischee spielen.

Der Bergdoktor ist in einer fiktiven Welt unterwegs. Stellen Sie sich mal vor, er wäre Bergdoktor in Zeiten der Pandemie. Würden Sie da mit ihm tauschen wollen?

Ich würde mit keinem Arzt Rollen tauschen wollen. Ich habe dieses Jahr für eine RTL-Doku eine Herz-OP begleitet. Da habe ich klar gesehen, was da geleistet wird. Da ziehe ich den Hut vor. Aber ich könnte das nicht.

Wie sehr leiden Sie als Schauspieler unter der Corona-Krise?

Im Gegensatz zu meinen Bühnenkollegen war es so, dass wir mit einem gewissen Sicherheitsmanagement weiterdrehen konnten. Insofern waren wir alle sehr dankbar. Natürlich musste man sich erst mal daran gewöhnen, zwei- bis dreimal die Woche getestet zu werden. Und als die Impfung kam, habe ich mich sofort impfen lassen und bin jetzt geboostert. Aber wir konnten arbeiten – das ist das große Glück.

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Haben Sie Verständnis für Schauspielkolleginnen und -kollegen, die mit Aktionen wie #allesdichtmachen die Maßnahmen der Regierung infrage stellen?

Nein, ich habe dafür kein Verständnis. Es ging nicht um Kritik an den Maßnahmen der Regierung, sondern um anderes. Ich finde es zweifelhaft, sich unter dem scheinbaren Deckmantel der Satire einer fälschlich formulierten Faktenlage hinzugeben, dass wir in einer Zeit leben, wo man nicht mehr seine freie Meinungsäußerung machen darf. Ich finde es auch relativ unwitzig, wenn ein Schauspieler diesen Zweitütenwitz macht. Den kann man gern mal einem Patienten von der Intensivstation erzählen, ich glaube nicht, dass der das witzig findet. Insofern stelle ich mich da mit großer Klarheit dagegen.

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