Auf Wiederseh’n, A 10: Deutschlandfunk stellt Verkehrsmeldungen ein
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Stau und stockener Verkehr: Die Verkehrsmeldungen des Deutschlandfunks haben 46 Jahre lang über die Lage auf Deutschlands Straßen informiert. Jetzt ist Schluss.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Was so alles auf der Autobahn liegen kann: ein Balken, Bälle, ein umgestürzter Baum, Baustellenhütchen, eine Autotür. Eine Badewanne gar. Wer verliert denn bitte wie und warum auf der Autobahn eine Badewanne? Wer den Verkehrsfunk im Deutschlandfunk (DLF) hörte, wusste Bescheid, was zwischen Goldbach und Hösbach, zwischen Schwerte-Ergste und Westhofener Kreuz, zwischen Weisweiler und Eschweiler-Ost passierte. Doch nun ist Schluss: Ab Samstag (1. Februar) werden auf dem Sender keine Verkehrsnachrichten mehr zu hören sein – nach 46 Jahren.
Sender will Nachrichten ausführlicher senden
Zur Begründung sagt Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas-Peter Weber: „Wir wollen den Deutschlandfunk noch besser machen, das heißt jeden Tag rund 30 Minuten mehr Zeit für Nachrichten aus den Bundesländern, aus Deutschland und der Welt. Der Nutzwert bundesweiter Verkehrsmeldungen im Radio hat in Zeiten von Navigationsgeräten mit Echtzeitinformationen über das Verkehrsgeschehen deutlich abgenommen.“ Viele der Hörerinnen und Hörer hätten sich daran gestört. „Daraus ziehen wir die Konsequenz und bieten mit mehr Nachrichten einen echten Mehrwert“, sagte Weber weiter.
Das klingt nüchtern wie eine Verkehrsnachricht. Und doch geht so viel mehr verloren: ein Stück Kultur- und für viele auch ein Stück Lebensgeschichte. Denn so manche Ecke Deutschlands kannten wir nur aus dem DLF-Verkehrsfunk. Und dazu kamen die oft so wohlklingenden Namen: Bessenbach/Waldaschaff, Uphusen/Bremen-Mahndorf, Alleringersleben, Thieshope.
Damit geht wieder eine kleine Ära des Radios zu Ende. Auch wenn es nur die Verkehrsnachrichten sind: Sie gehörten zu den DLF-Nachrichten wie das Wetter zur Tagesschau. Es gab sie wochentags 37-mal am Tag, samstags 27- und sonntags 26-mal – also 238-mal pro Woche. Und wenn Radiomoderatoren wie DLF-Chefsprecher Gerd Daaßen mit ihrer vertrauten Stimme Unfälle zwischen zwei Autobahnabfahrten oder „zähfließenden Verkehr“ in einer Baustelle oder gar Wanderbaustellen ansagte, fühlte man sich auch im fahrenden Auto ein Stück weit wie zu Hause. Geborgen, auch wenn wir selbst im Stau standen. Der Satz „Zwei Fahrstreifen sind gesperrt“ gehörte ebenso zum Sprecherrepertoire wie die Formulierung „Gefahr durch einen defekten Bus“ oder „... läuft eine Entenfamilie über die Fahrbahn“. Und natürlich: „Ortskundige sollten den Bereich weiträumig umfahren.“
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Dank des DLF wusste man schon in Freiburg, ob man in Bremen mit Stau rechnen muss. Der Deutschlandfunk war zuletzt der einzige Sender, der bundesweite Staumeldungen brachte. Damit es nicht zu viel wurde, sortierten die Redakteure vorab. "Deutschlandfunk, 18 Uhr 9. Die Verkehrslage mit Staus und stockendem Verkehr ab 4 Kilometer Länge...".
Hörcollage vereint beste Verkehrsmeldungen
Die letzte Verkehrsmeldung wird am Freitagabend gegen 23.07 Uhr zu hören sein. Dann ist Schluss. Und Google Maps muss übernehmen. Oder die jeweils lokalen Radiosender. Aber zum Abschied sendet der Deutschlandfunk noch eine wunderbare Hörcollage. Der Künstler Carsten Schneider hat 70.000 Meldungen des Senders angehört und ein zum Teil rapartiges Hörstück („... zwischen Hamm, Hamm, Hamm, Hamm besteht Gefahr durch einen Hammer“) zusammengestellt. Es läuft am Samstag um 21.05 Uhr. Wenn die Sendung beginnt, wird zuvor keine Verkehrsmeldung mehr gelaufen sein. Für treue DLF-Hörer wird es ungewohnt sein. Und nicht nur zwischen Hückelhofen-Ost und Hückelhofen-West für manch wehmütige Minute sorgen. Land unter in Halstenbek-Krupunder? Nun, so weit wird es dann wohl doch nicht kommen. Trotzdem: Goodbye, A 2!
Im untenstehenden Tweet ist die Hörcollage bereits jetzt anzuhören:
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