Antisemitismus in “Es war einmal … das Leben”: Zeichentrickklassiker soll geändert werden

“Es war einmal ...” gibt es seit vielen Jahren in diversen Staffeln, hier ein Bild aus “Es war einmal ... der Mensch”.

“Es war einmal ...” gibt es seit vielen Jahren in diversen Staffeln, hier ein Bild aus “Es war einmal ... der Mensch”.

“Es war einmal … das Leben” läuft seit 35 Jahren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, momentan bei ARD-alpha, und online auch auf Netflix. Die Zeichentricksendung ist somit seit den 1980er-Jahren bei Kindern bekannt und beliebt. Nun steht eine Folge über das menschliche Abwehrsystem wegen einer antisemitischen Szene in der Kritik, wie “Übermedien” berichtet.

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Jiddisch sprechende Bakterien werden vergast

Zunächst geht es um Bakterien, Viren und Staphylokokken, die den Körper angreifen. Besondere Staphylokokken seien schlimm, “denn sie haben es gelernt, gegen viele Medikamente unempfindlich zu sein. Um sie zu bekämpfen, muss man sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen.” Die Bakterien sehen in der ursprünglich französischen Kindersendung vermenschlicht aus und können sprechen.

Im Laufe der Folge werden sie durch Gas zerstört: Währen die Staphylokokken auf dem Boden liegen, röcheln und fast am Gas ersticken, sagt eines den jiddischen Ausruf “Oy vey gevalt" (Im Video ab Minute 07:30 zu sehen). Dies ist ein jiddischer Ausruf der Wehklage und des Schocks.

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Sogar auf der offiziellen Seite der Kindersendung wird die Szene angemerkt und als “eine Anspielung an die Verbrechen im Dritten Reich” erklärt. Doch wie “Übermedien” deutlich macht, kann dies keine akkurate Anspielung sein: In dieser Folge von “Es war einmal … das Leben” sind die jiddisch sprechenden Figuren Bakterien, die Krankheiten auslösen. Juden werden somit als Krankheitserreger dargestellt, die zerstört werden.

Nur in der deutschen Version sprechen die Bakterien Jiddisch

Vertrieben wird die Serie von der NDR-Tochterfirma Studio Hamburg Enterprises. Der Chef für Marketing und Lizenzankauf, Thore Vollert, habe von der antisemitischen Synchronisation nichts gewusst. So sagte er auf Anfrage von “Übermedien”: “Es ist für uns ohne Zweifel nicht akzeptabel, eine in dieser Form tatsächlich leicht als antisemitisch interpretierbare Sequenz weiterhin unkommentiert zu vertreiben. Wir prüfen daher derzeit die technischen Möglichkeiten, die Passage im digitalen Vetrieb mittels der originalen Tonspur zu überblenden.”

Denn den jiddischen Ausruf gibt es tatsächlich nur in der deutschen Synchronisation. Warum die deutsche Tonspur antisemitisch gestaltet wurde, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Das Synchronstudio gibt es offenbar nicht mehr.

RND/am

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