Pickel, Mitesser, Akne: Wie Hautunreinheiten entstehen und was dagegen hilft
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Frau mit Akne.
© Quelle: iStock
Beim Schreiben kannte Charles Bukowski keine Hemmungen. Vielen ist er nur oberflächlich als Autor von Suff- und Sexgeschichten bekannt. Seine Fans hingegen schätzen seine stilistische Direktheit. Das erste Buch des Autors, der als Dreijähriger von Deutschland in die USA gekommen war, trug den Titel „Aufzeichnungen eines Außenseiters“. So sah er sich selbst, so trat er auf.
Und es deutet vieles darauf hin, dass dieses Einzelgängerdasein mit seiner Kindheit zu tun hatte. Er wurde gemobbt wegen seines deutschen Akzents – und wegen seiner extrem starken Akne am ganzen Körper. Als Teenager wurde er deswegen zeitweilig sogar vom Schulunterricht befreit. Als die Eiterpusteln später verheilt waren, hinterließen sie lebenslange tiefe Narben und Furchen im Gesicht. Der Autor hat das Thema Akne und Hautkrankheiten immer wieder in seinem Werk thematisiert. Das Beispiel Bukowski zeigt, wie sehr Haut auch unsere Psyche beeinflusst. Dabei bekommen schon viele schlechte Laune, wenn sie nur einen Pickel auf der Nase entdecken.
Gene und Hormone beeinflussen Entstehung von Mitessern und Pickeln
„Das Gesicht ist ein Kommunikationsfaktor“, sagt Prof. Peter Elsner, Sprecher der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Die Blicke des Gegenübers bleiben fast zwangsläufig an den roten Erhebungen hängen, insbesondere dann, wenn darauf weiße Spitzen zu sehen sind. Wer fühlt sich da wohl in seiner Haut? Meist wachsen Pickel in der Pubertät, wenn vermehrt Geschlechtshormone gebildet werden. Unter dem Einfluss von Androgenen produziert die Haut mehr Fett. Kann dieser Talg aus den Talgdrüsen nicht abfließen, weil eine Hornschicht den Ausgang verstopft, bildet sich ein Mitesser. Entzündet er sich, wächst ein Pickel. „Im Prinzip hat eigentlich jeder mal Akne gehabt, nur unterschiedlich stark“, sagt Elsner. Für das Ausmaß sind vor allem die Gene verantwortlich.
Im Prinzip hat eigentlich jeder mal Akne gehabt, nur unterschiedlich stark.
Peter Elsner, Sprecher der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft
Allerdings entwickelt sich auch bei Erwachsenen, die längst ihre Jugend hinter sich gelassen haben, oft noch die eine oder andere Hautunreinheit. „Anders als bei der jugendlichen Akne sind davon häufiger Frauen betroffen“, sagt die Hautärztin Gabriele Feller-Heppt aus Baden-Baden, die dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie angehört. Schuld daran sind unter anderem Hormonschwankungen, zu denen es in Schwangerschaft und Wechseljahren, aber auch vor der Menstruation kommen kann. Außerdem wirken sich Stress, Rauchen und besonders kohlenhydratreiche Lebensmittel negativ aus.
Pickel wegen Milch und Süßkram?
Tatsächlich gibt es Hinweise, dass an der Volksweisheit „Schokolade macht Pickel“ etwas dran ist. So gehen Dermatologen inzwischen davon aus, dass Lebensmittel wie Süßigkeiten und Weißmehlprodukte, die den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lassen, das Hautbild verschlechtern. Gleichzeitig stehen Kuhmilch und Milchprodukte wegen der darin enthaltenen Hormone und Wachstumsfaktoren als „Aknetrigger“ im Verdacht.
Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München, die im Mai vorgestellt wurde, zeigte bei Aknepatienten einen Mangel an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren, wie sie etwa in Nüssen, Hülsenfrüchten oder Lachs enthalten sind. Bei 94 der 100 Probanden lag der Spiegel unter dem empfohlenen Wert. Daher liegt es nah, dass eine Ernährung, die auf solche Lebensmittel setzt, der Haut guttut.
Zu viele verschiedene Pflegeprodukte sind nicht gut für die Haut
Es kommt aber auch auf die richtige Pflege an. „Mit 30 geht es meistens los mit den ersten Fältchen“, sagt Feller-Heppt. Im Kampf gegen die Hauterschlaffung setzen manche zu viele verschiedene Produkte ein, sodass die Haut am Ende überpflegt ist. „Das stresst die Haut“, mahnt die Dermatologin. Reizungen und verstärkte Unreinheiten können die Folge sein. Statt mit vielen verschiedenen Cremes und Wässerchen herumzuexperimentieren, rät sie dazu, von einer Dermatologin oder einem medizinischen Kosmetiker den Hauttyp bestimmen zu lassen und eine dazu passende Pflegeserie zu wählen. Das gilt insbesondere bei Akne: „Es gibt verschiedene Formen dieser Hauterkrankung. Danach richten sich auch die Empfehlungen zur Hautpflege.“
Auch Elsner plädiert dafür, selbst bei nur wenigen Hautunreinheiten zum Dermatologen zu gehen, um Rosazea, andere Hautkrankheiten oder Karzinome auszuschließen. Bei Akne gelte: „Je früher sie behandelt wird, desto geringer ist die Gefahr eines schweren Verlaufs und bleibender Narben.“
Pickel ausdrücken: Keime auf der Hand können „alles noch schlimmer machen“
Das Ausdrücken von Pickeln ist kein Patentrezept: „Vor allem über die Hände können Keime in die Haut geraten, die alles noch schlimmer machen“, erklärt Feller-Heppt. Sie empfiehlt, eitrige Stippen etwa mit sterilen, einzeln verpackten Einwegnadeln anzustechen und danach mit desinfizierendem Wundspray zu versorgen. „Besser ist es aber, etwas Alkohol auf einen Wattebausch zu geben, den Pickel damit zu betupfen und anschließend eine antiseptische Creme aufzutragen.“ Von Hausmitteln wie Teebaumöl und Honig rät die Dermatologin ab. Hilfreich könne dagegen Salicylsäure sein, die in vielen Antipickelprodukten enthalten ist: „Sie ist sinnvoll, wenn die Poren verstopft sind“, sagt Feller-Heppt. „Zudem wirkt sie desinfizierend.“
Make-up und Abdeckstifte sind erlaubt, wenn sie zur Haut passen: Wer zu Akne neigt, sollte ölfreie Produkte mit dem Zusatz „nicht komedogen“ verwenden, rät die Ärztin. Dadurch ist gewährleistet, dass sie keine neuen Unreinheiten provozieren – Komedo heißt nämlich Mitesser.
Peelings verbessern Hautbild
Grundsätzlich empfehlenswert für ein klares Hautbild sind aus dermatologischer Sicht Peelings. Bei Akne liegt unter anderem eine „Verhornungsstörung der Talgausführungsgänge“ vor, wie der Hautarzt Siegfried Möller aus Wiesbaden erklärt. Durch sogenannte Schälkuren würden die Wege sozusagen freigeräumt. Im Trend liegen Präparate mit Retinol (eine Vitamin-A-Variante), die gegen Hautunreinheiten und -alterung wirken sollen. Entsprechende Produkte werden in Drogerien und Apotheken verkauft. Auch in Arztpraxen werden Retinol-, Fruchtsäure- und Salicylsäurepeelings angewandt, allerdings in höheren Konzentrationen. Sie tragen zur Verbesserung des Hautbilds bei: „Durch die Ansäuerung der Haut ergibt sich ein schädigendes Umgebungsmilieu für die Aknebakterien und ein wichtiger Schäleffekt für die Haut“, berichtet Möller. Er rät aber davon ab, als Laie damit zu experimentieren. Denn dafür brauche es viel Erfahrung.
Daneben haben Dermatologen viele weitere Waffen gegen Akne: von Kombinationspräparaten zum Auftragen über Blaulicht- und Laserbehandlungen bis hin zu Tabletten. In sehr schweren Fällen können Kapseln mit dem Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin helfen. „Heute ist jede Akne heilbar“, sagt Feller-Heppt. Diese Erkenntnis kommt für den Teenager Charles Bukowski, der in den 1930er-Jahren aufwuchs, zu spät. Doch selbst vom Überschminken der Krater dürfte er nichts gehalten haben: „Das Problem mit einer Maske ist, dass sie sich nie ändert.“