Handkäs mit Musik: So stellen Sie das traditionelle Gericht aus Hessen selbst her
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Handkäs mit Musik ist ein traditionelles hessisches Gericht, bestehend aus Harzer Rolle, Zwiebeln, Essig und Öl.
© Quelle: picture alliance / Jan Haas
Der klingende Name täuscht ein bisschen darüber hinweg, was man schließlich auf dem Teller vorfindet: Handkäs mit Musik ist im Rhein-Main-Gebiet aus kaum einem gutbürgerlichen Gasthaus wegzudenken, besteht aber nur aus wenigen, sehr simplen Zutaten. Bestellt ein Gast die Spezialität, bekommt er kleine, rundliche Sauermilch-Käselaibe in einer Marinade aus Kümmel und Zwiebeln gereicht. Nicht gerade große Oper.
Dabei ist das Verspeisen für jemanden, der nicht damit vertraut ist, fast so kompliziert wie das Beziehungsgeflecht in „Figaros Hochzeit“: Erst wird ein Stück Käse abgeschnitten und auf eine Scheibe Schwarzbrot mit Butter gelegt. Die Zwiebelmischung wird darüber gestrichen – erst danach darf abgebissen werden. Die Gabel bleibt bei diesem Prozess neben dem Teller liegen.
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Der Stolz auf die Speise ist in der Region groß – so groß sogar, dass der Begriff „Hessischer Handkäs“ als Ursprungsbezeichnung seit 2010 EU‑weit geschützt ist. Konkret heißt das: „Hessischer Handkäs“ ist nur „Hessischer Handkäs“, wenn er auch wirklich in Hessen hergestellt wurde.
Wenig Fett, viel Eiweiß
Dabei muss gesagt werden, dass die Speise durchaus polarisiert. Entweder man mag sie, oder eben nicht – dazwischen gibt es nichts. Die süß-saure Zwiebel-Kümmel-Mischung ist also definitiv etwas für Liebhaber und schmeckt mit Apfelwein am besten.
Für gesundheitsbewusste Genießerinnen und Genießer gibt es Gründe, das Käsegericht nicht zu verschmähen. Der traditionelle Handkäs wird aus Magerquark hergestellt und hat einen Fettgehalt von gerade einmal einem Prozent – wartet aber mit 25 Prozent Eiweiß auf. Früher wurde er mit der Hand geformt – daher der Name –, und er verrät, je nach Reifungsgrad, im Inneren noch etwas von seiner weichen Quarkvergangenheit. Handkäs ist deshalb auch ein echtes Powerpaket, das dem Körper ausreichend Baustoffe für die Muskeln liefert. Er ist ein idealer Snack für Wanderungen oder eine gute Grundlage für Weinproben.
Geschichte des Handkäs’ mit Musik
Erste schriftliche Aufzeichnungen über den Handkäs stammen aus dem 19. Jahrhundert, als ein Händler den Käse auf dem Mainzer Markt verkauft haben soll. Wann die Zwiebel-Öl-Mischung ins Spiel kam, bleibt unklar. Es heißt jedoch, dass der Handkäs mit Musik einst als Arme-Leute-Essen galt.
Musikalität wird dem Gericht aufgrund seiner Marinade unterstellt. Denn die Zwiebeln im Apfelwein-Essig-Öl-Gemisch sollen bei der Verdauung für reichlich ungewollte Töne sorgen. Wer nun lieber auf die Traditionsspeise verzichten will, kann beruhigt sein: Der Kümmel im Käse und in der Marinade kann allzu lauten Geräuschen entgegenwirken.
Rezept für Handkäs mit Musik
Für zwei Portionen Handkäs mit Musik werden zwei bis vier Laibe Hessischer Handkäse (oder Harzer Roller) benötigt. Die Käse werden in eine Schale oder auf einen Teller gelegt. Dann wird die Marinade aus jeweils vier Esslöffeln Apfelwein, Essig sowie Öl hergestellt.
Alle Zutaten in eine Schale geben und kräftig mischen. Eine oder zwei (je nach Geschmack) sehr klein geschnittene Zwiebeln und ein halber Teelöffel Kümmel sowie eine Prise Salz und Pfeffer ergänzen das Gemisch. Danach wird die Marinade direkt über den Käse gegossen und beides zugedeckt einige Stunden an einem kühlen Ort zum Durchziehen abgestellt. Achtung: In den Kühlschrank sollte der Handkäs mit Musik nicht wandern. Gegessen wird das Gericht mit Brot und Butter.