Sollten Filter gekennzeichnet sein?

„No filter needed“: Warum wir uns öfter mal ein ehrliches Bild machen sollten

Ein Selfie ohne Filter hochladen? Das ist für viele Menschen undenkbar.

Ein Selfie ohne Filter hochladen? Das ist für viele Menschen undenkbar.

Hallo, mein Name ist Ninia, und ich nutze Filter in den sozialen Netzwerken. Die lustigen, die mir sagen, welcher Käse zu mir passt (Camembert), oder solche, die mir Sommersprossen ins Gesicht zaubern. Aber auch die, die meine Haut weicher machen, die Rötungen verschwinden lassen, meine Lippen aufpolstern und mich wacher erscheinen lassen. Als ich zuletzt in einem Onlinemeeting in der Kamera erschien, sagte eine andere Teilnehmerin: „Na, du siehst aber nicht fit aus.“ Ich war fit. Ich war bloß ungeschminkt.

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Blick für die Realität geht verloren

Und über meinem Gesicht lag keine künstliche Intelligenz, die mich vor anderen zehn Jahre jünger macht. Ich sagte: „Ich bin nur nicht geschminkt.“ Und es legte sich eine kurze Ruhe über den digitalen Raum.

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Wer sich und andere täglich nur gefiltert wahrnimmt, hat irgendwann keinen Blick mehr für die Realität. Künstliche Intelligenz, die uns jünger, schmaler und glamouröser macht, wirkt inzwischen so echt, dass man beim Blick ins reale Gesicht richtig enttäuscht sein kann. Ach, ich bin gar kein Hollywoodstar, der morgens zwei Stunden in der Maske saß? Das ist nicht nur ein Gefühl.

Filter sollten gekennzeichnet sein

Unterschiedliche Studien haben ergeben, dass Filter in den sozialen Medien die Zufriedenheit mit dem eigenen Äußeren, vor allem unter jungen Nutzerinnen und Nutzern, negativ beeinflussen. Und dass Social-Media-Nutzung allgemein zu einem negativen Körperbild beitrage. Überraschung! Man orientiert sich an dem, was man sieht. Und das ist entweder die gefilterte Version der Lieblingsinfluencerin oder die gefilterte Version von sich selbst.

Youtuberin Silvi Carlsson forderte schon im letzten Jahr mit einer Petition, dass Filter und Retusche in sozialen Medien gekennzeichnet werden sollten. Sie lösten immensen Druck aus und schadeten der mentalen Gesundheit. Die Gleichstellungsbeauftragten der Länder sehen das ähnlich und fordern eine Kennzeichnungspflicht für bearbeitete Bilder und Videos mit Filtern. Diese solle vor allem für kommerzielle Tätigkeiten und Influencerinnen und Influencer mit mehr als 10.000 Followern gelten. In Norwegen gibt es das schon seit 2022. Sowohl in klassischen als auch in sozialen Medien müssen Bilder und Videos gekennzeichnet werden, wenn das Aussehen von Personen geändert wurde.

Wir müssen unsere Gedanken ändern

Eine Kennzeichnungspflicht erscheint mir wichtig und richtig. Aber das Allheilmittel wird sie nicht sein. Natürlich bin ich mir bewusst, dass keine Werbeanzeige, die ich sehe, unbearbeitet ist. Unter Druck gesetzt fühle ich mich trotzdem ab und an. Und natürlich würde eine Kennzeichnung diese Täuschung noch einmal mehr hervorheben – vor allem für junge Nutzerinnen und Nutzer. Aber wir sehen weiterhin die mehr als perfekten Bilder.

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Was wir ändern müssen, sind unsere Gedanken. Unser Bild von uns und von anderen. Wovon wir uns lösen müssen, ist die Bewertung von anderen und durch uns selbst. Akzeptanz wäre ein Ziel. Wir müssen nicht alles abfeiern, was wir sehen. Aber wenn mein müdes, filterloses Gesicht auf dem Bildschirm auftaucht, könnte man dann fragen: „Wie geht es dir?“ Und ich könnte immer noch entscheiden, ob ich sage, ich sei wirklich müde, das sehe man ja sicher, oder ob ich mein ungeschminktes Gesicht mein Gesicht sein lasse.

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