Bei „Ms. Monopoly“ werden Frauen bewusst bevorteilt – und das ist gut so

Das Cover der neuen Edition „Ms. Monopoly": Anstatt des schnauzbärtigen Mr. Monopoly ist jetzt seine Nichte auf dem Cover zu sehen.

Mit der neuen Edition „Ms. Monopoly“ möchte Hasbro junge Unternehmerinnen und Erfinderinnen ehren. Auf dem Cover: Mr. Monopolys Nichte.

© Quelle: Hasbro

Aus Mr. Monopoly wird Ms. Monopoly: In der neuesten Edition des Brettspielklassikers werden Frauen bewusst bevorteilt. Das sorgt für Empörung in den sozialen Medien. Doch vielleicht ist genau das die richtige Herangehensweise an das Thema Gender-Pay-Gap, meint RND-Autorin Jessica Orlowicz.

Jessica Orlowicz
 

Hannover. Super Mario, die Minions und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Seitdem 1936 die erste deutsche Ausgabe des Brettspielklassikers „Monopoly“ in den Handel kam, wurden etlichen Personen und Figuren eigene Editionen gewidmet. Die neueste Ausgabe heißt „Ms. Monopoly“ – und sorgt für mächtig Aufregung in den sozialen Netzwerken. Bei dieser Variante starten „Monopoly“-Spielerinnen mit mehr Geld als ihre männlichen Mitspieler. Und wenn sie über das „Los“-Feld ziehen, erhalten Frauen 40 Dollar mehr als die Herren der Schöpfung. Passend dazu kaufen Spieler keine Grundstücke mehr, sondern bahnbrechende Erfindungen von Frauen, zum Beispiel das WLAN oder Solarheizungen. Spielehersteller Hasbro möchte durch die bewusste Bevorteilung von Frauen auf dem Spielfeld auf das Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt, auch bekannt als Gender-Pay-Gap, hinweisen, heißt es. Das ist ein ehrenwertes Anliegen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Lesen Sie auch: Gender-Pay-Gap: Bei „Ms. Monopoly“ werden bewusst Frauen bevorteilt

Gleichberechtigung sieht anders aus

Sicherlich: Das veränderte Spielprinzip mag zwar anschaulich, aber letztlich doch etwas schlicht sein. Die Übervorteilung der weiblichen Mitspieler ist weder gerecht noch ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Manchen lädt das Bonusgeld für Frauen sogar zur Häme ein. Außerdem haben Spielehersteller in der Regel selbstverständlich nicht nur die Gleichberechtigung vor Augen, sondern suchen auch immer nach Wegen, ein etwas verstaubtes Brettspiel neu ins Gespräch zu bringen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Ms. Monopoly“ thematisiert ein wichtiges Thema – und das ist gut so

Und doch taugt der Marketinggag dazu, eine Debatte um das Gehaltsgefälle weiterzutragen, die weit über das Spielgeld von Monopoly hinausreicht. Der sogenannte Gender-Pay-Gap ist noch immer drastisch. In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Selbst wenn herausgerechnet wird, dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten oder in Berufen tätig sind, die schlechter bezahlt werden, liegt das Gefälle noch bei 6 Prozent. Dadurch sind Frauen überdurchschnittlich oft im Alter finanziell abhängig. Wenn nun „Ms. Monopoly“ dazu beiträgt, dass darüber einmal mehr geredet wird, dann ist das vernünftig. Und wenn ein männlicher „Monopoly“-Spieler zumindest mal für die Dauer eines Spieleabends nicht vom Fleck kommt, weil alle weiblichen Mitspieler an ihm vorbeiziehen, dann kann das vielleicht für das gegenseitige Verständnis der Geschlechter auch nicht schaden.

Das könnte Sie auch interessieren: Berufsnetzwerke für Frauen: Gemeinsam erreicht man mehr

Mehr aus Lifestyle

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Verwandte Themen

Top Themen

Aktuelles
Zecken

Letzte Meldungen

Neuer Mietpreisbericht veröffentlicht

Karte zeigt: Wo Studenten in Deutschland am teuersten wohnen – und wo am günstigsten

Studierende, die eine Wohnung oder ein WG-Zimmer suchen, müssen immer mehr Geld dafür einplanen. Nicht nur die Mietpreise, auch die Heizkosten sind deutlich gestiegen, wie der neue Studentenwohnreport zeigt. Die Liste der teuersten Studienorte hat zudem nun einen neuen Spitzenreiter.

 
Berufe mit Zukunft

Für diesen Job braucht es viel Empathie: Was macht ein Schulsozialarbeiter?

Sie leisten wichtige Arbeit an den Schulen, ganz ohne den Druck die Schülerschaft bewerten zu müssen. Für Schulsozialarbeitende steht die Beziehungsarbeit im Mittelpunkt. Sie schreiten ein, wenn es zu Konflikten kommt. Was es dafür braucht? Ein dickes Fell und jede Menge Einfühlungsvermögen.

 
Kostenfrei bis 17:00 Uhr lesen
Rassemblement National in Frankreich

Die Grand Dame der Rechten stellt ihren Zögling in die erste Reihe

Offiziell ist der 28-jährige Jordan Bardella Parteichef des rechten Rassemblement National und Spitzenkandidat für die EU-Wahl. Er hat Erfolg besonders bei jungen Wählern in der Unterschicht. Und doch behält seine Mentorin Marine Le Pen weiterhin die Oberhand.

 
Tino Krause im RND-Interview

Meta-Europa-Chef: „Wir glauben nicht, dass es eine einzige superintelligente KI geben wird“

Meta bringt in seine Apps Chatbots und andere Funktionen mit künstlicher Intelligenz. Außerdem präsentierte der Konzern am Mittwoch ein neues Headset. Reicht das, um der Technologie den Durchbruch zu verschaffen? Im RND-Interview spricht Meta-Europa-Chef Tino Krause über VR, das Metaverse und den Wettbewerb mit Apple.

 
Ende der Sommerzeit

Umstellung auf Winterzeit: eine Stunde vor oder zurück?

Im Oktober werden die Uhren umgestellt: „Gewinnen“ oder „verlieren“ wir dabei eine Stunde? Was Sie über die Umstellung auf Winterzeit wissen müssen und warum die Abschaffung der Zeitumstellung immer noch auf sich warten lässt, lesen Sie hier.

 
Squats, Deadlifts und Co.

Never Skip Leg Day: Was es mit dem Extratrainingstag für die Beine auf sich hat

Was ist der Leg Day, wie wichtig ist er, und was muss für ein erfolgreiches Beintraining beachtet werden? Ein Überblick.

 
Kommentar

Die Pflegekräfte müssen sich auch an die eigene Nase fassen

Tim Szent-Ivanyi

Die Löhne zu niedrig, die Arbeitsbelastung zu hoch, der Mangel an Fachkräften akut: In der Pflege liegt so viel im Argen wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich. Trotzdem sollten Pflegekräfte nicht immer nur mit dem Finger auf die Politik zeigen. Denn für 1,7 Millionen Beschäftigte sind sie erstaunlich schlecht gewerkschaftlich organisiert.

 
Vorschau auf die nächsten Folgen

So geht es bei „Sturm der Liebe“ weiter

Liebe, Intrigen und eine gehörige Portion Drama – darum dreht sich alles in der ARD-Telenovela „Sturm der Liebe“. Wie geht es in den nächsten Folgen weiter? Mit unserer Vorschau bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

 
Vorschau auf die nächsten Folgen

So geht es bei „Rote Rosen“ weiter

„Rote Rosen“ gehört zu den meistgeschauten Telenovelas im deutschen Fernsehen. Wie es in den nächsten Folgen weitergeht, lesen Sie hier.

 
Unterwegs in Südtirol

Klimakrise im Sehnsuchtsort in den Alpen: „Ich mag mir diesen trostlosen Anblick kaum vorstellen“

Unsere Autorin Marie-Luise Braun fährt seit ihrer frühen Kindheit immer an denselben Ort in den Südtiroler Alpen. Für sie ein Sehnsuchtsort, der heute vom Klimawandel schwer gezeichnet ist. Nicht mehr dorthin zu fahren, ist für sie trotzdem keine Option. Ein Ortsbesuch.

Spiele entdecken