Warum wir weniger perfektionistisch und stattdessen authentisch sein sollten
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Ein perfektes Bild abgeben? Das kann auf Dauer auf Kosten der Authentizität gehen und ganz schön langweilig sein.
© Quelle: Pixabay
Hamburg. In Zeiten der Selbstoptimierung und der Suche nach dem rundum sorgenfreien Leben, geraten viele in den Strudel des Perfektionismus. Wir wünschen uns den perfekten Job, die perfekten Kinder, das perfekte Haus, die perfekte Beziehung – das perfekte Leben eben. Doch was hat das mit der Realität zu tun und wie hoch ist der Preis, den wir dafür bezahlen?
Medien verstärken den Wunsch nach Perfektionismus
In einer Zeit, in der uns über Wege wie Social Media und das Fernsehen suggeriert wird, dass die Welt anderer perfekt ist, und dass wir, wenn wir nur noch diese eine Diät machen, nur dieses eine Auto kaufen, unser Leben ebenso perfekt gestalten können, wird es schwierig, wirklich echt zu sein. Perfektionismus und Authentizität stehen sich dann oft im Weg.
Doch nun mal Butter bei die Fische: Wer fühlt sich immer pudelwohl? Wer geht jeden Morgen freudestrahlend zur Arbeit? Wer ist jeden Tag wie frisch verliebt in seinen Partner? Niemand. Und das wissen wir eigentlich auch. Trotzdem lassen wir uns immer wieder von Medien, Models oder Influencern mitreißen. Warum?
Menschen neigen dazu, sich mit anderen zu vergleichen
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph
Vielleicht, weil wir uns nach etwas mehr Leichtigkeit in unserem Leben sehnen. Vielleicht, weil es einige unerfüllte Wünsche gibt. Vielleicht auch, weil wir uns eine erfülltere Beziehung wünschen. Doch wie der dänische Philosoph Søren Kierkegaard schon sagte: “Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.”
Der französische Aufklärer Montesquieu wusste auch, warum: “Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.” Doch auch wenn wir das wissen oder zumindest ahnen, wir vergleichen uns dennoch.
Suggestion der perfekten Welt kann als Motivation dienen
Das Gefährliche daran ist, dass wir in eine Abwärtsspirale geraten können. Wenn das Leben der anderen so viel glücklicher als unser eigenes Leben ist, kann die gefühlte Kluft so groß werden, dass uns diese unüberwindbar scheint. Doch warum nehmen wir diese Suggestion der perfekten Welt nicht als Motivation? Warum nutzen wir das verliebte Paar von Gegenüber nicht als Vorbild, um unserer eigenen Beziehung wieder etwas mehr Schwung zu verleihen? Warum sehen wir den Typen, der am Bahnhof auf dem Riesen-Plakat stolz sein Sixpack präsentiert, nicht als Motivation, um auch mal wieder Sport zu treiben?
Wir haben die Wahl. Immer. Wir können uns im Perfektionismus anderer verlieren oder wir nehmen die Bilder dankbar an, um unsere eigene Fantasie anzuregen. Und was ist mit unserer Authentizität? Tief in unserem Inneren möchten wir alle so geliebt werden, wie wir sind. Doch wie können wir das erwarten, wenn wir uns nicht auch genau so zeigen? Erneut steht uns der Perfektionismus im Weg.
Authentizität dem Perfektionismus vorziehen
Es gibt trostlose Tage, ungeliebte Körperstellen, langweilige Aufgaben im Job, nervende Eigenschaften des Partners. Aber all das gehört zu uns und unserem Leben. Ebenso wie die guten Seiten. Tage voller Glück, aufregende Paar-Erlebnisse, tiefgreifende Gespräche mit lieben Menschen, unvergessliche Momente. Und genau darum geht es.
Wir können nicht immer glücklich sein, aber authentisch. Dürfen wir das sein und werden dafür wertgeschätzt, erfahren wir eines der besten Gefühle überhaupt: Wir werden um unser selbst willen geliebt. Da dieses Gefühl sehr viel tiefgreifender und nachhaltiger ist, als die oft leere Hülle eines perfekten Lebens, sollten wir mutig sein und unsere Authentizität dem Perfektionismus vorziehen. Denn wir haben die Wahl. Immer.
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch „Der Liebesode“ (Luther Verlag) ist 2019 im Handel erschienen.