Warum das eigene Ego einer gesunden Beziehung im Weg steht
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In toxischen Beziehungen sind beide Partner scheinbar wie gefangen im Täter-Opfer-Kreislauf.
© Quelle: imago images/Panthermedia
Hamburg. Viele von meinen Klienten kommen zu mir, weil sie sich in toxischen Beziehungen befinden. Was macht diese Beziehungen aus? Sie basieren in der Regel darauf, dass einer der beiden Partner die Verbindung zu retten versucht, aber dabei ordentlich draufzahlt – und der andere manipuliert und nimmt. Das kann im Gewand von Fremdgehen geschehen, häufig handelt es sich auch um einen Partner mit egozentrischen oder sogar narzisstischen Anteilen. Beide sind scheinbar wie gefangen im Täter-Opfer-Kreislauf. Die Rollen können dabei theoretisch durchaus wechseln, insbesondere in einer neuen Beziehung.
Keine faulen Kompromisse
Hier würde ich aber gern etwas weiter ausholen. Es geht auch, aber nicht nur um die toxischen Beziehungen. Es geht darum, seine eigene Spielfläche sauber zu halten. Ich bin überzeugt davon, dass wir in unserem Umfeld anfangen müssen, für Frieden und Klarheit zu sorgen. Wenn es um Beziehungen geht, können wir nur bei uns anfangen. Wenn wir unsere Kontakte und Liebesbeziehungen auf ein neues Level heben wollen, dürfen wir nicht mehr faule Kompromisse akzeptieren, vor allem aber sollten wir uns auch an unsere eigenen Standards halten.
Wenn es um Beziehungen geht, können wir nur bei uns anfangen.
Das fängt eigentlich schon im Freundeskreis an. Ein Freund von dir meldet sich nur, wenn er etwas will. Ihr habt schon darüber gesprochen, aber es bleibt so. Ist das noch die Energie, die du leben möchtest? Oder: Du hattest vor ein paar Wochen ein Online-Date, ihr hattet ein Treffen, und dann hast du nichts mehr gehört von ihm. Plötzlich, nach zwei Monaten, taucht die Person wieder auf. Du fragst, warum sie sich jetzt erst wieder meldet. Sie sagt, sie hätte „viel gearbeitet“. Was sagt das jetzt über diesen Kontakt? Willst du jemanden daten, dem einfach langweilig ist und für den du keine Priorität bist? Oder: Du wirst von jemand Tollem an der Tankstelle angesprochen und um deine Telefonnummer gebeten. Du fragst schlauerweise, ob derjenige überhaupt Single ist. Die Antwort lautet: „Fast, die Beziehung läuft gerade aus.“ Willst du an diesen Kontakten, die auf einer Lüge basieren und wahrscheinlich in einem schmerzvollen Beziehungsdreieck enden, überhaupt teilnehmen?
Wie wichtig ist uns unser Seelenfrieden?
Natürlich betrifft das auch Beziehungen ganz generell: Willst du jemandem noch fünf weitere Chancen geben, der dich mehrfach betrogen hat oder deine Grenzen nachhaltig nicht akzeptiert? Willst mit jemandem zusammen sein, der dich runterzieht oder sich nicht an deinen Erfolgen freut? Diese Entscheidungen sind leicht zu treffen, wenn das Gegenüber uns nicht wirklich stark interessiert. Wenn aber unser eigenes Ego betroffen ist, es sich vielleicht aufgewertet fühlt, weil das Gegenüber besonders attraktiv ist oder uns (oft haltlos) alles verspricht, was wir uns wünschen, dann wird es spannend. Wie sehr stehen wir für uns ein? Wie wichtig ist uns unser Seelenfrieden?
Wir dürfen entscheiden, was und wen wir an uns heranlassen.
Es geht dabei aber nicht darum, die Welt in Gut und Böse einzuteilen: Jeder macht das, was ihm gerade möglich ist oder was er gerade will. Aber wir dürfen entscheiden, was und wen wir an uns heranlassen. Dabei geht es nicht um die Person an sich, sondern um die Energie, die darin mitschwingt. Wenn es um die eigene Entwicklung geht, darf man ruhig wählerisch sein. Man muss sein Herz nicht verschließen. Aber vielleicht passt es zu einem späteren Zeitpunkt besser!
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen unter www.liebeschip.de.