Gescheitertes Familienglück: Wenn aus scheinbarer Liebe zerstörerische Angst wird

Was ist, wenn der Schmerz über völlig zerschlagene Familienträume kommt?

Was ist, wenn der Schmerz über völlig zerschlagene Familienträume kommt?

Als sie sich kennenlernten, war Frank so apart und melancholisch. Niemals hätte Karin geahnt, dass sie eines Tages wegen ihm Hals über Kopf die Flucht ergreift. Zum ersten Mal getroffen haben sich die beiden, als sich Karin während ihres Medizinstudiums als neue WG-Partnerin vorstellte. Für Frank war schon in diesem Moment klar: Die heirate ich mal. Es dauerte gut eineinhalb Jahre, bis die beiden ein Paar wurden. Karin war damals 24 Jahre alt, gerade von einer Auslandsreise aus Peru zurück und ungebunden.

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Ein Zustand, der für Karin Seltenheitswert hatte. Denn bevorzugt lebte sie in Beziehungen. Alleine sein wollte sie nicht, verlassen werden noch weniger. Deshalb war sie es, die rechtzeitig Beziehungen beendete, um erst gar nicht von Liebeskummer zu Fall gebracht zu werden. Sie und Frank wurden also ein Paar und lebten schnell eine Art leidenschaftliche Hassliebe. Es war ein Wechselspiel aus Macht und Ohnmacht. Im besten Fall aufregend, im schlimmsten Fall zerstörerisch.

In unserer Rubrik "Alles Liebe" erzählen wir regelmäßig wahre Geschichten von Liebe und Beziehungen.

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Plötzlich schwanger und eine Hochzeit in Las Vegas

Grundsätzlich war die Beziehung mit Frank für Karin gar nicht so verbindlich. Eher eine temporär angelegte Geschichte. Fernab hatte sie große Pläne. Nach dem Studium wollte sie im Ausland arbeiten. Vielleicht in Südafrika? Ein positiver Schwangerschaftstest war dann das Aus für berufliche Träumereien. Abtreibung kam für Karin nicht infrage, hatte sie doch einige Jahre zuvor die ärztliche Diagnose erhalten, es sei wahnsinnig schwierig, überhaupt schwanger zu werden.

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Und so hatte die Aussicht auf ein Kind tausendmal mehr Gewicht als jeder Berufsplan oder die Tatsache, dass Frank nicht gerade der Traumpartner für ein anstehendes Familienprojekt war. Dennoch: Acht Wochen vor der Geburt ihres kleinen Sohnes flogen die beiden Hals über Kopf mit einem Studententicket nach Las Vegas. Es war wie in einer skurrilen Komödie: Stretchlimousine, H&M-Kleid, besoffener Referent, gekaufte Trauzeugen. Zumindest hatten Karin und Frank im Moment der Trauung das Gefühl, zusammenzugehören.

Die Sehnsucht nach der heilen Familie

Der kleine Momo kam auf die Welt. Frank nahm eine Stelle als Lehrer an. Karin gab ihr Bestes, eine heile Familie zu kreieren. Dennoch: Von reichlichen Glücksgefühlen konnte nicht die Rede sein. Natürlich liebte sie ihren Sohn. Aber in der Ehe fühlte sie sich einsam, abhängig und in ständigem Kampf um das Gefühl bedingungsloser Liebe. Was ihr Mann stattdessen gab – und davon reichlich – war Gemotze und Ignoranz. Im Alltäglichen beteiligte er sich so gut wie nie.

In einer solchen Situation hilft manchmal nur eine bestimmte Form von Intimität, um Nähe und Wärme zu schaffen. Das Resultat war Kind Nummer 2: ein kleines Töchterchen. Karins Devise lautete weiterhin: Wenn ich mich nur genug anstrenge, dann wird alles gut. Eine Jobaussicht für Frank in Dubai kam ihr tatsächlich gelegen. Der Ortswechsel würde bestimmt neue Möglichkeiten auftun, Frank zufriedener machen, sie inspirieren – Hauptsache Veränderung. Und so verschlug es die beiden mit ihren Kindern in die Vereinigten Emirate.

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Seitensprung und Gewalt zerstören das Familienglück

Die anfängliche Begeisterung wich der Ernüchterung. Karins Hoffnung auf Arbeit stellte sich als utopisch heraus. Sie machte eine Fortbildung, mehr als Fluchtpunkt aus dem frustrierenden Familienalltag. Ansonsten war da nur Streit, zu wenig Geld, Unsicherheit. Die Fortbildung beinhaltete einen Spezialkurs in Deutschland. Und bei diesem Kurs begann Karin eine kurze Affäre mit einem anderen Teilnehmer. Das Gefühl, nach all der Zeit wertgeschätzt zu werden, war für sie reinster Balsam.

Umso härter dann die Rückkehr nach Dubai zu Frank. Und er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ein unerträglicher Zustand, der völlig eskalierte als Frank Karin bei einem Streit an die Gurgel ging. Von da an hatte Karin Angst vor ihm, fühlte sich gedemütigt und voller Wut. Gleichzeitig erdrückten sie Schuldgefühle: Sie war die Fremdgeherin. Sie war diejenige, die das Familiengefüge bedrohte. So nahm sie es zumindest wahr. Und nun litten die Kinder unter ihren Schwierigkeiten.

Die Flucht in ein neues Leben

Immer wieder wurde Frank übergriffig. Karin suchte Rat in einem Frauenhaus. Der Anwalt empfahl ihr, mit den Kindern sofort das Land zu verlassen. Aber Frank hatte die Pässe versteckt. Dann der entscheidende Moment: Karin fand durch Zufall die Ausweise der Kinder in seinem Auto. Ab da ging alles Schlag auf Schlag. Sie fuhr nach Hause, packte wirr Sachen zusammen. Suchte parallel nach Flugtickets. Die Kinder waren bei einer Geburtstagsfeier. In panischer Angst holte Karin die beiden ab, fuhr mit den völlig überrumpelten Kindern zum Flughafen. Es war eine Zitterpartie, bis sie in Deutschland landeten und bei Karins Eltern unterkamen.

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Die Spuren der Vergangenheit bleiben

Endlich in Sicherheit fiel Karin in ein tiefes Loch. Was war nur geschehen? Ihre Ehe ein Trümmerfeld, mittendrin zwei komplett überforderte Kleinkinder. Und eine Frau, die nicht mehr wusste, was sie alles fühlte: Selbstvorwürfe, Erschöpfung, Traurigkeit, Zorn. Es dauerte noch zwei Jahre, bis die Scheidung durch war. Auf dem Papier waren sie endgültig getrennt. Aber emotional sah es für Karin anders aus. Schmerz und Angst lassen sich nun mal nicht mit einer Unterschrift auslöschen. Und gemeinsame Kinder binden auch nach dem Ehe-Aus weiter.

Die Flucht aus Dubai liegt zehn Jahre zurück. Damals war Karin Anfang 30. Wenn sie heute darüber spricht, dann sehr sachlich und reserviert. Mehr geht nicht. Sie und Frank leben in derselben Stadt, haben sich wegen der Kinder irgendwie arrangiert. Sie trifft Frank nur in absoluten Ausnahmefällen. Denn die Angst vor seiner Unberechenbarkeit ist noch immer da, genauso der Schmerz über völlig zerschlagene Familienträume. Es ist ein Lebensabschnitt, der emotional besser gedeckelt bleibt.

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