Frühlingsgefühle: Warum die Hormone jetzt verrücktspielen

Im Frühjahr spielen die Hormone verrückt.

Im Frühjahr spielen die Hormone verrückt.

Hannover. Nein, es ist kein Mythos: Frühlingsgefühle gibt es wirklich. Sobald die Temperaturen steigen, werden viele Menschen aktiver, flirten wieder und sind einfach gut drauf. Nicht umsonst heißt es, dass im Frühjahr die Hormone verrücktspielen. “Im Frühling wachen wir aus einem Modus der wenigen Aktivitäten auf, weil die Temperaturen steigen und das Tageslicht eine positive Auswirkung auf die Psyche hat”, sagt Hormonbiologe Alexander Lerchl von der Jacobs-University in Bremen.

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Sonnenstrahlen unterdrücken Melatonin und stimulieren Serotonin

Das euphorische Gefühl im Frühjahr lässt sich durch hormonelle Veränderungen erklären: „Im Frühling wird das im Winter sehr aktive Hormon Melatonin unterdrückt – das setzt den Stoffwechsel in Gang. Im Gegenzug wird der Neurotransmitter Serotonin mehr ausgeschüttet, der für eine bessere Stimmung sorgt", so Lerchl.

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Im Winter ist der menschliche Melatoninspiegel grundsätzlich erhöht, weil es länger dunkel ist. Das intensivere Sonnenlicht im Frühling stimuliert hingegen das Serotonin. So fühlen wir uns wieder wacher und aktiver. Psychologische Untersuchungen haben außerdem gezeigt: Wenn Sonnenstrahlen auf die Haut treffen, schüttet das Gehirn vermehrt das Glückshormon Endorphin aus. Endorphin ist ein Botenstoff, der in der Hirnanhangdrüse gebildet wird, als Schmerzstiller wirkt und bei positiven Erlebnissen ausgeschüttet wird.

Lust auf Sex steigt: Testosteron-Ausschüttung im Frühjahr erhöht

Mit den steigenden Temperaturen wird auch die Kleidung legerer. Die optischen Reize tun dann das Übrige

Alexander Lerchl, Hormonbiologe

Auch das Sexualhormon der Männer, das Testosteron, steigt im Frühling und Sommer an. Es ist aber nicht nur ein Sexualhormon. Testosteron ist auch wichtig für die Psyche und sorgt dafür, dass sich Männer körperlich wohler fühlen. Das hat auch zur Folge, dass die Lust auf Sex steigt. Bei Frauen gibt es so einen jahreszeitlichen Hormon-Rhythmus hingegen nicht, doch das Frühjahr steigert auch meist ihr Libido. Denn ein Faktor spielt für beide Geschlechter eine entscheidende Rolle: “Mit den steigenden Temperaturen wird auch die Kleidung legerer. Die optischen Reize tun dann das Übrige”, weiß der Hormonbiologe.

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Frühlingsgefühle durch Sport und Spaziergänge im Sonnenlicht steigern

Wer sich bei Sonnenschein noch sportlich betätigt, wird merken, dass die gute Laune und das Glücksgefühl noch weiter steigt. “Sport und Spaziergänge im Sonnenlicht fördern die Frühlingsgefühle,”, sagt Lerchl. Denn dadurch würden die Stresshormone zusätzlich reduziert, die im Frühjahr ohnehin weniger produziert werden.

In vielen Studien wurde zudem belegt, dass Sport grundsätzlich einen stimmungsaufhellenden Effekt auf den Geist ausübt. Verantwortlich dafür sind die Botenstoffe, wie Endorphine und Morphine, die schmerzlindernde und stimmungsaufhellende Wirkung haben

Vitamin D: Durch Sonnenlicht gebildet

Der Genuss von Sonnenstrahlen wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Zahlreiche Studien haben bewiesen, dass es einen deutlichen Zusammenhang gibt, zwischen gedrückter Stimmung und einem Vitamin D-Mangel. So wurden depressive Verstimmungen bei Menschen, die am Mittelmeer leben kaum festgestellt, bei Menschen, die in Skandinavien leben, häufiger. Wird ein Vitamin D-Mangel aber ausgeglichen, steigt die Laune.

Gesunde Menschen bilden Vitamin D vor allem über die Haut im Sonnenlicht. Dabei genügt es, Hände, Gesicht und Teile von Armen und Beinen von der Sonne bestrahlen zu lassen. Der Körper nutzt die UVB-Strahlung der Sonne und stellt Vitamin D aus einem zuvor in der Leber modifizierten Cholesterin in der Haut her. Es ist wichtig für die Knochen, das Immunsystem und die Muskeln. “Das Sonnenlicht, mit seinem kompletten Farbspektrum ist für uns Menschen wahnsinnig wichtig, weil wir darüber Botenstoffe, also Hormone, produzieren”, sagt Mediziner Dr. Johannes Püschel, Facharzt für Allgemeinmedizin.

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Frühlingsgefühle in Zeiten der Corona-Krise möglich?

Da spielt die Psyche eine große Rolle: Das ist ja praktisch ein Gefühl des Eingesperrtseins

Alexander Lerchl über die Corona-Krise

Derzeit ist weniger von Frühlingsgefühlen als von dem Coronavirus die Rede. Immer mehr Menschen müssen auch in Deutschland einige Zeit in Quarantäne verbringen oder isolieren sich aus Angst vor einer Infektion freiwillig. “Da spielt die Psyche eine große Rolle: Das ist ja praktisch ein Gefühl des Eingesperrtseins”, sagt Lerchl. Hinsichtlich der Corona-Krise sei es sehr wichtig, dass Leute – wenn es nicht verboten wird – spazieren gehen, um frische Luft zu schnappen und Tageslicht abzubekommen. Das verhindere auch, dass Menschen ihren Gedanken zu sehr nachhängen.

Doch für Paare könnte die Quarantäne-Zeit bedeuten, dass häufiger miteinander Sex haben– zumal die mit den steigenden Temperaturen auch die Frühlingsgefühle zunehmen: “Wenn man der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen will, dann, dass Leute eher zuhause bleiben (müssen) und sich Zeit für das nehmen, wofür sonst die Zeit fehlt”, sagt der Experte. Das könnte aber auch einen anderen Effekt haben: “Was auf jeden Fall erwartbar ist, dass es in neun Monaten einen Baby-Boom gibt”, prognostiziert der Humanbiologe. Bekanntlich werden bei Stromausfällen ja auch mehr Kinder gezeugt.

Von RND/bk/js

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