Paartherapeutin: „Die Eifersüchtigen haben von der Krise profitiert“
/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ENV3P32UP5ABDAQF2UEWGSGOMQ.jpeg)
Viel Zeit zu zweit in der Pandemie: Allmählich wird die Luft für einige Paare dünn.
© Quelle: Axel Heimken/dpa
Der erwartete Babyboom nach den Lockdowns ist vorerst ausgeblieben, genauso wie die Zunahme von Scheidungen: Dennoch sehen die Potsdamer Paartherapeuten Nadja und Clemens von Saldern deutliche Pandemieeffekte für Partnerschaften.
„Die Eifersüchtigen haben sehr profitiert von der Krise. Nach dem Motto: Endlich ist mein Mann zu Hause und nicht ständig auf Dienstreise. Endlich geht er nicht ständig abends mit seinen Freunden weg – und wer weiß schon, ob er dann nicht Freundinnen trifft? Am Anfang war die erzwungene Zweisamkeit neu und für manche Beziehungen gut – zumindest, wenn man nicht in einer kleinen Wohnung mit vier Kindern wohnt“, sagte Nadja von Saldern der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ).
Durch die Corona-Schutzmaßnahmen sei generell die Gelegenheit für außerpartnerschaftliche Abenteuer zuletzt sehr begrenzt gewesen, ergänzt Clemens von Saldern: „Die haben es schwerer, es fehlen die sozialen Räume fürs Fremdgehen. Im Homeoffice trifft man keine Kollegen – die sind meist die am besten greifbaren Fremdgehpartner. Es gibt keine Messen mehr, die Restaurants sind eingeschränkt geeignet derzeit.“
Wirken sich all diese Umstände positiv auf die eigene Partnerschaft aus? Nicht unbedingt offenbar: Dort beobachten die Paartherapeuten eine Art „Langeweileeffekt“: „Für Sex ist Spannung wichtig und Adrenalin. Wenn alles so langweilig und eingefahren ist, hört das auf. Die Stimmung ist außerdem schlecht. Man kommt genervt nach Hause.“ Um Liebe zu geben, müsse man frei atmen können, autonom sein, es selbst wollen, so Nadja von Saldern.
Jeden Abend beieinander sitzen zu müssen, sei da nicht förderlich. Von Saldern: „An die Nestingphase zu Beginn der Pandemie schloss sich leider keine echte Freiheitsphase an.“
RND