So lernen Sie, mit Schwächen und Fehlern Ihres Partners umzugehen
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Fällt die rosarote Brille, sehen wir die Schwächen und Fehler des Partners – und reagieren oft genervt.
© Quelle: PeopleImages/Getty Images
Hannover. Was immer wieder faszinierend am Menschsein ist: wie unperfekt wir sind. Es ist ein Fakt, der den meisten von uns zu schaffen macht. Fast alle streben wir nach Perfektion und Selbstoptimierung, auch gut sichtbar an dem Erfolg von Influencern in sozialen Medien. Tatsächlich ist dieses Ziel aber nicht zu erreichen. Wir sind perfekt in unserer Imperfektion – aber das ist schwer zu spüren.
Einander samt Stärken und Schwächen akzeptieren
Oft sehen wir in unseren Partnerschaften auch schmerzlich, dass unser Gegenüber alles andere als vollkommen ist. Es ist ein wunderbarer Anteil von Liebesbeziehungen, wenn wir einen Partner haben, der auch unsere Schwächen lieben kann. Einen, bei dem wir nicht ständig „leisten“ müssen. Eigentlich ist es gerade das Wesen von Liebe, den anderen voll umfänglich zu akzeptieren für das, was er ist. Dazu gehört, nicht alles zu werten, was der Partner tut – und natürlich uns selbst zu akzeptieren. Das wiederum fällt unter das „Fach“ Selbstliebe.
Während man es natürlich gerne genießt (oder sogar einfordert), dass der andere einen mit allen Macken liebt, ist es manchmal gar nicht so leicht, diese Liebe zurückzugeben. Die „Schwachstellen“ des Partners – dass er der eigenen Ansicht nach zum Beispiel nicht genügend aufräumt oder sich zu selten meldet – fallen uns extrem auf. Sie nerven uns und sind Anlass für Kritik und vielleicht sogar Belehrungen.
In einer guten Beziehung sollten ernste Probleme angesprochen werden
Natürlich soll man sagen, wenn einem etwas nicht gefällt. Natürlich ist Kommunikation wichtig in jeder Beziehung. Das gilt auch für unangenehme Themen. Doch es geht darum, den „Sweet Spot“ zu finden zwischen alles runterschlucken und alles ansprechen. Wenn du zum Beispiel mit dem Aufräum-Level deines Partners schlicht und ergreifend nicht leben kannst, ist es wichtig, das zu thematisieren und eventuell auch die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
Aber es sollte nicht der Ausgangspunkt für endlose Belehrungen oder sogar Abwertungen sein. Wenn es sich wiederum um Kleinigkeiten handelt, dürfen wir wirklich überlegen, ob jede Socke angesprochen werden muss und so wichtig ist, dass sie die Stimmung immer weiter vergiftet. Witzigerweise ist man viel geneigter, Dinge aus Liebe zu ändern (die vielleicht gerade auch daraus entsteht, wie sehr der Partner uns annimmt), als dass man es unter Druck tut. Ist es nicht viel schöner, den Partner als eine Art Gesamtpaket anzunehmen? Ist es nicht schöner, anzuerkennen, dass wir alle nicht perfekt sind und dass gerade das doch das Salz in der Suppe ist? Verlieben wir uns nicht eigentlich in Kanten und Ecken?
Der Selbstwert entscheidet, wie wir über den Partner urteilen
Das zugrunde liegende Thema ist dabei auch der Selbstwert. Oft lehnen wir Dinge an anderen ab, die wir in ähnlicher Weise selbst auch tun und nicht wahrhaben wollen. Wenn wir sie wahrnehmen würden, müssten auch wir feststellen, dass wir ebenfalls nicht perfekt sind – und schon schon fühlen wir uns wieder „nicht gut genug“. Dabei sind wir das. Wir waren auch immer gut genug. Unser Wert hängt in keinster Weise davon ab, auf welcher Stufe irgendeiner Leiter wir vermeintlich stehen. Auch unser Partner war schon immer gut genug. Also: Prüfe, ob du wirklich damit leben kannst, wie dein Partner ist. Prüfe ganz in Ruhe. Und wenn du damit leben kannst, dann versuche nicht andauernd, ihn zu verändern, sondern nimm ihn, wie er ist. Und wundere dich dann darüber, wie viel sich plötzlich für beide verändern kann.
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch „Der Liebesode“ ist 2019 im Handel erschienen.