„Zombieland 2“: So ist der zweite Film der Zombiebusters

Die vier von der Zombieabwehrstelle: Little Rock (Abigail Breslin, v.l.), Wichita (Emma Stone), Tallahassee (Woody Harrelson) und Columbus (Jesse Eisenberg) in „Zombieland 2: Doppelt hält besser“.

Die vier von der Zombieabwehrstelle: Little Rock (Abigail Breslin, v.l.), Wichita (Emma Stone), Tallahassee (Woody Harrelson) und Columbus (Jesse Eisenberg) in „Zombieland 2: Doppelt hält besser“.

Es war einmal in einem von Zombies verheerten Amerika, da trafen vier Menschen aufeinander, die einander der Einfachheit halber nach ihrem Herkunftsort benannten: Der verträumte Columbus (Jesse Eisenberg als Erzähler), der nur scheinbar knallharte Tallahassee (Woody Harrelson), die gewieft-genervte Wichita (Emma Stone) und die nur scheinbar unbedarfte junge Little Rock (Abigail Breslin). Im „Zombieland“ von Regisseur Ruben Fleischer brachten sie ihr Leben damit zu, sich am Leben zu erhalten.

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Das war nicht einfach, denn die Zombies hier waren keine trüb-tumben Taumeltassen wie bei George A. Romero oder in der megaerfolgreichen Serie „The Walking Dead“, sondern fiese Flitzer, die die 100 Meter in zwölf Sekunden schafften, Turbozombies, wie man sie aus den Zombiaden von Danny Boyle kannte. Columbus hatte sich deshalb ein Survival-Regelwerk aufgestellt. Oberste Regel: „Fitness“. Mit seiner 32. Regel wurde diese Litanei jüngst sogar in Indiefilmer Jim Jarmuschs Zombiekomödie „The Dead Don’t Die“ erwähnt: „Genieß die kleinen Dinge.“ Genau!

Eigentlich hätte flugs eine Fortsetzung hergemusst

„Unfassbar, wie schnell sich Dinge von ,scheiße‘ zu ,superscheiße‘ entwickeln“, stellte der Off-Erzähler Columbus damals eingangs fest. Auch unfassbar, wie man aus Dingen, die ,superscheiße‘ sind, große Unterhaltung destillieren kann. „Zombieland“ (2009) war (und ist bis heute) die lustigste Zombiekomödie nach Edgar Wrights britischem Pub-Pulp „Shaun of the Dead“. Und weil sie nicht gestorben waren am Ende von 84 herrlich kompakten Minuten vergnüglicher Horrorschau, musste schnell eine Fortsetzung her.

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Es kam aber keine. Zehn Jahre mussten die Fans warten – und das, obwohl der Zombie die große Horrorfigur des zweiten Millenniumjahrzehnts wurde und sogar Brad Pitt seinen Zombiefilm bekommen musste. Jetzt erst lässt Fleischer seine Fleischfresser erneut auf das Heldenquartett los. „Zombieland 2“ nun trägt im Untertitel die vierte Columbus-Regel: „Doppelt hält besser.“ Was nicht nur sagen will, dass man bei Zombies besser nachprüft, ob sie wirklich erledigt sind, sondern dass dieser Film längst überfällig war.

Columbus: „Danke, dass Sie uns gewählt haben!“

Man hat es selten, dass in den Sneakpreviews genannten „Blindverkostungen“ noch nicht offiziell angelaufener Filme im Kinosaal eine Regung gezeigt wird. Bei „Zombieland 2“ aber hört man viele „Jas“ und begeistertes Gejuchze im Dunkel der Popcornvertilgungszone, sobald klar ist, welcher Streifen zu sehen ist. Vorschusslorbeeren, wo Fortsetzungen dem geneigten Publikum doch meist dazu dienen festzustellen, was vom herausragenden Original man diesmal vermisst. Dass Columbus und Wichita ein Paar würden, war fast klar, dass der alte Cowboysack Tallahassee sich der jungen Little Rock zuwenden würde, hat schon beinahe etwas Päderastisches – Endzeit hin oder her. Egal, man hat tatsächlich lange auf dieses Sequel gewartet, es geradezu ersehnt, und wenn Eisenbergs Columbus zu Beginn sagt: „Sie haben viel Auswahl, wenn es um Zombie-Entertainment geht. Danke, dass Sie uns gewählt haben“, ist das reines Understatement.

Und so erleben wir, geschrieben von den Menschen, die uns auch den ruchlosen Superhelden „Deadpool“ auf die Leinwand brachten, wie unsere Zombiebusters große Baudenkmäler der untergegangenen USA besuchen. Wie sie im grün überwucherten Weißen Haus die silberne Pistole entdecken, die Elvis einst Präsident Nixon geschenkt hat. Und wie Tallahassee im Weihnachtsmannkostüm daraufhin auf die Idee kommt, man könne ja mal, nein, müsse unbedingt in Graceland vorbeischauen – dem Zuhause von „Elvis Aaron Fucking Presley“.

„Du lebst noch, weil Zombies Gehirne fressen“

Unverhofft kommt jedoch oft in Filmhandlungen, und selten wird die Sache schöner, als man sie sich ursprünglich erträumt hatte: Da Wichita einen Heiratsantrag von Columbus (mit dem berühmt-berüchtigten Hope-Diamanten) nicht verkraftet und zusammen mit Little Rock in Tallahassees Chevy flieht, müssen die Männer schon mal unstandesgemäß in einem hässlichen blauen Minivan reisen. Und dann entpuppt sich Graceland auch noch als verfallene Bruchbude, die sich kein Folk-Hobo mit Akustikgitarre mehr als Unterschlupf auswählen würde. Immerhin treffen sie auf die hübsche Madison (Zoey Deutch), eine sexy Blondine mit blonder Stimme und blonden Gedanken, die fortan den Blondinenwitzkalender abreißt, bis auch Tallahassee einen zum Besten gibt: „Weißt du, wieso du noch lebst? Weil Zombies Gehirne fressen!“

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Es geht diesmal um den Sehnsuchtsort aller in Zombieapokalypsen von Filmen, Serien, Comics und Büchern gestrandeten Helden, um die verbliebene oder neu errichtete Zivilisationsinsel, auf der man wieder anfangen kann und auf der einem die Herden und Horden der Untoten nichts mehr anhaben können. Wie der Vergnügungspark am Ende des ersten Films ist diese Burg des Friedens der Ort des Showdowns. Unglücklicherweise ist dieses „Babylon“ genannte Refugium von Neohippies bewohnt, die alle Waffen zu Love-and-Peace-Amuletten umgegossen haben und Bob-Dylan-Songs als die eigenen ausgeben – ein kleiner Verweis auf Danny Boyles Alle-Beatles-Songs-vergessen-Komödie „Yesterday“.

Vorm Anschnallen immer erst die Fenster hochkurbeln!

Bis dahin und vor allem dort strotzt dieses Roadmovie vor splattrigen Actionsequenzen, die erneut durch Superzeitlupe Wirkung zeitigen, aber nicht mehr ganz so grandios und schwarzhumorig geraten sind wie die des ersten Films. Auch ist die Quote geglückter Gags nicht mehr ganz so hoch wie im Original. Immer noch freilich werden in diesen 99 Minuten ausreichend Treffer gelandet, dass einem die süßen Popcornflocken nicht im Munde sauer werden. Ist „Zombieland“ ein Kultfilm, so ist „Zombieland 2“ allerdings nur noch eine sehenswerte, energiegeladene Horrorsause. Was natürlich nicht wenig ist.

Für einen hier aus Furcht des Schreibers vor Spoilerhass namentlich unerwähnt bleibenden Darsteller ist „Zombieland 2“ bereits der dritte Zombiefilm – er spielte zuletzt auch in Jarmuschs „The Dead Don’t Die“ mit. Und vielleicht ist er ja auch im nächsten „Zombieland“-Film dabei, der garantiert (beim Franchisewahn der jüngeren Zeit und eingedenk der Tatsache, dass die Hauptdarsteller auch nicht jünger werden) deutlich früher kommen wird. Er wird dann wohl im Untertitel die dritte Regel tragen: „Anschnallen.“ Wobei man in Zombieapokalypsen vor dem Anschnallen natürlich immer erst die Fenster hochkurbeln sollte.

„Zombieland 2: Doppelt hält besser“, Regie: Ruben Fleischer, mit Jesse Eisenberg, Emma Stone, Woody Harrelson, Abigail Breslin, 99 Minuten, FSK 16.

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