„Womit haben wir das verdient?“: Allah ist eine Frau
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Grundkurs Islam: Wanda (C. Peters), Nina (C. Zitzenbacher).
© Quelle: Foto: Neue Visionen
Hannover. Die Eltern Wanda und Harald (Caroline Peters, Simon Schwarz) sind längst geschieden und leben mit neuen Partnern. Beide sind perplex, als ihre 16-jährige Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher) mit einem Hijab bekleidet in die Familientherapiestunde kommt. Nina ist zum Islam übergetreten – online.
Zusammenprall der Kulturen in einer Patchworkfamilie
Für die Atheistin Wanda wäre es schon schlimm genug, wenn die Tochter katholisch geworden wäre. Von nun an möchte Nina Fatima genannt werden.
Die Ausgangslage bietet reichlich Zündstoff für eine Culture-Clash-Komödie. Der Zusammenprall der Kulturen findet vor allem innerhalb der Patchworkfamilie statt. Ninas, Pardon, Fatimas besonders strenge Auslegung des Islam führt zu komischen Situationen.
Dabei arbeitet die österreichische Regisseurin Eva Spreitzhofer gern mit humoristisch zugespitzten Klischees. Auch Katholiken und Rechtsradikale kriegen ihr Fett weg.
Die Toleranzgrenze einer Feministin wird getestet
Gleichzeitig zeigt der Film die Widersprüche einer sich als liberal verstehenden Gesellschaft auf. Die Toleranzgrenze der feministisch geprägten Wanda wird getestet. Kann die Mutter ihrem Kind die Selbstbestimmung verwehren, die sie für sich in Anspruch nimmt?
Immerhin setzt sie sich mit dem Glauben ihrer Problemtochter auseinander. Ein kluger Drehbuchschachzug: Auch das Islambild des Zuschauers wird geweitet. Wanda bekommt Kontakt zur Mutter der besten Freundin ihrer Tochter, die eine weniger strenggläubige Muslima ist, und sagt: „Die meisten muslimischen Frauen tragen kein Kopftuch. Aber die bemerkt man nicht.“
So erweist sich diese boulevardeske Komödie differenzierter als vermutet. Und wer weiß: Vielleicht ist Allah ja auch eine Frau.
Von Jörg Brandes/RND