Jazzpionier am Saxofon: Wayne Shorter ist tot
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Der Jazzmusiker Wayne Shorter ist tot.
© Quelle: Anthony Anex/KEYSTONE via epa/dp
Los Angeles. Er galt mit seinen ebenso lyrischen wie komplexen Kompositionen als einflussreicher Erneuerer des Jazz und als Pionier am Saxofon - nun ist Wayne Shorter tot. Er sei am Donnerstag in Los Angeles im Beisein seiner Familie gestorben, teilte Alisse Kingsley, eine Repräsentantin des mehrfachen Grammy-Gewinners, mit. Shorter wurde 89 Jahre alt. Angaben zur Todesursache wurden nicht gemacht. In der Mitteilung Kingsleys wurde der Musiker als ein sanftmütiger Geist gewürdigt, der stets wissbegierig und auf der Suche gewesen sei.
Sein Debüt feierte der 1933 in Newark im US-Staat New Jersey geborene Tenorsaxofonist im Jahr 1959, später sollte er Mitglied in zwei der bahnbrechendsten Jazz-Formationen werden: Die Jazz Messenger von Schlagzeuger Art Blakey und Miles Davis' Quintet, bekannt als das Second Great Quintet. Shorters Karriere umspannte mehr als 60 Jahre, in denen er mit zahlreichen Stars zusammenarbeitete. So gründete er 1970 die Jazz-Fusionband Weather Report mit, wirkte an rund zehn Alben von Folksängerin Joni Mitchell mit und ging unter anderen mit dem Gitarristen Carlos Santana und der Jazzrockband Steely Dan auf musikalische Entdeckungsreisen.
Starpianist Herbie Hancock nennt Shorter „einen Meister“
Viele Kompositionen Shorters zeichnete eine Balance aus struktureller Strenge und schwer zu greifenden, elliptischen melodischen Wendungen aus. Stücke aus seiner Feder wie „Speak No Evil“, „Black Nile“, „Footprints“ und „Nefertiti“ gelten als moderne Jazz-Standards. Über Shorters Wirken in Davis' Second Great Quintet sagte einst der Starpianist Herbie Hancock, der der Formation ebenfalls angehörte: „Der Meisterkomponist war für mich, in dieser Gruppe, Wayne Shorter. Er ist immer noch ein Meister. Wayne war einer der wenigen Leute, die Musik zu Miles brachten, die nicht geändert wurde.“
Als Bandleader veröffentlichte Shorter mehr als 25 Alben und gewann zwölf Grammy Awards. Erst im Februar bekamen er und der Pianist Leo Genovese einen dieser begehrten Musikpreise in der Kategorie beste Jazz-Soloimprovisation für das Stück „Endangered Species“ aus dem Album „Live at the Detroit Jazz Festival“. 2015 erhielt Shorter zudem einen Grammy für sein Lebenswerk, zudem war er Träger des Kennedy-Preises für außergewöhnliche Beiträge zur amerikanischen Kultur. Mehrere Symphonieorchester führten Werke Shorters auf, darunter Ensembles in Chicago, Detroit und Lyon sowie das Nationale Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks.
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Der Starpianist Herbie Hancock.
© Quelle: Getty Images
Hancock: Shorter „war bereit für seine Wiedergeburt“
„Wayne Shorter, mein bester Freund, ließ uns mit Mut in seinem Herzen zurück, Liebe und Barmherzigkeit für alle, und einem suchenden Geist für die ewige Zukunft. Er war bereit für seine Wiedergeburt“, schrieb sein Weggefährte Hancock über den praktizierenden Buddhisten. „Ich vermisse es, ihn und seine besonderen Wayneismen um mich zu haben, aber werde seinen Geist immer in meinem Herzen tragen.“
Don Was, Präsident des Labels Blue Note Records, würdigte Shorter als einen Maestro, der ein „Held, Guru und wunderbarer Freund“ gewesen sei. „Seine Musik besaß einen Geist, der von irgendwoher weit, weit jenseits kam und diese Welt zu einem besseren Ort machte“, hieß es in einer Erklärung Was'. „Zum Glück wird das Werk, das er hinterließ, für immer bei uns sein.“
RND/AP