Ukrainische Verlage: Branche braucht Unterstützung aus Europa
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Die Vorbereitungen laufen: Die Frankfurter Buchmesse wird am 18. Oktober eröffnet und findet dann vom 19. bis zum 23. Oktober statt.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Frankfurt a.M. Die ukrainischen Verlage hoffen, auf der Frankfurter Buchmesse von dem weltweit gestiegenen Interesse an der Literatur ihres Landes zu profitieren. Dass ausländische Verleger mehr Lizenzen zum Übersetzen ukrainischer Werke erwürben, sei sehr wichtig für die vom Krieg schwer angeschlagene Buchbranche, sagte die Direktorin des Ukrainischen Buchinstituts, Oleksandra Kowal, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
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Der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN Ukraine, Andrej Kurkow, erwartet ebenfalls, dass die Nachfrage nach ukrainischer Literatur weiter wächst.
Oleksandra Kowal: „Wir brauchen das Interesse ausländischer Verleger“
Laut Kowal würde dies auch die politische Position der Ukraine gegenüber dem russischen Angreifer stärken. „Für unseren Sieg brauchen wir das Interesse ausländischer Verleger an ukrainischen Büchern, den Erwerb von Übersetzungsrechten, damit ein möglichst breites Publikum die Gelegenheit erhält, die ukrainische Stimme zu hören“, sagte sie. Gut wäre, wenn sich die Zahl der übersetzten ukrainischen Titel - in den letzten Jahren zwischen 100 und 150 - verdoppeln ließe.
Darüber hinaus brauche die Ukraine Unterstützung für den Erhalt und die Sanierung der Buchverlage, den Wiederaufbau zerstörter Bibliotheken und den Kauf neuer Bücher für die Bibliotheken, sagte die Direktorin des staatlichen Buchinstituts.
Nach einem Bericht der Zeitschrift „Osteuropa“ will die Ukraine bis 2032 die Bibliotheken des Landes verstärkt mit Büchern in ukrainischer Sprache bestücken, darunter sollen auch die neu übersetzten Meisterwerke der europäischen Literatur sein. Bisher war etwa die Hälfte der Bücher dort russischsprachig.
„Die ukrainischen Verlage werden auf der Buchmesse viele Werke junger Autoren präsentieren - in der Hoffnung, von dem gestiegenen Interesse an der Ukraine zu profitieren“, sagte auch Andrej Kurkow, dessen Roman „Samson und Nadjeschda“ vor kurzem bei Diogenes erschienen ist.
Die ukrainischen Verleger, die sich „ein wenig isoliert“ fühlten, wollten den internationalen Austausch suchen, um herauszufinden, was in der Weltliteratur passiere, sagte Kurkow dem epd. Wichtige und interessante Werke aus aller Welt ins Ukrainische zu übersetzen und zu veröffentlichen, werde „für einige Verlage der Schlüssel zu ihrem Überleben sein“, so der Kiewer PEN-Präsident.
Die Buchproduktion ist in der Ukraine stark zurückgegangen
Der Buchmarkt in der Ukraine ist durch den russischen Angriffskrieg in eine schwere Krise geraten. Die Buchproduktion ging im ersten Halbjahr 2022 fast um die Hälfte auf etwa 2.400 Titel zurück.
Auf der Buchmesse, die am Mittwoch beginnt, wird es einen Gemeinschaftsstand mit Lesungen und Diskussionen sowie einen vom Auswärtigen Amt geförderten Workshop für osteuropäische Verleger geben, an dem sich mehrere Ukrainer beteiligen.
Die ukrainischen Verlage und ihr Auftritt auf der Messe werden von der Buchmesse und vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, vom Goethe-Institut und dem Europäischen Verlegerverband (FEP) unterstützt. So müssen beispielsweise die 40 ukrainischen Verleger für den Gemeinschaftsstand in Halle 4.0 nichts bezahlen.
RND/epd