„The Irishman” – Ein Gangsterleben à la Scorsese

Mit dem Computer verjüngte Darsteller: Mafioso Russell Bufalino (Joe Pesci, l.) und Auftragskiller Frank Sheeran (Robert De Niro) im Reich der Mobster.

Mit dem Computer verjüngte Darsteller: Mafioso Russell Bufalino (Joe Pesci, l.) und Auftragskiller Frank Sheeran (Robert De Niro) im Reich der Mobster.

In den ersten paar Szenen spritzt gleich zweimal Blut. Danach gibt’s nur noch eine brutal zertretene Hand, eine Schlägerei im Knast, ein paar (tödliche) Schießereien, das war’s – die Gewaltszenen halten sich im Gangsterepos „The Irishman“ in Grenzen. In dem Netflix-Film des großen Martin Scorsese, dessen Kinostart wegen der Netflix-Auswertung leider klein und kurz ausfällt, in dem mit Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci aber gleich drei legendäre Filmgrößen zusammenkommen, geht es nicht ums Blutvergießen, sondern um die Beziehung der drei Hauptcharaktere zueinander: Frank Sheeran, Jimmy Hoffa und Russell Bufalino.

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Drei historische Figuren: Jimmy Hoffa war seit Ende der 1950er-Jahre der Vorsitzende der Transportgewerkschaft Teamsters, er war „so berühmt wie die Beatles oder Elvis Presley zu der Zeit“, sagt Robert De Niro über die historische Figur im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Und er hatte Verbindungen zur Mafia – womit wiederum Russell Bufalino, ein Mafiamitglied der amerikanischen Cosa Nostra und Oberhaupt der Bufalino-Familie, sowie Frank „The Irishman“ Sheeran, ein Mafia-Auftragsmörder, ins Spiel kommen.

Bis zum fertigen Film dauerte es zehn Jahre

Über letzteren hat der Journalist Charles Brandt das Buch „I Heard You Paint Houses“ geschrieben, die Grundlage für „The Irishman“. Zehn Jahre dauerte es bis zum fertigen Film, weil ein Investor fehlte. Joe Pesci musste überredet werden, aus dem Ruhestand zurückzukehren und auch für De Niro ist es seit „Casino“ (1995) der erste Scorsese.

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„Ich hörte, Sie streichen Häuser“, sind die ersten Worte, die Hoffa (Pacino) im Film an Sheeran (De Niro) richtet. „To paint houses“ heißt im Mafiaslang einen Mann umzubringen, die Farbe ist das Blut, das an die Wände spritzt. Sheeran soll jemanden töten, wie er es schon für Bufalino (Pesci) getan hat.

Die brutalen Gangster wirken menschlich

So beginnt die mit der Zeit komplizierter werdende Dreiecksbeziehung. Der Film begleitet Sheeran vom Kennenlernen mit Bufalino bis kurz vor seinem Tod im Altenheim. Im Vordergrund steht das spurlose Verschwinden von Hoffa 1975.

Dreieinhalb Stunden dauert dieses Gangsterleben im Film. Die drei Stars – De Niro und Pesci sind heute 76 Jahre alt, Pacino schon 79 – werden dafür mit digitalen Techniken bis zu 30 Jahre verjüngt. Sieht man ihre Figuren als 40- oder 50-Jährige – nicht immer ist klar, in welcher Lebensphase sie sich gerade befinden – wirken sie menschlich. Man kann ihr Tun nachvollziehen, sie aber auch für ihre Schwäche verachten.

Frauen und Familien sind hier Nebensache

Während in das Leben und das Innere der Mobster tief eingetaucht wird – der Film glänzt damit, dass die wichtigsten Dinge oft unausgesprochen bleiben –, geht der Redeanteil der Frauen in Scorceses Werk gegen Null. Trotz guter Besetzung – „Die Sopranos“-Darstellerin Kathrine Narducci spielt Bufalinos Frau, Oscargewinnerin Anna Paquin verwandelt sich in eine Tochter Sheerans – sind Frau und Familie hier Nebensache. Wer diesen Film mögen will, muss das akzeptieren.

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„The Irishman“, Regie: Martin Scorcese, mit Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci, 210 Minuten, FSK 16.

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