„Sunset“: Lost in Budapest
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Gerät in Gefahr: Írisz Leiter (Juli Jakab).
© Quelle: Lakoon Filmgroup
Hannover. Sein KZ-Drama "Son of Saul" war vor drei Jahren international ein Riesenerfolg – und zugleich umstritten. Regisseur László Nemes begab sich direkt in die Todeskammern. Jetzt kommt der zweite Film des Ungarn in unsere Kinos. Auch "Sunset" ist wieder ein visuell ungewöhnliches Drama. Cineasten dürften ihre Freude daran haben. Doch macht die Handlung ein wenig ratlos.
Die Geschichte ist so komplex, so voller historischer Andeutungen und Bezüge, dass sie der Zuschauer kaum entwirren kann. Dadurch wird der Film im Verlauf seiner fast zweieinhalb Stunden immer sperriger. Schauplatz ist Budapest im Jahr 1913. Dorthin reist die junge Írisz Leiter (Juli Jakab). In Budapest führten ihre Eltern einst einen bekannten Hutmodesalon. Sie starben bei einem Brand, Írisz wuchs in einem Waisenhaus auf.
Als Írisz sich in dem Geschäft für eine Stelle bewirbt, sorgt das für Irritationen – vermutlich auch wegen ihres älteren Bruders. Der Anarchist soll versucht haben, den jetzigen Inhaber Oszkár Brill (Vlad Ivanov) zu töten. Dennoch bekommt Írisz den Job, muss aber bald feststellen, dass Brill in dunkle Geschäfte verwickelt ist.
Eine Frau zwischen den Fronten
Bei der Suche nach ihrem Bruder gerät sie zwischen die Fronten: hier das K.-u.-K.-Regime, dort ungarische Freiheitskämpfer. Für Írisz wird die Rückkehr nach Budapest zum Albtraum Die bevorstehende historische Zäsur liegt wie ein Schatten über dem Drama, das für den Zuschauer bis zum Schluss kaum zu enträtseln ist.
„Sunset“, Regie: László Nemes, mit Juli Jakab, Vlad Ivanov, 142 Minuten, FSK 12
Von Ernst Corinth