Spendenaktion rettet Comicverlag in den Herbst
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Erschienen bei Reprodukt: Auszug aus Mathieu Sapins Comic „Comédie française. Reise ins Vorzimmer der Macht“.
© Quelle: Reprodukt Verlag
Der Reprodukt-Verlag ist einer der wichtigsten Comicverlage in Deutschland. Die Werke von Shigeru Mizuki, Mathieu Sapin und Barbara Yelin werden hier ebenso verlegt wie die Bücher von Mawil, Anna Haifisch, Aisha Franz und Nicolas Mahler. Eigentlich ein erfolgreiches Projekt, Reprodukt ist seit 1991 am Markt. Doch vor drei Wochen setzte Verleger Dirk Rehm einen Hilferuf ab. Der Grund waren unter anderem die gestiegenen Papierpreise. „Nach zwei Jahren Pandemie haben wir ein großes Problem: Rohstoffmangel und steigende Energiepreise haben Papier empfindlich teuer gemacht“, sagt Rehm. „Die Preise sind gegenüber dem Vorjahr um bis zu 60 Prozent gestiegen.“ Als unabhängiger Kleinverlag für Autorinnen- und Autorencomics habe man keine Rücklagen, mit denen man einer solchen Kostenexplosion kurzfristig begegnen könnte.
Dann kam die Idee mit dem Crowdfunding. Wie viele Fans, Freundinnen und Freunde sowie Unterstützerinnen und Unterstützer der Verlag hat, zeigt der schnelle Fortschritt: Das anschließende Crowdfunding ist nach den ersten drei Wochen bereits ein großer Erfolg für den Berliner Verlag. Innerhalb kürzester Zeit wurde die erste Zielmarke von 30.000 Euro erreicht.
78.000 Euro sind bereits zusammengekommen
Mittlerweile sind mehr als 78.000 Euro zusammengekommen. Noch bis einschließlich kommendem Montag läuft die Crowdfunding-Aktion des Verlags (Originalzeichnungen und andere kreative Ideen der Zeichnerinnen und Zeichner des Verlags inklusive), die das Herbstprogramm sicherstellen soll. Dann und im darauffolgenden Frühjahr sollen Werke von Robert Crumb, Igort („Berichte aus der Ukraine“), Shigeru Mizuki, Isabel Kreitz, Fil, Pénélope Bagieu, Anke Feuchtenberger, Paco Roca und anderen hochkarätigen und kreativen Zeichnerinnen und Zeichnern erscheinen.
Es gibt neben Reprodukt weitere Buchverlage, denen die Papierkrise und die Pandemie in den vergangenen zwei Jahren zugesetzt haben. Man kann davon ausgehen, dass in Zukunft auch andere Verlage in Not versuchen werden, die finanzielle Unterstützung ihrer Leserinnen und Leser zu erbeten. Dirk Rehm kann sich nun erst einmal erleichtert zeigen. „Mit dem erfolgreichen Crowdfunding ist unser Herbstprogramm abgesichert – sofern die Papierpreise nicht weiter ins Unermessliche steigen“, sagte Rehm vor wenigen Tagen dem „Börsenblatt“.
Dieses Crowdfunding soll bei Reprodukt einmalig bleiben
Aber die gespendete Summe ist erst einmal nur ein Teilerfolg auf einer mutmaßlich langen Strecke. „Vermutlich werden wir langfristig nicht umhin kommen, die gestiegenen Produktionskosten durch höhere Verkaufspreise auch an die Leserinnen und Leser weiterzugeben, aktuell jedoch ist die Situation so unwägbar, dass wir sehr erleichtert sind, ein Polster zu haben“, sagte Rehm. Die Crowdfunding-Aktion soll laut Rehm einmalig bleiben. „Wenn es bei uns im Reprodukt-Verlag wieder eng werden sollte, müssen wir andere Lösungen finden.“
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