Selenskyj beim Berlinale-Auftakt: Kunst muss sich gegen „Stimme des Bösen“ richten
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Zum Auftakt der Berlinale hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an Filmschaffende und Künstler appelliert, sich eindeutig zur Unterstützung der Ukraine zu bekennen.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa
Berlin. Zum Auftakt der Berlinale hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen emotionalen Appell an Filmschaffende und Künstler gerichtet, sein Land nach dem russischen Angriff zu unterstützen. „Kann sich die Kunst aus der Politik heraushalten?“, fragte Selenskyj am Donnerstagabend per Videoschalte bei der Eröffnungsgala. Die Frage sei jetzt wieder extrem wichtig. Sowohl die Festivalmacher als auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth sicherten der Ukraine Solidarität zu. Das Publikum bedachte Selenskyj mit Applaus im Stehen.
Der frühere Schauspieler betonte in seiner Videoansprache, Kino und Film könnten Barrieren überwinden, echte und ideologische. Er erinnerte an Wim Wenders‘ Film „Der Himmel über Berlin“, der das Ende der deutschen Teilung vorweggenommen habe. Heute sei es Russland, das eine neue Mauer in der Ukraine errichte. „Das ist eine Mauer zwischen der Freiheit und der Sklaverei“, sagte Selenskyj.
Selenskyj warf den russischen Angreifern Massenverbrechen, Mord, Terror und eine „Politik des totalen Kriegs“ vor. Die Kunst könne nicht indifferent bleiben, denn in der Stille werde die „Stimme des Bösen nur lauter und überzeugender“.
Anne Hathaway ehrt Selenskyj als „Helden unserer Zeit“
Vor Selenskyjs Videoschalte äußerte sich bei der Eröffnungsgala auch der US-Schauspieler und Regisseur Sean Penn, der auf der Berlinale seinen Film „Superpower“ zeigt. Den Film begann Penn zusammen mit seinem Kollegen Aaron Kaufman Anfang 2021 in der Ukraine. Während der Dreharbeiten begann der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 die Invasion der Ukraine. Der Film sei dann ganz anders geworden als geplant, sagte Penn.
Auch Kulturstaatsministerin Roth erinnerte an die Bedeutung von Kultur in Zeiten von Krieg und Krise. „Wer Filme dreht und wer Filme zeigt in finsteren Zeiten, der widersteht der Unfreiheit“, sagte die Grünen-Politikerin. Die Berlinale habe in dunklen und hellen Zeiten die Kraft des Films gefeiert: „Die Kultur der Demokratie, die Kultur der Vielfalt und Verständigung.“
Auch an Lage der Menschen im Iran soll bei der Berlinale erinnert werden
Die Berlinale, die mit Cannes und Venedig zu den wichtigsten internationalen Filmfestspielen gehört, endet am 26. Februar. Ins Rennen um den Goldenen Bären gehen 19 Filme. Als Eröffnungsfilm wurde die Komödie „She Came to Me“ von Regisseurin Rebecca Miller ausgesucht. Jurypräsidentin Kristen Stewart wird gemeinsam mit anderen Filmschaffenden am Ende entscheiden. Die Berlinale will in den rund anderthalb Wochen insgesamt rund 280 Filme zeigen.
Während der Berlinale soll auch an die Lage der Menschen im Iran erinnert werden. Mehrere Frauen, darunter die Schauspielerin Jasmin Tabatabai, hielten auf dem roten Teppich ein weißes Banner hoch, auf dem etwa der Spruch „Woman Life Freedom“ stand.
RND/dpa