Sänger Leslie Mandoki: „Meine Generation hat versagt"
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Der Musiker und Produzent Leslie Mandoki
© Quelle: Tobias Hase/dpa
München. Für Sänger und Soulmates-Gründer Leslie Mandoki (66) ist es „das beste Album, das ich je gemacht habe“. Es ist ein mononthematisches Konzeptalbum, analog aufgenommen. Mandoki selbst beschreibt es deshalb als wie „ein mit Füller handgeschriebener Liebesbrief“. Dabei musste er erst zu einem neuen Album überrumpelt werden – von seinem Sohn Gabor.
Strandhaus gebucht
Mandoki hatte Anfang letzten Jahres mit seinen Soulmates, zu denen unter anderem Toto-Sänger Bobby Kimball, Cutting-Crew-Frontmann Nick Van Eede und Startrompeter Till Brönner gehören, im Rahmen der Grammy Awards in New York ein Konzert gegeben.
Als es kurz darauf für die musikalische Gestaltung einer Show nach China ging, bekam Mandoki einen Anruf von seinem Sohn, wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erzählte: „Mein Sohn meinte: Ich hab deinen Flug umgebucht, du fliegst jetzt nach Bali. Wir haben da ein Strandhaus gebucht, deine ganzen Sachen sind schon da, und schreibst nun das beste Album, das du je geschrieben hast.“
Letzte 30 Jahre reflektiert
Überrumpelt sagte Mandoki zu – und bastelte oft bis zu 20 Stunden am Tag an neuen Songs. Mandoki: „Dabei habe ich die letzten 30 Jahre reflektiert und mir wurde klar: Meine Generation hat voll versagt. Wir hatten vor 30 Jahren nach dem Geschenk des Mauerfalls alle Chancen, eine humane, achtsame, tolerante bunte Republik zu bauen. Stattdessen haben wir die Gier über die Achtsamkeit siegen lassen.“
Mandoki, der aus Ungarn Mitte der 70er-Jahre nach Deutschland geflüchtet war, verarbeitete seine Gedanken in den neuen Songs. Auch um das Thema Klimaschutz geht es – obwohl die Songs geschrieben wurden, bevor Greta Thunberg ihren Klimaprotest begann. Mandoki: „Greta Thunberg hat das Thema Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft geholt. Es müsste eigentlich noch Mondays, Tuesdays, Wednesdays, Thursdays for Future geben. Nicht nur für den Klimaschutz, auch zum Beispiel für Chancengleichheit und soziale Ungerechtigkeit. Dass immer noch nicht alle Kinder die gleiche Chance haben, ist ein Unding.“
Wahlkampfmusik für Angela Merkel
Mandoki, der schon Wahlkampfmusik für Angela Merkel schrieb, kann sich selbst allerdings nicht vorstellen, in die Politik zu gehen: „Ich kenne mich gut aus im politischen Alltag, aber ich bin ein unangenehmer Freigeist und lege den Finger in die Wunde. Ich bin diskussionsfreudig und dann auch nicht immer kompromissbereit bei Themen wie dem Atomausstieg, für die es aus meiner Sicht keine Alternative gibt. Natürlich fühle ich mich gerade in diesen Zeiten auf den Plan gerufen, mich so laut wie möglich zu äußern. Ich mache das jedoch wie mit dem neuen Album und auch in Zukunft stets von der Bühne oder vom Studio aus.“
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