„Im Westen nichts Neues“ gewinnt vier Oscars – auch für besten internationalen Film
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Regisseur Edward Berger (vorne) nimmt den Preis für „Im Westen nichts Neues“ aus Deutschland für den besten internationalen Spielfilm entgegen.
© Quelle: Chris Pizzello/Invision/AP
Der deutsche Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ hat vier Oscars gewonnen: in den Kategorien bester internationaler Film, beste Kamera, bestes Szenenbild und beste Filmmusik. Den Oscar als bester Film konnte er aber nicht holen – der ging an „Everything Everywhere All at Once“.
Der Film von Edward Berger ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das den Auslandsoscar holt – nach „Das Leben der Anderen“ (2007), „Nirgendwo in Afrika“ (2003) und „Die Blechtrommel“ (1980). In der Kategorie „Bester internationaler Film“ ließ „Im Westen nichts Neues“ „Argentina, 1985″, „Close“ aus Belgien, „EO“ aus Polen und „The Quiet Girl“ aus Irland hinter sich.
Berger dankt seinem Team
Regisseur Edward Berger dankte seinen Darstellern, allen voran Hauptdarsteller Felix Kammerer. „Das war dein erster Film und du trugst uns alle auf deinen Schultern, als wäre es nichts. Ohne dich wäre niemand von uns hier. Danke Felix!“, sagte er.
Berger dankte dem restlichen Team, aber auch Netflix, das den Antikriegsfilm produziert hat, sowie seiner Frau und seinen Kindern. „Oh Gott, das bedeutet uns so viel“, sagte Berger. Er erinnerte in seiner Dankesrede auch an den deutschen Kameramann Florian Hoffmeister, der für seine Arbeit im Drama „Tár“ nominiert war, aber nicht gewann. Sie seien beide aus derselben Gegend und hätten in der Vergangenheit schon zusammen gearbeitet, sagte Berger. Er sei einst Hoffmeisters Assistent gewesen.
Oscar für beste Kamera
Der Preis für die beste Kameraführung ging in der Nacht zu Montag an den britischen Kameramann James Friend. „Danke Ihnen so sehr“, sagte der Brite auf der Bühne.
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James Friend freut sich über den Oscar für die beste Kameraführung.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Oscar auch für beste Filmmusik und bestes Szenenbild
In der Kategorie beste Filmmusik wurde der Komponist Volker Bertelmann alias Hauschka ausgezeichnet. Bei der Auszeichnung für das beste Szenenbild nahmen die Verantwortlichen Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper die Auszeichnung entgegen.
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Volker Bertelmann freut sich über seinen Oscar.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
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Außer sich vor Freude: Ernestine Hipper (links) und Christian M. Goldbeck nehmen den Preis für das beste Produktionsdesign entgegen.
© Quelle: Chris Pizzello/Invision/AP
Diese Oscars verpasste „Im Westen nichts Neues“
Der Film war in insgesamt neun Kategorien nominiert worden, darunter in der Königskategorie „Bester Film“, die er aber nicht holen konnte. Auch in den Kategorien Make-up, visuelle Effekte, bestes adaptiertes Drehbuch und bester Sound war der Film nominiert, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Der Maskenbildoscar ist an den amerikanischen Film „The Whale“ über einen adipösen Mann gegangen. Es gewannen die Stylisten Annemarie Bradley, Judy Chin und Adrien Morot. Die Berliner Maskenbildnerin Heike Merker hätte den zweiten Oscar für „Im Westen nichts Neues“ holen können. Sie war in der Kategorie Make-up und Hairstyling nominiert gewesen – zusammen mit der tschechischen Maskenbildnerin und Friseurin Linda Eisenhamerová. Die vielfach preisgekrönte Maskenbildnerin Merker wirkte zuvor schon an Filmen wie „Matrix Resurrections“, „Crazy Rich Asians“, „Grand Budapest Hotel“ oder „Anonymous“ mit.
Der Oscar für die besten visuellen Effekte ist an „Avatar: The Way of Water“ gegangen, der Oscar für das beste adaptierte Drehbuch an „Die Aussprache“. Der Oscar für den besten Sound ging an „Top Gun: Maverick“.
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Noch nie in der Geschichte der Oscars hatte ein deutscher Film so viele Trophäenchancen wie „Im Westen nichts Neues“, dem Film von Regisseur Edward Berger, nach der Buchvorlage von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929.
Film über die Schrecken des Krieges
„Im Westen nichts Neues“ ist ein Film über die Schrecken des Krieges und damit vielleicht preiswürdig als Film auf der Höhe der Zeit. Er erzählt die Erlebnisse des deutschen Soldaten Paul Bäumer an der Westfront des Zweiten Weltkriegs. Premiere feierte „Im Westen nichts Neues“ im vergangenen Jahr, als Russlands Angriffstruppen in die Ukraine einfielen und den größten militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg entfesselten. Damit hat die deutsche Produktion eine unerwartete Relevanz erlangt.
Erst kürzlich hatte „Im Westen nichts Neues“ sieben Bafta-Preise in London gewonnen, darunter für den besten Film. Das Antikriegsdrama liegt in einer US-Fassung von 1930 mit Lew Ayres in der Hauptrolle vor – „All Quiet on the Western Front“ (Originaltitel) holte damals die Oscars für den besten Film und die beste Regie. Später wurde aus Remarques Stoff überdies ein mit einem Emmy und einem Golden Globe ausgezeichneter Fernsehfilm mit Richard Thomas und Ernest Borgnine in den Hauptrollen.
Verleihung wurde von Jimmy Kimmel moderiert
Die Verleihung wurde von Jimmy Kimmel moderiert. Er machte zu Beginn eine Anspielung auf den Eklat von vergangenem Jahr. „Also wir haben strenge Richtlinien“, verkündete Kimmel. Wenn diesmal jemand gewalttätig werde – bekomme er den Oscar für den besten Darsteller. Im vergangenen Jahr hatte Hollywoodstar Will Smith den Moderator Chris Rock wegen eines Gags über seine Frau geohrfeigt und wurde dennoch mit einem der wichtigsten Preise ausgezeichnet, dem Hauptrollenpreis für seine Darstellung im Drama „King Richard“.
RND/hsc/dpa/AP