Neue Alben von Abba, Aimee Mann, Ed Sheeran, AHI und Zaz
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Noch einmal mit Melodie: Abba (v. l. Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad) beenden ihre Pause mit dem am Freitag (5. November) erscheinenden Album „Voyage" und schicken die Band danach in den Ruhestand.
© Quelle: Baillie Walsh/Universal Music In
Kennen Sie Ahkinoah Habah Izarh? Ein weltgereister Troubadour aus Kanada, der mit einer gefühlvollen Raspelstimme à la Zucchero den Mensch aus seiner Fremdbestimmung holen will. Von „Revolution“ gar singen die Heartless Bastards aus Ohio – auch eine Entdeckung wert. Abba dagegen kennt jeder – auf ihrem neunten Album „Voyage“ reisen sie mit generationenübergreifender Eingängigkeit noch einmal durch ihre vielen Stile. Was im Übrigen auch Ed Sheeran tut.
Der Liedermacher Marco Schmedtje reicht uns akustisches „Marzipan“
„Nimm meine Hand und laufe los“, fordert Marco Schmedtje eingangs im Song „Meine Hand“, der wie ein altes Al-Stewart-Stück klingt, und das wollen wir gerne tun. Als Weggefährte von Selig-Sänger Jan Plewka seit 20 Jahren kennen ihn viele, gemeinsam feiern sie Lieder von Ton, Steine, Scherben oder Simon & Garfunkel. Während Schmedtje als Solokünstler immer noch im Rang eines Geheimtipps steht. Jetzt liefert er ein zehn Songs langes musikalisches „Marzipan“ – mit einer gewissen Bittermandelnote, entstand das nach dem Naschwerk benannte Nachfolgealbum zu „Mit 18″ doch nach einer Trennung. Die Klampfe dominiert Lieder wie „Halt mich aus“ und „Für den Rest dieser Nacht“, aber im Vermissenslied „Schmetterlinge“ sirren auch Streicher. Und der Titelsong ist eine beatleske Ballade vom Feinsten und Traurigsten, über das „höchste der Gefühle am tiefsten Punkt der Zeit“.
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Noch ein Höhepunkt: Zu dezent psychedelischen Klängen erzählt „Schwarz und weiß“ von Abschlussfahrten, ersten Küssen, dem Tod der Katze, dem vergessenen Hochzeitstag, einem ersten falschen Lachen, einem gemeinen Witz. Wortschön wird erzählt. Sein hippieskes „San Francisco“ ist nicht das von Scott McKenzie, das vorwärtsdrängende „Für Elise“ ähnelt dem von Beethoven immerhin ein wenig – beides trotzdem schön. Und die Selbstverortung geschieht in Liebe: „Auf dem Kompass bin ich Norden / und die Nadel zeigt auf dich.“
Marco Schmedtje – „Marzipan“ (The Orchard)
Ed Sheeran singt aus dem Nähkästchen
Ed Sheeran plaudert wieder aus seinem Nähkästchen, dass er jetzt Vater sei, aber im Prinzip immer noch derselbe, und so weiter. Mit „Tides“, dem rockigsten Song des neuen Albums „=“ alias „Equals“ geht eine neue Kollektion von Erzählungen aus dem Leben des knuffigsten und erfolgreichsten Songwriters der Popgegenwart los. Niemand außer Ed Sheeran kann sich „Visiting Hours“, Besuchszeit, bei einem lieben Verstorbenen in einer Art kindlich-christlichem Himmelreich ausmalen, und damit eine Geschichte erzählen, die tragisch und anrührend wirkt statt lächerlich. Ein Wiegenlied für sein Baby, das im Traum mit dem „Sandman“ (eine Art Electro-Calypso) abhängt, will niemand live hören? Da kennen Sie die Ed-Sheeran-Fangemeinde aber nicht. Und natürlich sind wieder einige vermählungskompatible Lieder des rangersten Hochzeitspopsängers enthalten. „The Joker And The Queen“ wäre da zu nennen und auch „First Times“, wenn man vom Einstieg mit des Sängers Verwunderung, vor 80.000 Leuten in Wembley gespielt zu haben, absieht.
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Nach dem Intermezzo einer Rückkehr zum Rap mit dem „No. 6 Collaborations Project“ (2019) ist der Brite mit „Equals“ wieder da, wo er mit „Divide“ (2017) aufhörte – bei Pop der Meisterklasse. Den beherrscht er in allen Facetten und so werden viele der 14 hier versammelten Songs pflichtschuldigst Hits werden, auch wenn gelegentlich eine Trompete dem Song mehr Lebendigkeit verpasst hätte als ein Synthesizer.
In seinem hörbaren Drang, dem Vorgänger in nichts nachzustehen, fehlt „Equals“ indes dessen Unbekümmertheit und Experimentierfreude. Die Tanzbodenbretter „Bad Habits“ und „Shivers“ sind geradliniger und schlichter als „Eraser“ oder „Shape of You“, Balladen wie „Leave Your Life“ oder „Love in Slow Motion“ haben – zumindest nach den ersten Durchgängen – nicht das Klassikerpotenzial von „Supermarket Flowers“ oder der leider totgedudelten Fünfzigerjahre-Hommage „Perfect“. So verhält sich „Equals“ zu „Divide“ wie Queens „The Works“ (1984) zu „The Game“ (1980), wie ELOs „Time“ (1981) zu „Discovery“ (1979) – im Plan, dasselbe noch einmal zu machen, nur mit noch mehr Gefühl, kann man nicht gleichziehen mit dem Original.
Ed Sheeran – „= (Equals)“ (Atlantic)
AHI hilft anderen, ihre Stimme zu finden
„Ich möchte so leben, als ob jemand vor meiner Zeit auf mich zählen würde“, singt der Kanadier Ahkinoah Habah Izarh alias AHI im Refrain von „Prospect“, dem groovenden Song, der sein drittes, gleichnamiges Album eröffnet. Erstmals zeigt der 38-Jährige darauf sein Gesicht, zuvor hatte er das vermieden, um nicht vorschnell in die „black music“-Schublade gesteckt zu werden. Soul ist indes nur eine Ingredienz seines Sounds, der im Kern „folky“ ist, aus dem sich immer wieder gospelige Chöre erheben und dessen Melodien geradezu bezwingend sind. Wenn AHI in der wuchtigen Ballade „Say It to Me“ vom Gefühl singt, vom Leben an die Seite gedrängt worden zu sein, ist die Musik dazu flutend und umarmend zugleich.
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Auf voller Albumlänge geht es in dem in Nashville eingespielten Album um die Erhebung des Einzelnen aus einer überwältigenden Welt. AHI ist ein Guter, ein Tröster, der mit seiner zärtlichen zuccheroartigen Raspelstimme anderen helfen möchte, die ihre zu finden, der an ihrer Seite steht, um sie Selbstermächtigung zu lehren. Und aus dem die Erfahrungen eines Weltwanderers sprechen. „All unsere Stimmen werden zu einer“, singt er in „Echo“. Und dass seine Türen nie verschlossen sein werden, verkündet er in „On Your Way“. Großer Seufzer. Alles wird gut.
AHI – „Prospect“ (22nd Sentry/Thirty Tigers)
Die Heartless Bastards – gegen die Gier und für die Liebe
Wo die Angst herkommt, will Erika Wennerstrom wissen, und wohin wohl die Hoffnung verschwunden ist. Sie konstatiert ein durchkommerzialisiertes Leben voller Argwohn und ohne Vertrauen, Politiker, die das Volk spalten. „Alles, was ich will, ist die Wahrheit“ singt Hennerstrom in diesem Song, der folkig beginnt, zu Rock ‘n‘ Roll anwächst und „Revolution“ heißt. Er eröffnet „A Beautiful Life“, das sechste Album der Heartless Bastards, das schon ein paar Wochen alt ist, und das wir nachreichen wollen. Denn: Wow!
Die Band aus Cincinnati, Ohio, deren Name nach Noise klingt, aber aus einem Wissensquiz stammt, in dem er als mögliche Antwort für die Begleittruppe von Tom Petty vorgegeben wurde, streift hier durch die Popgeschichte. Die streicherumflorte Soulballade „When I Was Younger“ über Unterdrückung und Neubeginn erinnert an Petula Clark, Dusty Springfield und – in der Melodie – an „A Groovy Kind of Love“ von den Mindbenders, das Liebeslied „You Never Know“ an Neil Diamonds „Girl You‘ll Be A Woman Soon“. In „How Low“ benennt Wennerstrom das Grundübel einer Welt, die nicht mehr vom Fleck kommt und zugleich auf ihren Abgrund zusteuert: Geld, Kapitalismus, Gier. „Wie tief wirst du sinken, um ganz nach oben zu kommen?“ Klingt soundmäßig nach McCartneys Wings, nur ist‘s funky wie Simply Red.
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Die Zeiten, in denen die Bastards Bluesleute waren, sind jedenfalls vorbei. Die Band (darunter Mitglieder von My Morning Jacket und Okkervil River sowie Bastards-Bassmann Jesse Ebaugh) streckt sich bis ins Psychedelische und liefert mit „The River“ einen von Sitarklängen dominierte, mantrahaften Groover, in den man sich zum Abtanzen hineinhängen kann. Und „Photograph“ enthält gleich ein Doppelgitarrensolo: Erst hört man verträumte Bögen wie bei David Gilmour, dann folgen treibende, flirrende Töne – wohl das Schönste, was seit Wilcos „Impossible Germany“ zu hören war. Ein politisches Album? Gewiss – und auch nicht. Die Botschaft ist persönlicher, uralt, dringend zu beherzigen: „Let Love in“.
The Heartless Bastards – „A Beautiful Life“ (Sweet Unknown Records)
Adam Granduciel reist hinter den Sturm
„We‘ve gotta get out of this place“, der Drang aus der Enge, dem Alten auszubrechen, wegzulaufen ist groß und weitverbreitet in der Popmusik. Die „Darkness on the Edge of Town“, die Bruce Springsteen besang, ist dabei eine hohe Hürde, aber schließlich kam selbst Smokies Alice hinaus. „I Don‘t Live Here Anymore“ heißt das neue Album von The War on Drugs. Und da ist viel Bedauern in diesem Titel. „Wovor bin ich weggelaufen?“, fragt Adam Granduciel in „Living Proof“. Er kenne den Schmerz, aber auch den Weg, nur die Rückkehr nach Hause bleibt ihm verwehrt. Dann weint inmitten der dunklen Klaviertöne zärtlich eine Gitarre. Und man ist bewegt.
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Mit ihrem dritten Werk „Lost in The Dream“ trat die 2005 in Philadelphia gegründete Indieband ins Scheinwerferlicht. Der Nachfolger „A Deeper Understanding“ brachte ihnen 2018 den Grammy für das „beste Rockalbum“ und die großen Hallen. Auf dem fünften Album treffen wie auf dem Vorgänger erhabene Rocklandschaften mit verwunschenen Gitarren-, Synthesizer- und Pianosoli auf dunkle Reime über Einsamkeit und Verlorenheit. Im treibenden „Victim“ geht es zu einem großartigen Synthriff unter schwarzen Himmeln über Felder voller Glas. Der Titelsong mit seinen Erinnerungen an ein Dylan-Konzert, seinen Roxy-Music-Sound-Anklängen und seinem süffigen Refrain wäre in einer besseren Welt ein Hit.
Mit seiner nicht mehr ganz so verwaschen klingenden Stimme singt Granduciel, der moderne Odysseus d‘amour, im gitarrefunkelnden „Occasional Rain“ von seiner Reise hinter den Sturm: „Ist der Himmel nicht bloß eine Versammlung von Grautönen / wenn man ihn von der anderen Seite betrachtet?“ Die Hoffnung stirbt zuletzt, noch nach dem sowieso unsterblichen Rock ‘n‘ Roll.
The War on Drugs – „I Don‘t Live Here Anymore“ (Atlantic)
Aimee Mann und die Stimme der Linderung
„Ich bin der Stoff, aus dem Happy Ends sind“, sang Aimée Mann 2002 im Titelstück ihres Albums „Lost in Space“. Und auch wenn der soft groovende Song mit seinen Jingle-Jangle-Gitarren samt zugehörigem Album in eine andere Richtung ging als zur Endstation Glück, traf die Zeile uneingeschränkt auf die zierliche Sängerin zu. Die durch sämtliche Fegefeuer der Plattenindustrie gegangen war, bevor sie mit dem Soundtrack zum Film „Magnolia“ und dem ersten in Eigenregie vertriebenen Album „Bachelor No. 2″ zum Darling des Jahres 2000 aufgestiegen war.
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Fast 20 Jahre später beweist sie mit ihrem Album „Queens of the Summer Hotel“ die alte Klasse. Ein Album mit 15 Stücken und Stückchen, darunter einigen der eindringlichsten Songs, die sie je geschrieben hat („Suicide Is Murder“, „I See You“), voller dunkler Töne, voll Galgenhumor, lyrischer Kraft, blutender und funkelnder Gitarren, kunstvoll eingesetzter Streicher und Holzbläser, so einiger Beatles-Reminiszenzen und ungewohnter Berührungen mit dem Jazz. Und natürlich mit dieser unvergleichlichen Stimme, bei der jedes Wort des Schmerzes die Wirkung lindernder, kühlender Salbe hat. Einer der Anwärter aufs Album des Jahres!
Aimée Mann – „Queens of the Summer Hotel“ (Super Ego Records/Membran)
Tori Amos und der Wunsch, nach New York zu schwimmen
Tori Amos ist supersinnlich, zugleich verrätselt, ihre Lieder sind kein Stoff für jede Jahreszeit. Am besten hört man sie dann, wenn einen die Liebe gerade ungespitzt in den Boden gehauen hat. Mit gewagten und leidenschaftlichen Seelenschauen zu komplexen, hochmelodiösen Kompositionen traf sie 1992 auf „Little Earthquakes“ den Zeitnerv, die kraftvolle, exaltierte, vornehmlich in den oberen Registern schwebende Stimme bot damals auch den nur noch spärlich versorgten Kate-Bush-Fans Halt. Von Amos stammt überdies die beste (auch von Kurt Cobain geliebte) Coverversion von „Smells Like Teen Spirit“.
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„Ocean to Ocean“ nun ist Amos vom Feinsten. Ihr im dritten englischen Lockdown in Cornwall eingespieltes Corona-Album kommt poppig und versponnen zugleich daher, zart und orchestral. Sie singt davon, mit den Bäumen zu kommunizieren („Speaking with Trees“), um in Einklang mit der Natur die Trauer um ihre 2019 verstorbene Mutter zu bewältigen. Im „Swim to New York State“ will sie von Englands Küsten für einen Tag zu ihrer Nichte in New York schwimmen, um ihr beizustehen in deren von Corona angehaltener Jugend. Sie findet in „The Devil‘s Bane“ den Blues und „Spies“ hat im Abgang eine 007-Note. Zum Stampfrhythmus von „Metal Water Wood“ bringt sie dann das Trauma der Pandemie auf eine Zeile („I know, dear / it has been a brutal year“). Und im Titelsong hadert sie nicht nur mit Klimakrisenleugnern („There are those who don‘t give a Goddamn / That we‘re near mass extinction“), sondern zeigt mit songwriterischer Leichtigkeit allen, die die Solidarität der Weltgemeinschaft brechen, den Mittelfinger.
Tori Amos – „Ocean to Ocean“ (Universal)
Diesmal weniger quirlig – Zaz feiert die Melancholie
„Je veux“ hieß der Hit, mit dem eine Straßensängerin vom Montmartre 2010 zum Popphänomen aufstieg und von den Medien schnell zur neuen Piaf ausgerufen wurde. Dass Geld und materielle Reichtümer sie nicht interessierten, sang sie da, eine Gegnerin aller Künstlichkeit und Heuchelei. Sie gilt als Chansonette, aber da „chanson“ ja erst mal nur „Lied“ heißt, darf man das nicht so eng sehen. Sie kann auch Swing, Folk, Rock, und der legendäre Musikproduzent Quincy Jones liebte ihre bluesige Stimme. Freiheit statt Phrasen und gutem Benehmen – „ich will mit der Hand auf dem Herzen sterben!“ So eine!
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„Isa“ heißt das neue Album der Frau aus Tours, die eigentlich Isabelle Geoffrey heißt, und auf dem Cover ist sie hinter einer Pusteblume zu sehen, was Quirliges wie „De couleurs vives“, Hoffnungsvolles wie die flirrende Single „Imagine“ (nein, nicht Lennon) erwarten lässt. Das aber ist die Ausnahme. Melancholie regiert Lieder wie „Ce que tu es dans ma vie“, „Les heurs jeureux“ und „A perte de rue“ mit seiner twangenden Tieftongitarre. Der Königssong ist das tieftraurige „Le Chant des Grives“, gewidmet denen, „die zurückweichen, die sich zur Musik der Stille wiegen, die ihr Leben in der Sonne ihrer Ansprüche wärmen“. Klingt hübsch rätselhaft, verstärkt durch düster kreiselnde Streicher und anthrazitfarbene Synthesizerflächen.
„Le Jardin des larmes“ mit Till Lindemanns Kratzebass als Begleitstimme ist dagegen eine kleine Schrägmusik. Der Rammsteiner ist kein Serge Gainsbourg, wenn er mit „Bonjour Tristesse“ grüßt und in den deutschen Zeilen „wenn unter Sternen Nachtigallen sehnen / betrete ich mein kleines Reich der Tränen“ das Teutonen-“r“ kräftig so rollen lässt, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Funktioniert so gar nicht.
Zaz – „Isa“ (Parlophone)
Comeback des Jahrzehnts – Abba feiern viele Stile
Abba noch. Da hatte ja vor September diesen Jahres kein Mensch mehr große Hoffnung. Jahrelang erzählten Björn und Benny von zwei neuen Songs, ohne auch nur einen einzigen Ton hören zu lassen. Und jetzt kommt doch noch was, sogar ein ganzes Album, und das versetzt die Welt in Euphorie. Gelegentlich werden einem die Synthesizer hier vielleicht etwas zu viel, das Weihnachtslied von den „little things“ plumpst spätestens mit dem Kinderchor halstief in den Kitsch. Aber sonst? Es geht quer durch alle Schaffensphasen der Band, durch viele Stile, und das Ergebnis ist eine Art „Greatest Hits“, die erst noch Hits werden wollen. Die Abba-Herren verstehen sich offenbar weiterhin bestens auf großen Pop, die Abba-Damen noch auf betörendes Singen. „Voyage“ kommt zur rechten Zeit, die Reise auf die Gabentische der Welt anzutreten – ein passendes Weihnachtsgeschenk für so ziemlich jeden.
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Gute-Laune-Songs mit rockiger Note („Just a Notion“, „No Doubt about It“) treffen auf Irish-Folk-Pop („When You Danced with Me“) und „Fernando“-artiges („Bumblebee“). Der Spiegelball glitzert bei „Don‘t Shut Me Down“ und bei „Keep an Eye on Dan“. All das hat einen melancholischen Unterton, der bei Balladen wie „I Can Be That Woman“ oder „I Still Have Faith in You“ Oberhand gewinnt. Von einer Pause – wie 1982 – reden die Schweden diesmal allerdings nicht. Sondern – die Reise ist zu Ende – von Ruhestand. Popstarattrappen sollen sie künftig auf der Bühne vertreten. Ob „digital besser ist“, wie Tocotronic einst postulierten? Wir werden sehen.
Abba – „Voyage“ (Universal)