Nach umstrittenem Tweet: Jüdisches Museum Berlin sucht neuen Direktor

Der Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Peter Schäfer, ist zurückgetreten.

Der Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Peter Schäfer, ist zurückgetreten.

Berlin. Rund ein Jahr vor der geplanten Eröffnung seiner neuen Dauerausstellung braucht das Jüdische Museum Berlin einen neuen Direktor. Nach dem Rücktritt des bisherigen Leiters Peter Schäfer (75) wird nun ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ankündigte. Schäfer war am Freitag nach heftigen Kontroversen von seinem Amt zurückgetreten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden sei, übernehme der Geschäftsführende Direktor Martin Michaelis die Leitung. Am 20. Juni werde Grütters eine Sondersitzung der Museumsstiftung einberufen, teilte das Museum am Freitag mit. Eine Kommission soll einen neuen Direktor finden. Anfang Mai war Schäfers Vertrag um ein Jahr verlängert worden - er hätte im August 2020 aufhören sollen.

Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt Rücktritt Schäfers

Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die Entscheidung Schäfers. „Es ist ein wichtiger Schritt, um weiteren Schaden von der Institution abzuwenden“, teilte der Zentralrat über Twitter mit. Die Mit-Initiatorin des Berliner Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, sprach sich im „Tagesspiegel“ (Sonntag) dafür aus, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin ein Jude oder Jüdin sein müsse.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auslöser für den Rücktritt des emeritierten Judaistik-Professors Schäfer war ein Tweet des Museums mit einer Leseempfehlung zur israelkritischen Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen). Darin hatten jüdische und israelische Wissenschaftler kritisiert, dass der Bundestag BDS als antisemitisch eingestuft hatte. Die BDS-Kampagne fordert ein Ende der israelischen Besatzung des Westjordanlandes, des Gazastreifens und Ost-Jerusalems, die Israel 1967 erobert hat und ruft dazu auf, keine israelischen Waren zu kaufen.

Zentralrat hatte Tweet des Jüdischen Museums scharf kritisiert

Der Zentralrat hatte den Tweet scharf kritisiert. „Das Maß ist voll. Das Jüdische Museum Berlin scheint gänzlich außer Kontrolle geraten zu sein.“ Das Museum hatte erklärt, man habe nur auf einen Diskussionsbeitrag hingewiesen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Um das Haus hatte es in den vergangenen Monaten weitere Turbulenzen gegeben. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, eine Ausstellung über die Stadt Jerusalem zu schließen. Die Sonderschau „Welcome to Jerusalem“, die bis Ende April zu sehen war, präsentiere eine einseitige, „palästinensisch-muslimische Sicht“ auf die Stadt. Schäfer und Grütters hatten die Vorwürfe als politische Einmischung zurückgewiesen.

Jüdisches Museum ist eines der größten seiner Art in Europa

Die neue Dauerausstellung im Bau des Architekten Daniel Libeskind soll zusammen mit einem Kindermuseum im Mai 2020 eröffnen. Das Jüdische Museum ist eines der größten seiner Art in Europa. Pro Jahr kommen 650 000 Besucher. Die erste Ausstellung hatten seit der Eröffnung 2001 rund 11,4 Millionen Menschen gesehen.

Von RND/dpa

Mehr aus Kultur

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken