Mirabel und die Wunderkerze – Der Weihnachts-Disneyfilm „Encanto“

Hat alle Hände voll zu tun: Mirabel Madrigal (Mitte) muss die magischen Kräfte ihrer Familie retten. Szene aus „Encanto“.

Hat alle Hände voll zu tun: Mirabel Madrigal (Mitte) muss die magischen Kräfte ihrer Familie retten. Szene aus „Encanto“.

Disney wildert gern in exotischen Welten. „Vaiana“ etwa entführte uns 2016 nach Polynesien, das in diesem Jahr im hauseigenen Portal verstreamte Animationsabenteuer „Raya und der letzte Drache“ spielte in einer südostasiatisch anmutenden Umgebung. Nun geht es nach Südamerika, genauer gesagt nach Kolumbien – in ein verwunschenes Örtchen namens Encanto, was auf Deutsch „Zauber“ bedeutet.

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Dort wohnen drei Generationen der Familie Madrigal unter einem Dach und der Fuchtel von Oma Alma, die einst samt Mann und Drillingskindern gezwungen ward, ihre Heimat zu verlassen. Nach dem tragischen Verlust ihres Gatten während der Flucht erhörte eine Kerze ihr verzweifeltes Gebet und gewährte ihr und ihren Nachkommen Schutz in besagtem Encanto.

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Seitdem erlangt jedes Familienmitglied an seinem fünften Geburtstag wundersame Kräfte. Nur bei Almas Enkelin Mirabel hat das nicht geklappt. Besser getroffen haben es ihre älteren Schwestern: Luisa ist superstark, Isabela kann Pflanzen wachsen und Blumen blühen lassen. Nach außen wirkt die inzwischen 15‑jährige Mirabel fröhlich, innerlich aber macht ihr ihre vermeintliche Unvollkommenheit zu schaffen. Als die Wunderkerze und damit die Magie, die das Haus der Madrigals umgibt, zu erlöschen droht, ist es dann jedoch vor allem an ihr, das zu verhindern.

Das Weihnachtsmusical von Disney versprüht viel Latino-Charme

Das neue Animationsmusical aus dem Hause Disney verfügt über reichlich Latino-Appeal. Dazu tragen sicher auch die meist schmissigen Songs von Lin-Manuel Miranda bei, der schon für „Vaiana“ musikalische Arbeit leistete. Visuell taucht man ein in eine südamerikanisch-folkloristisch grundierte und magisch überformte Fantasiewelt. Das ist wunderhübsch anzusehen. Es gibt aber auch düstere Töne.

Freilich kommen Zweifel am guten Ausgang der gut funktionierenden Story nie wirklich auf. Als typische Disney-Heldin mit großem Identifikationspotenzial meistert Mirabel die ihr vom Drehbuch zugedachte Mission, wird selbstbewusster, findet ihren Platz im Leben und löst auch den Konflikt mit ihrer Großmutter, deren Erwartungen sie kaum gerecht werden konnte. Allerdings bekommen neben Mirabel nur noch ihre Oma und ihr lange verschollener Onkel Bruno als schwarzes Schaf der Sippe schärfere Konturen. Die übrigen Madrigals werden stiefmütterlich behandelt.

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Leider wird auch auf die Ursachen, die Alma und die Ihren einst dazu zwangen, ihre Heimat zu verlassen, nicht groß eingegangen. Das ist besonders deshalb bedauerlich, weil die Bilder von der Flucht an die Märsche mittelamerikanischer Migranten in Richtung US-Grenze gemahnen. Und wenn am Ende ein neues Fundament für den Familienzusammenhalt gelegt wird, nachdem zuvor breite Risse das Heim der Madrigals gefährdeten, kann man das natürlich auch als Metapher auf die aktuell tief gespaltene US‑Gesellschaft sehen. Muss man aber nicht. Schließlich spielt die Story ja im fiktionalisierten Kolumbien.

„Encanto“, Regie: Byron Howard, Jared Bush, Charise Castro Smith, 98 Minuten, FSK 0

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