Kurt Cobain – vor 25 Jahren starb der Messias des Rock

Intensive Konzerte: Kurt Cobain bei einem Auftritt mit Nirvana im Londoner Astoria Theatre.

Intensive Konzerte: Kurt Cobain bei einem Auftritt mit Nirvana im Londoner Astoria Theatre.

Seattle. Wie das war, als Kurt Cobain 1994 starb? „Das hat die Stadt drei Tage gelähmt“, erinnerte sich Chris Eckman, Sänger der Seattle-Band The Walkabouts 2001 im Interview mit der hannoverschen Neuen Presse. „Wir hatten am Tag danach das Heimspiel unserer Tour. Und als wir ,Will you miss me, when I’m gone` spielten, fingen die Leute an zu weinen. Kurts Tod hing wie eine Wolke über Seattle.“

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Kurt Cobains Tod hing wie eine Wolke über der ganzen Welt

Sein Tod hing wie eine Wolke über der ganzen Welt. Kurt Donald Cobain und seine Band Nirvana waren binnen fünf Jahren zum Idol all jener aufgestiegen, die vom Rock’n’Roll Reibung am Leben verlangten statt getigerter Hosen und breitbeiniger Posen. 1989 waren Nirvana noch zu neunt (mit der Band Tad) im Fiatbus durch Europa getuckert und hatten nach dem Oldenburg-Konzert aus Kostengründen bei Fans übernachtet. Arme Musikanten.

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Und 1991 war Grunge, der lärmend-melodische Nirvana-Sound aus Indie, Metal und Punk, dann das große Ding, „Nevermind“, Nirvanas zweite Platte mit dem Baby, das auf einen Dollarschein zuschwamm, wurde das Rockalbum des Jahres und „Smells Like Teen Spirit“ der grimmige Song über den Unterhaltungsanspruch der Massen, zum Superhit.

Kurt Cobain – herumgeschubstes Kind geschiedener Eltern

Kurt Cobain war jetzt die Gegenfigur zum Kommerzhardrock von Guns N’Roses, einer mit Charakter statt Image, einer wie Dylan, Lennon, Jim Morrison. Seine Biografie: Ein herumgeschubstes Kind aus geschiedener Ehe. Heimatlos, zerrissen, wütend und obendrein, nach einer schmerzhaften Magenerkrankung, heroinsüchtig.

Mit Songs wie dunkle Wolken. Cobain mit dem blonden Fransenhaar und dem geringelten Shirt sang mit rauer, gequälter Stimme zu einem energischen, schrägen Gitarrensound. „Ich wünschte, ich wär wie du – leicht zu amüsieren“, klangen in „All Apologies“ Wehmut und innere Einsamkeit durch.

Die Industrie vermarktete natürlich auch diese Haltung mit Badges, Postern, T-Shirts. Talent-Scouts durchkämmten die Stadt nach dem nächsten großen Ding, während Bands von überallher kamen und sich in Seattle niederließen, um genau dieses nächste große Ding zu werden.

Ein Abschiedsbrief mit einer Liedzeile von Neil Young

Die Auflösung der Band (die ursprünglich aus Aberdeen stammte, 130 Kilometer südwestlich von Seattle) auf dem Gipfel des Ruhms und die Selbstauslöschung Kurt Cobains nur ein paar Tage später erschienen 1994 wie eine bittere Vollendung, wurden von den Medien mit Cobains Zerquältsein vom Erfolg, seiner Angst, die Leidenschaft für die Musik zu verlieren, romantisiert. „Es ist besser auszubrennen als zu verblassen“ hatte der 27-Jährige denn auch eine Songzeile von Neil Young in seinem Abschiedsbrief zitiert. Er hinterließ seine Frau, die Hole-Sängerin Courtney Love und sein Töchterchen Frances Bean.

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Und wurde postum zur letzten Überfigur des Rock. Grunge ging dagegen bald ebenfalls zu Grabe und seine trauigschmutzigen Gitarrenklänge flossen in den Mainstream ein. Sieben Jahre nach Cobains Tod schmetterte in Baz Luhrmanns Fin-de-siècle-Filmmusical „Moulin Rouge“ eine Spaßgesellschaft des Jahres 1900 Nirvanas „Here we are now – entertain us!“ – von der Leinwand - zwischen Offenbachs „Can-Can“ und „I Was Made for Loving You“ von Kiss. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch brachte Cobains „Tagebücher“ auf deutsch heraus, eine Seelenschau, die der Autor vermutlich nie veröffentlicht hätte.

„Kurt wollte Rockstar sein, aber er hasste die Konsequenzen“

Es bleibt ein schmales, eindringliches Gesamtwerk, das – smells like cash spirit – bis heute weidlich vermarktet wurde „Es musste irgendwo geschehen“, sagte der mit Cobain befreundete Eckman auf die Frage, ob der Grunge-Boom besser nicht passiert wäre. „Und während es geschah, war es zugleich so unwirklich, als wär‘s ein Traum“. Dass es die „echten“ Bands wie Nirvana verdient hätten, räumte er ein und bestätigt, dass deren Attitüde ehrlich war, ihr Zorn auf die Musikindustrie: „Kurt wollte schon Rockstar sein, aber er hasste die Konsequenzen.“

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Wer das verstehen will, sieht sich am besten Gus van Sants „Last Days“ (2005) an, eine Fiktion über Kurt Cobain. Der heißt hier Blake - Michael Pitt, sein Darsteller, liefert eine beklemmende Studie über den von so vielen verehrten Mörder Ruhm. Der Rock’n’Roll wartet seither vergeblich auf einen neuen Messias und führt ein chartsfernes Dasein im Schatten einer formelhaft gewordenen Popmusik.

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Von Matthias Halbig/RND

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