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In Abel Ferraras “Siberia” spricht ein Fisch in der Pfanne
- In “Siberia” (Kinostart am 19. März) schickt Regisseur Abel Ferrara seinen Star Willem Dafoe auf einen Psychotrip mit Hundeschlitten.
- Der schwierige Held Clint ist auf der Suche nach sich selbst.
- Als am Ende ein Fisch in der Pfanne spricht, wird das eisige Drama unfreiwillig komisch.
Gewissermaßen hat Abel Ferrara “Siberia” in seinem vorigen Film angekündigt: In “Tommaso und der Tanz der Geister” sehen wir einen selbstquälerischen Filmemacher in Rom, ebenfalls gespielt von Willem Dafoe, der von Ideen für ein neues Projekt heimgesucht wird. Aus dem Off beschreibt er Szenen – und nun sehen wir, was daraus geworden ist. Sage also keiner, er sei nicht gewarnt worden, wenn hier urplötzlich ein Bär den Protagonisten zu zerfleischen droht.
Das Setting ist in arktische Umgebung verlegt: Clint (Dafoe) ist Betreiber eines Lokals in den sibirischen Bergen. “Letzte Kneipe vor dem Nordpol” könnte gut überm Eingang stehen. Russische Mütterchen und schnapsselige Inuit nehmen am hölzernen Tresen Platz. Bald schon bricht Clint zu einem Psychotrip mit Huskyschlitten in die Schneewüste auf. Er ist auf der Suche nach sich selbst.
Der Held stürzt in einen Höllenschlund
Clint begegnet wie in einem fiebrigen Traum seinem Vater mit Rasierschaum im Gesicht (ebenfalls gespielt von Dafoe) oder auch seiner Ex-Frau (Dounia Sichov). Ängste und Albträume treiben ihn voran. Er stürzt in eine Art Höllenschlund, findet sich in einer Wüste wieder, Wachtürme eines Lagers ziehen vorüber. Man sollte keiner einzigen Szene trauen.
Von gepeinigten Männern und nackten Frauen
Das Zweigespann Ferrara und Dafoe hat sich in seiner symbiotischen Arbeit zu Experten für die gepeinigten Seelen älterer Männer entwickelt – und wie immer müssen sich jüngere Frauen dafür ausziehen (in diesem Fall Ferraras schwangere Ehefrau Cristina Chiriac). Viel wird von Schuld und Verbrechen geraunt – Ferrara sucht schon seit “Bad Lieutenant” (1992) nach Erlösung.
Könnte gut sein, dass Ferrara und Dafoe diesen Film vor allem für sich selbst gedreht haben. Am Ende spricht ein Fisch in der Pfanne. Da wird’s dann wirklich komisch. Unfreiwillig.
“Siberia”, Regie: Abel Ferrara, mit Willem Dafoe, Dounia Sichov, 92 Minuten, FSK ohne Angabe