Machtkämpfe im Modehaus: Ridley Scotts Kinodrama „House of Gucci“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZRVWLVTCZ5ERNAN5YE5RXVGOME.jpeg)
Jared Leto (von links) als Paolo Gucci, Florence Andrews als Jenny Gucci, Adam Driver als Maurizio Gucci, Lady Gaga als Patrizia Reggiani und Al Pacino als Aldo Gucci in einer Szene des Films „House of Gucci“.
© Quelle: -/Courtesy Of Metro Goldwyn Maye
Das italienische Modelabel Gucci ist heute ein Weltmarktkonzern, der 2019 einen Rekordumsatz von 9,63 Milliarden Euro generierte. Dass hinter diesem Imperium der selbst verschuldete Untergang einer Familiendynastie steht – davon erzählt Ridley Scotts Film „House of Gucci“. Über drei Dekaden spannt sich der Bogen. Im epischen Format breitet der Regisseur die innerfamiliären Machtkämpfe lustvoll aus.
Der Film beginnt im Mailand der frühen Siebzigerjahre: Eigentlich soll Sohnemann Maurizio Gucci (Adam Driver) als zukünftiger Erbe die väterliche Hälfte der Firma übernehmen. Aber der schüchterne Bücherwurm interessiert sich mehr für sein Jurastudium – und für Patrizia Reggiani (Lady Gaga), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Die Angebetete kommt aus einfachen Verhältnissen und findet nicht das Wohlwollen des Schwiegervaters Rodolfo Gucci (Jeremy Irons), der droht, ihn zu enterben. Patrizia heiratet Maurizio trotzdem und verschafft dem Millionärssohn einen Job als Autowäscher im väterlichen Fuhrunternehmen.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Onkel Aldo Gucci (Al Pacino), der in New York die US-Geschäfte leitet, versucht nicht ganz uneigennützig, die Fronten zu glätten. Er hofft, nach dem Tod des schwerkranken Rodolfo Kontrolle über die Geschäfte zu bekommen, und überzeugt den Neffen gemeinsam mit Patrizia, doch wieder ins Familienunternehmen einzusteigen. Aldos eigener Sohn Paolo (Jared Leto) ist ein Taugenichts, dessen Modedesignerträume im krassen Gegensatz zu seinen Talenten stehen.
Die dysfunktionale Familienaufstellung entfaltet ihre toxische Wirkung. Im emotionalen Zentrum steht dabei Lady Gagas Patrizia, die ambitioniert um die Anerkennung der Familiendynastie kämpft und ausgefeilte Intrigen gegen Aldo und Paolo spinnt, um die Machtposition ihres Ehemannes auszubauen. Schließlich wird sie zur tragischen Figur, als sie nach der Scheidung einen Killer auf Maurizio ansetzt.
Lady Gaga trägt die Widersprüche und das Schicksal ihrer Figur souverän durch den Film und lässt ihr Charisma unter zeitgenössischen Frisuren hindurch strahlen. Aber auch Adam Driver verkörpert schlüssig die Entwicklung des Millionärssohnes vom schüchternen Bubi zum eiskalten Geschäftsmann. Und so überzeugt „House of Gucci“ in erster Linie als großes Schauspielerkino, das seinen Akteuren genug Entfaltungsspielräume bietet.
Regisseur Ridley Scott – gerade auch noch mit „The Last Duel“ im Kino – erzählt das Intrigenspektakel aus der Wirtschaftsaristokratie im Format eines klassischen Mafiaepos. Dabei weist Aldos Machtkalkül nicht zufällig Parallelen auf zum Paten Michael Corleone, den Al Pacino in Francis Ford Coppolas Klassiker „Der Pate“ spielte. Allerdings ist deutlich zu spüren, dass diese filmhistorischen Schuhe ein paar Nummern zu groß geraten sind. Auf 157 Filmminuten wirkt diese True-Crime-Story aus der Fashionbranche dann doch etwas zerdehnt.
„House of Gucci“, Regie: Ridley Scott, mit Lady Gaga, Adam Driver, Al Pacino, 157 Minuten