Verbeugung vor den Universal-Klassikern

So ist Marvels Halloween-Snack „Werewolf by Night“ bei Disney+

Der Monsterjägerpatriarch hat ausgejagt: Ulysses Bloodstone in Mumienpose in seinem senkrecht gestellten Sarkophag – Szene aus „Werewolf by Night“. Foto: Disney+/Marvel Studios. © 2022 MARVEL.

Der Monsterjägerpatriarch hat ausgejagt: Ulysses Bloodstone in Mumienpose in seinem senkrecht gestellten Sarkophag – Szene aus „Werewolf by Night“. Foto: Disney+/Marvel Studios. © 2022 MARVEL.

„Werwolf bei Nacht“ als Filmtitel ist eigentlich ein „weißer Schimmel“. Denn dem Menschen, an dem sich eine Verwandlung in eine humanoide, wolfsähnliche Kreatur vollzieht, widerfährt die Monsterwerdung sowieso nur nächtens. Auch ist er – anders als sein Nachtmahrbruder Vampir – nur kurze Zeit im Monat tätig. Der Mond muss in runder Fülle am Himmel stehen.

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Mit „Werewolf by Night“ öffnet das Marvel Cinematic Universe seine spezielle Mondstube, sein Horror­häuschen. Das ist nichts Fremdes für das Haus der Superhelden, selbst in Deutschland liefen Marvel-Comic­heftchen über „Frankenstein“ (angelehnt an die ikonische Boris-Karloff-Figur) und „Dracula“ (der Fürst der Vampire erinnerte ein wenig an eine sinistre Version von Benedict Cumberbatch als Doctor Strange).

Giacchino inszeniert sein Horrorspecial als Verbeugung vor den Universal-Klassikern

Überzeugend ist die Machart. Michael Giacchino hat – hier betreten Sie das Reich der Spoiler – den Film als Hommage an die Horrorklassiker aus Hollywoods Goldener Ära inszeniert, als Widmung an Regisseure wie James Whale und Tod Browning, an Stars wie Bela Lugosi, Karloff und – Lon Chaney Jr., der den „Wolfs­mensch“ 1941 zwar nicht als Erster aber bis dato am eindrücklichsten verkörperte. Vor den Universal-Horror-Oldies der 30er- und 40er-Jahre verbeugt Giacchino sich stilbewusst, was Universal selbst – man denke an die kreuzfade „Mumie“-Verfilmung mit Tom Cruise – 2017 kraftvoll missriet.

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In Kulissen, die nach Studiopappe zu duften scheinen, in sichtbar von der Nebelmaschine erzeugten Nebeln, also in bester Künstlichkeit, wie sie den alten Streifen zu eigen war, entspinnt sich die Geschichte einer Hatz. Es geht um einen Clan von Monsterjägern, dessen Oberhaupt Ulysses das Zeitliche gesegnet hat. Die rang­erste Monsterjägerwaffe sucht einen neuen Besitzer, erhalten soll den „Bloodstone“, wer das Ungeheuer zu fassen bekommt, das ihn im Pelz trägt.

Die Monsterjäger erinnern selbst an Monster

Die Monsterjäger, darunter ein Grimmbart mit schottischem Dialekt, der direkt aus Amazon-Prime-Videos Khazad-D‘um (der Zwergenstadt in „Die Ringe der Macht“) zu kommen scheint, wirken selbst wie Monster, vor denen Monster sich zu Tode fürchten müssen. Ausnahme 1: Elsa (Jennifer Donnelly), die eigentlich nach einer ganz normalen Frau aussieht und jenseits der Familientreffen (sie ist die jüngste Tochter von Ulysses) einen halbwegs geordneten Alltag zu haben scheint. Und Ausnahme 2: Jack (Gael García Bernal), dessen Gestalt etwas Melancholisches umweht. Zarte Sympathien zwischen den beiden Außenseitern werden angedeutet – ob es zu einer Lovestory kommt?

Überraschung: Das gejagte Ungeheuer ist gar kein Werwolf

Das Monster, hinter dem alle her sind, ist dann erst mal nicht das Filmtitel gebende, sondern eine Marvelmaniacs bekannte Ungestalt, die in einem anderen Leben (der Hinweis soll ausreichen) Edward hieß. Sieht man zunächst nur einen Teil ihres Gesichts und fühlt sich dabei an Katzenfresser Alf erinnert, wirkt das Biest in voller Lebensgröße außerordentlich gut animiert. Der Werwolf dagegen ist Teil von Giacchinos Liebe zu den Universal-Filmen und maskentechnisch ein Gruß an den vor fast 50 Jahren verstorbenen Chaney Jr. Die Jäger quälen ihn im Käfig, aber wann hätten Stäbe je einem stinkwütenden Wolfsmann Einhalt geboten?

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Mit einer knappen Stunde ist dieses erste „Marvel Special“ – für Advent ist ein Weihnachtsfilm mit den „Guardians of The Galaxy“ geplant – überaus gelungen. Ein für die Verhältnisse des MCU recht blutiger Snack im Kürbismonat – wobei der Schwarz-Weiß-Look einiges abmildert und man fern ist, dem Publikum Splatter zu reichen.

Bis auf Jack, Elsa und Edward sind all die, die nach dem Marvel-MacGuffin des Bloodstone trachten, reine Karikaturen. Die Trauer des Publikums um den ein oder anderen gewaltsam aus dem Diesseits Scheidenden hält sich in Grenzen.

Man fühlt sich sowieso eher den Ungeheuern verbunden.

„Marvel’s Werewolf by Night“, Special, 52 Minuten, Regie: Michael Giacchino, mit Jennifer Donnelly, Gael García Bernal, Harriet Sansom Harris, Kirk R. Thatcher (streambar bei Disney+)

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