Kabarettmanager: Tausende Zuschauer in Fußballstadien “zum Kotzen”
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Am Wochenende waren erstmals wieder Tausende Fans (wie hier in Magdeburg) in den Stadien zugelassen. In Theatern sind weiterhin nur wenige Menschen erlaubt.
© Quelle: dpa/ imago images
Die erste Runde im DFB-Pokal hat bei vielen Fußballfans große Begeisterung ausgelöst. Bei Kabarettmanager Axel Hegmann sorgt sie jedoch für große Entrüstung. Doch warum? Das Spiel des 1. FC Magdeburg gegen den SV Darmstadt verfolgten 5000 Zuschauer im Stadion, bei der Partie Hansa Rostock gegen den VfB Stuttgart waren sogar 7500 Zuschauer im Stadion mit dabei. Erstmals durften nach monatelanger coronabedingter Zwangspause wieder Tausende Fans ihre Spieler vor Ort unterstützen. Dabei wurden die Abstandsregeln jedoch vielerorts missachtet, wie zahlreiche TV-Bilder belegen.
“Riesenskandal” – Hegmann wettert gegen Stadionöffnung
Kultureinrichtungen in geschlossenen Sälen oder Räumen wie Theater oder Kinos müssen weiter auf einen Großteil ihrer Zuschauer verzichten oder dürfen gar nicht erst öffnen. Dieser Umstand macht Hegmann wütend. “Ich finde es schlichtweg einen Riesenskandal, dass dem Fußball im Föderalismus Sonderrechte eingeräumt werden”, kritisiert er deutlich auf seiner Facebook-Seite.
Die Bilder aus den Stadien vom Wochenende finde er in Anbetracht der finanziellen Lage von Künstlern und der Einschränkungen für Kultureinrichtungen “zum Kotzen”. Er selbst nehme “die Gefahren der Pandemie absolut ernst” und akzeptiere, “dass Termine für den Herbst storniert werden” müssten.
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Viele Plätze in Theatern und Opern bleiben leer
In den deutschen Konzerthäusern und Theatern herrscht aktuell ein Betrieb mit stark angezogener Handbremse. Die Krise macht Betreibern und Künstlern wegen ausbleibender Einnahmen schwer zu schaffen. Im Berliner Ensemble dürfen lediglich 200 der 700 Plätze belegt werden und in der Semperoper in Dresden (1300 Plätze) dürfen nur 300 Menschen Platz nehmen. Im Schauspiel Frankfurt dürfen sogar nur 160 statt 700 Menschen in den großen Saal gelassen werden. Für die meisten Institutionen ist der Betrieb unter derartigen Umständen nicht wirtschaftlich.
Massentestung nach Corona-Verbreitung in Garmisch-Partenkirchen
Das Verhalten einer jungen Frau, die für den heftigen Corona-Ausbruch verantwortlich gemacht wird, trifft auf Unverständnis.
© Quelle: Reuters
Einer Corona-Studie der Berliner Charité zufolge könnten jedoch Opern und Konzerte unter bestimmten Bedingungen wieder normal in vollbesetzten Häusern über die Bühne gehen. Dafür müsste das Publikum auch in den Sälen ständig einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich bei Einlass und Verlassen des Gebäudes ebenfalls damit schützen. Der Vorstand der Charité erklärte dagegen auf Twitter, dass der Entwurf nicht die aktuelle Dynamik des Infektionsgeschehens berücksichtige.
Über die Zulassung von Zuschauern in Fußballstadien entscheiden, ähnlich wie in den kulturellen Einrichtungen, die Gesundheitsämter vor Ort. Zudem mussten die Heimklubs entsprechende Hygienekonzepte für die Teilöffnung der Stadien für die Zuschauer erstellen. Die Zulassung für Zuschauer fiel daher höchst unterschiedlich aus. Das Spiel Rot-Weiss Essen gegen Arminia Bielefeld etwa durften nur 300 Zuschauer im Stadion verfolgen.
Beim Spiel Dynamo Dresden gegen den Hamburger SV am Sonntagabend waren hingegen sogar über 10.000 Zuschauer zugelassen. Eine Aktion von HSV-Profi Toni Leistner dürfte den Kulturschaffenden in Deutschland zusätzlich sauer aufstoßen. Nach dem Abpfiff missachtete der Profi die Abstandsregelungen, betrat die Fankurve der Dresdener und ging einen Anhänger körperlich an. Zuvor soll Leistner von diesem und weiteren Anhängern beleidigt worden sein.
Politik will einheitliche Zuschauerrückkehr in Bundesliga
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wollen die Chefs der Staatskanzleien der Bundesländer bereits am Dienstagnachmittag über eine einheitliche, flächendeckende Zuschauerrückkehr in der Bundesliga beraten. Nachdem die Politik ursprünglich erst Ende Oktober eine Lösung präsentieren wollte, könnte es diese nun schneller gehen als erwartet.
Für Kulturbetriebe ist derzeit jedoch keine einheitliche Regelung seitens der Politik vorgesehen.
RND/jj