„Fifty Shades“ – Eine Hochzeit zum Verhauen

Ich schau dir in die Augen, Kleines: Anastasia Steele (Dakota Johnson) und Christian Grey (Jamie Dornan) vor der ersten Ehekrise.

Ich schau dir in die Augen, Kleines: Anastasia Steele (Dakota Johnson) und Christian Grey (Jamie Dornan) vor der ersten Ehekrise.

Hannover. Nicht profan über die Türschwelle trägt er seine Angetraute, sondern die Gangway hinauf zum Privatjet – so wie sich das für einen frisch vermählten Milliardär gehört. Dort, wo andere romantische Unterhaltungswerke aus guten Gründen aufhören, beginnt Teil 3 von „Fifty Shades of Grey“: mit der Traumhochzeit der beiden amourösen Probanden.

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Es geht in die Endrunde für Steele und Grey

Die schwierige Kennenlernphase der verhuschten Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) und des adretten Unternehmers Christian Grey (Jamie Dornan) hatte E.L. James‘ Romanreihe Verkaufszahlen beschert, die teilweise über denen von „Harry Potter“ lagen - und den ersten beiden Filmadaptionen ein weltweites Einspielergebnis von 952 Millionen Dollar.

Mit einer ausgewogenen Mischung aus gediegener Pornografie, Jane-Austen-Romantik und einer Prise de Sade sorgte die sadomasochistische Erotikschnulze für das notwendige popkulturelle Prickeln. Nun geht es in die Endrunde und nach der Trauung auch in die Mühen der ehelichen Ebene. Vor dem Altar gelobt der Bräutigam die Braut zu ehren und zu beschützen, während sie ihm im Gegenzug bedingungslose Liebe schwört.

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Schieflagen im jungen Eheleben

Mit dialogischem Geschick werden hier schon baldige Schieflagen im jungen Eheleben vorweggenommen. Denn auch mit Trauschein geriert sich Christian als übereifersüchtiger Gemahl, dessen Verlustängste die zur selbstbewussten Frau gereiften Ana immer wieder einengen. Die Grenzen zwischen Beschützerinstinkt und Überwachungswahn sind hier fließend.

Solche Probleme wollen tapfer ausdiskutiert oder später im „Spielzimmer“ mit Handschellen und Fußfesseln erotisch verarbeitet werden. Aber schon bald stellt sich heraus, dass Christians manische Sorge und der Bodyguard, den er seiner Frau zur Seite stellt, auch ihre kriminalistische Berechtigung haben.

Anas früherer Vorgesetzter Jack Hyde (Eric Johnson), der wegen sexueller Belästigung vom Verlag gekündigt wurde, tritt einen Rachefeldzug an. Auf einen Sprengstoffanschlag in Christians Firma folgt ein Überfall im heimischen Apartment und schließlich sogar eine Entführung. Äußerst hilflos wirkt dieser unmotiviert hinein geflochtene Crime-Plot, der nur dazu dient, das moderat vor sich hin kriselnde Paar wieder fest zusammen zu schweißen.

Solche therapeutischen Fremdeinwirkungen haben die beiden bitter nötig. Denn kaum sind die Flitterwochen absolviert, kommt auch schon die Kinderfrage aufs Tapet. „Ich bin noch nicht bereit dich zu teilen – mit niemandem“ sagt Christian und versucht die Angelegenheit in weite Ferne zu rücken. Schließlich hat der Mann seine traumatischen Erfahrungen als Waisenkind noch nicht bewältigt und muss erst in die Zeugungswilligkeit hineinwachsen.

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Pittoresk inszenierte Softporno-Einlagen

Aber dafür bleibt keine Zeit. Ana wird schwanger und Christian rastet aus. „Ich hatte Pläne. Ich wollte dir die Welt zeigen“ bricht es unsensiblerweise aus ihm heraus. Da trifft es sich gut, dass Frau und werdendes Kind schon bald in Gefahr geraten, um den unschlüssigen Mann zur Besinnung zu bringen und die Familiengründung als ultimatives Happy End vorantreiben zu können.

Um diesen recht konventionellen und mäßig unterhaltsamen Reifungsprozess der Beziehung aufzupeppen, injiziert Regisseur James Foley mit bemerkenswerter Beharrlichkeit Sexszenen in die monotone Dramaturgie. Im gefühlten 10-Minuten-Takt wird der Popmusik-Teppich ausgerollt für pittoresk inszenierte Softporno-Einlagen, mit denen der Film seinem Zusatztitel „Befreite Lust“ und dem Plakat-Slogan „Erleben Sie den Höhepunkt“ gerecht zu werden versucht.

Erhebliche voyeuristische Ermüdungserscheinungen

Jedenfalls: Im Auto nach bestandener Verfolgungsjagd, unter der Regenwasserdusche, in der Küche unter Zuhilfenahme von Speiseeis und natürlich im gut ausgerüsteten „Spielzimmer“ fallen die Liebenden übereinander her, deren Erregung auf Dauer erhebliche voyeuristische Ermüdungserscheinungen freisetzt und nicht über die kommerzielle Lieblosigkeit dieses Unternehmens hinweg täuschen kann.

Von Martin Schwickert/RND

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