Elvis Presley – Comeback vor 50 Jahren
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Endlich wieder cool: Eigentlich sollte Elvis Presley für ein Weihnachtsspecial als Santa Claus verkleidet auftreten. Dann aber kam er im schwarzen Lederanzug.
© Quelle: picture alliance / Everett Colle
Los Angeles. Die letzte Sensation des an Sensationen reichen Rockjahres 1968 kam von einer völlig unerwarteten Seite – von Elvis Aaron Presley. Der wurde zwar immer noch als Big Bang des Rock’n’Roll betrachtet und auch noch als dessen „King“ apostrophiert.
Für Elvis war das Special die Rückkehr aus einem seichten Nirgendwo
De facto aber war er ein König ohne Reich: Drehte immer schlichtere Unterhaltungsfilme mit immer belangloseren Songs, hatte null Live-Präsenz, keine Chartskraft. 1968 lag der letzte Nummer-Eins-Hit in den USA sechs Jahre zurück („Good Luck Charm“), die aktuelle Elvis-Single „Guitar Man“ hatte es nicht mal mehr in die Top 40 geschafft.
Der eigentliche Plan seines Managers für das Jahr des „Weißen Albums“ der Beatles und „Beggar’s Banquet“ von den Rolling Stones sah für Elvis die Abrundung seines Karrierefiaskos vor. Der kitschvernarrte Colonel Tom Parker hatte tatsächlich vor, seinen Schützling für ein „TV-Christmas-Special“ im Santa-Kostüm durch Kunstschnee und Kitschkulissen stapfen und dabei Weihnachtslieder zum Besten geben zu lassen. Es wäre der Abschluss der Verwandlung des einstigen Rockgotts mit den Honighüften in eine Witzfigur gewesen, in einen Frog of Schmaltz.
Am 25. März 1961 war Elvis auf Hawaii zum letzten Mal aufgetreten. Er war entsprechend nervös und unsicher, als er im Frühsommer für die Aufzeichnung vor die Fernsehkameras des Senders NBC trat. Aber der Regisseur der TV-Show, Steve Binder und Produzent Bob Finkel sahen die Chance für Elvis, verlorenes Terrain zurückzuerobernn. Dafür führten sie Parker an der Nase herum, strickten im Juni 1968 heimlich ein alternatives Showkonzept.
Elvis sang wieder „Hound Dog“ und „Heartbreak Hotel“
Das schon am 22. November erschienene Album „Elvis“ (später als „68 Comeback Special“ bezeichnet) hatte die Hoffnungen der Fans genährt. Und am 3. Dezember erlebte Amerika dann einen Elvis, der wieder „Hound Dog“, „Lawdy Miss Clawdy“ und „Heartbreak Hotel“ sang. Die Kulissen, die Garderobenwechsel, all das Inszenierte, konnte nicht über die Klasse des King hinwegtäuschen.
„Ich denke es ist einer dieser Momente, die einem für immer im Gedächtnis bleiben“, erinnerte sich Bruce Springsteen später, der wochenlang auf den Auftritt hingefiebert hatte. Geblieben ist bis heute im Kopf von allen das Bild vom Elvis im schwarzen Lederanzug, des King of Cool inmitten von Weggenossen aus seinen frühen Rock’n’Roll-Tagen – Gitarrist Scotty Moore und Schlagzeuger D. J. Fontana. Einer der aufblühte und wieder so war wie damals, 1956. Das sieht und hört man auch in der opulenten Box zum 50. Geburtstag des Albums.
Inhaltlich ist die „50th Anniversary Edition“ nicht ganz die Futterkrippe geworden, auf die immer noch Millionen zählende Fangemeinde vielleicht gehofft hatte. Es finden sich allerdings erstmals alle bekannten 104 Musikalien (dieselben wie in der Edition zum 40. Geburtstag auf 5 CDs) und die von Thom Zimny frisch restaurierten Videos zur Show (zwei BluRays) unter einem Dach.
Ein fantastisches Begleitbuch erzählt die TV-Special-Story neu
Ein 80-seitiges Begleitbuch erzählt die Geschichte über das „Special“ neu, gewonnen aus Interviews, die für Zimnys HBO-Programm „Elvis Presley: The Searcher“ (2018), die bislang beste Doku über Elvis, geführt wurden. Die 7-Disc-Box ist also alles andere als eine Mogelpackung. Wer noch nicht im Besitz dieses Sessionpakets ist, für den finden hier unzweifelhaft Elvis-Festspiele statt. Wer aber schon eine Dekade zuvor investiert hat, wird schwer seufzen.
Die „Sit-Down“-Shows für das Special gelten heute als Blaupausen für die späteren Unplugged-Konzerte von MTV. Und für Colonel Tom Parkers Adventsseligkeit blieben am Ende nur ein paar Takes von „Blue Christmas“ und „Santa Claus is Back in Town“ übrig. Elvis hatte danach noch einen Lauf. Im April erschien „In The Ghetto“ – ein Song über Verbrechen und Tod in den Armenvierteln Amerikas.
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Es wurde seine erste Nummer Eins in der Bundesrepublik. Mit dem im Juni 1969 veröffentlichten Album „From Elvis in Memphis“ hatte das Comeback dann auch noch ein souliges Echo. Danach begann die Las-Vegas-Zeit, die Zeit der Orchester und der weißen, bestickten Bühnenanzüge. Nicht alle fanden diese Verwandlung gut, aber Elvis war dem Gefängnis Hollywood entkommen. Und dann wurde er eine amerikanische Ikone, so groß wie Coca-Cola und McDonalds.
Elvis Presley: „68 Comeback Special“ (5 CDs, 2 BluRays) (erscheint am 30. November bei RCA)
Von Matthias Halbig / RND