Dunkle Geheimnisse in Tranquillum House

Jeffrey Nordling (v.l.), Alexander Skarsgard, Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Zoe Kravitz, und Laure Dern wurden für die Mini-Serie „Big Little Lies“ ausgezeichnet.

Jeffrey Nordling (v.l.), Alexander Skarsgard, Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Zoe Kravitz, und Laure Dern wurden für die Mini-Serie „Big Little Lies“ ausgezeichnet.

So ein paar Tage in einem Gesundheitsressort sind schon etwas Feines. Einfach mal ausspannen, sich ganz dem eigenen Körper widmen, sich von Durchknetfachkräften massieren und massakrieren lassen, vernunftvoll essen und trinken - also Entspannung, Heilung, Erholung pur. Das denken sich auch neun Männer und Frauen in Liane Moriartys neuem Roman "Neun Fremde": Aus unterschiedlichen Gründen verschlägt es sie in die viktorianische Wellness-Villa Tranquillum House, irgendwo in der australischen Provinz. Zehn Tage, um eine Transformation des eigenen Ich zu erleben - so verspricht es jedenfalls Masha, die Leiterin des Hauses.

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Zunächst lernen wir Frances kennen, eine Schriftstellerin, die gerade auf einen Heiratsschwindler hereingefallen ist und deren neuestes Buch so richtig verrissen wurde. Nach und nach kommen uns auch die acht anderen Teilnehmer näher - ein Pärchen, eine dreiköpfige Familie und drei weitere Einzelpersonen.

Überraschende Methoden im Wellnessressort

Tranquillum House wird von Masha betrieben, einer ehemaligen Unternehmerin, die fast an einem Herzinfarkt gestorben wäre und immer wieder von ihrer Nahtoderfahrung schwärmt. Ihr stehen die beiden Mitarbeiter Yao und Delilah beiseite, die es den Gästen möglichst angenehm machen sollen. Diese wundern sich aber bald, weil ihre Sachen durchsucht werden und dem einen oder anderen Rebellen die eingeschmuggelte Flasche Wein oder die versteckte Tafel Schokolade weggenommen wird. Zudem überrascht Masha ihre Gäste mit einem mehrtägigen Redeverbot, gut für die innere Einkehr, schlecht für Menschen mit Sabbelbedarf wie den Familienvater Napoleon. "Die Leiterin von Tranquillum House", Maria Dmitrichenko - Masha für alle außer dem Finanzamt -, saß allein ganz oben in ihrem abgeschlossenen Arbeitszimmer, als die Glocke zum dritten Mal erklang. Selbst hier oben spürte sie, wie sich die Stille über alles legte. Es fühlte sich an, als hätte sie eine Höhle oder eine Kathedrale betreten: ein Gefühl der Erleichterung."

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Selbst hier oben spürte sie, wie sich die Stille über alles legte. Es fühlte sich an, als hätte sie eine Höhle oder eine Kathedrale betreten: ein Gefühl der Erleichterung.

Moriarty erzählt im Wechsel aus der Perspektive einer der zwölf Personen. So lernt der Leser immer mehr Geheimnisse der Wellnesswütigen kennen - und auch die neun Fremden sind einander immer weniger fremd. Das liegt auch an den merkwürdigen, aber auch innovativen Therapieansätzen der russischstämmigen Masha. Das Pärchen Ben und Jessica hat im Lotto gewonnen, doch das Geld tut ihrer Beziehung nicht gut. Die Familie mit Napoleon, Heather und Zoe betrauert noch immer den Selbstmord des Sohnes und Bruders. Carmel leidet unter der Verantwortung, vier Kinder allein großzuziehen - ihr Mann fand sie von heute auf morgen nicht mehr attraktiv genug und ersetzte sie durch ein jüngeres Modell, wie es im Roman zynisch heißt. Auch Tony und Lars tragen ihre Päckchen mit sich herum, natürlich ergeben sich mit der Zeit Allianzen und Abneigungen zwischen den Gästen.

Verfilmung mit Nicole Kidman

Das klingt alles nicht besonders innovativ und doch haben die Charaktere einen großen Vorteil: Sie sind sehr lebensnah. Das macht den Reiz der Geschichte aus: Es könnte auch jeder von uns mit seinen kleinen oder großen Problemen beim Tai Chi im Sonnenaufgang stehen. Und Masha hat - ohne zu viel verraten zu wollen - immer abseitigere Ideen, ihre Kunden zu einem neuen Ich zu verhelfen. Das schweißt die Fremden letztlich - Not schafft ja oft ein "Wir" - zusammen.

Nicole Kidman - wie Moriarty Australierin - hat sich nach "Big Little Lies" auch die Filmrechte an "Neun Fremde" gesichert. Kidman, so versicherte Moriarty kürzlich, habe ihr auch schon ihren russischen Akzent vorgesprochen, so dass die Rolle der Masha wohl schon besetzt seit dürfte. Man muss kein großer Prophet sein, um vorherzusagen, dass auch diese Serie ein Erfolg werden wird. - auch wenn Moriarty das Schreiben des Drehbuchs abgegeben hat. "Ich bin gerade voll und ganz damit beschäftigt, einen neuen Roman zu schreiben", verriet die 52-Jährige in einem Interview.

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Liane Moriarty, die schon vor dem Erscheinen des Buches in Deutschland auf 14 Millionen verkaufte Bücher blicken konnte, die in 46 Ländern veröffentlicht wurden, hat einen typischen Pageturner geschrieben. Einen für den Strand - oder mittlerweile eher für den Sonntag unter der Wolldecke. Das muss nicht immer ein Qualitätssiegel sein. Dieser aber ist einer zum Weglesen, weniger zum Weglegen.

Liane Moriarty: „Neun Fremde“. Diana. 528 Seiten, 20 Euro.

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