Benedict Cumberbatch lässt sich die Show stehlen: „Dr. Strange“ ist zurück im Kino
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Aus tiefstem Herzen ein Weltverbesserer: Benedict Cumberbatch als Dr. Strange in einer Szene des Films „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“.
© Quelle: Marvel Studios/Disney/dpa
Im Kollegium der Marvel-Superhelden gehört Dr. Strange ins Lager der Exzentriker und stieß 2016 erst spät zum Blockbustersortiment des Konzerns. Benedict Cumberbatch („Sherlock“) erschien wie geschaffen für die Rolle des arroganten Neurochirurgen, der nach einem Autounfall in Nepal nach spiritueller Heilung sucht und in die Disziplin metaphysischer Kampfkunst eingeweiht wird.
In spektakulären 3D-Aufnahmen wurden in „Dr. Strange“ Großstädte halluzinogen ineinander gefaltet, als hätte M. C. Escher persönlich hinter der Kamera gestanden. Wenn nun das Sequel unter dem Titel „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“ in die Kinos kommt, ist das Verheißung und Warnung zugleich.
Apfelbäume und Apokalypse
Nach der humorvollen Einführungsveranstaltung im jüngsten Spider-Man-Film „No Way Home“ steigen Regisseur Sam Raimi und Drehbuchautor Michael Waldron („Loki“) gleich in die höhere Algebra der Multiversumsforschung ein. Munter springt die Handlung zwischen verschiedenen Realitätsebenen hin und her.
Da reicht auch schon einmal ein kurzer Fingerzeig von Wanda alias Scarlet Witch (Elisabeth Olsen), um einen blühenden Apfelhain in eine postapokalyptische Landschaft zu verwandeln. Die Hexe, der mit „Wanda Vision“ eine TV-Serie gewidmet wurde, mausert sich zunehmend zum Superstar des „Marvel Cinematic Universe“ und stiehlt der Titelfigur die Show.
Die traumatisierte Magierin hält als tragische Frauenfigur von Shakespeare‘scher Wucht das ganze Multiversum in Atem. „Ich bin kein Monster. Ich bin eine Mutter“, sagt Wanda, die versucht, zu jener Existenz zurückzukehren, in der sie glücklich mit ihren beiden geliebten Söhnen leben konnte. Dafür ist sie nicht nur bereit, die fragile Ordnung des Multiversums aufs Spiel zu setzen, sondern auch die junge America Chavez (Xochitl Gomez) zu opfern, deren übernatürliche Kräfte für den Seelentransfer durch Raum und Zeit gebraucht werden.
Derweil arbeitet Cumberbatchs Dr. Strange als Beschützer und Weltenretter weiter an seinen altruistischen Fähigkeiten und muss mehrere Versionen seiner Figur bis hin zum halb verwesten Zombie verkörpern. „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“ dürfte als erster Marvel-Horror-Film in die Firmengeschichte eingehen.
Sam Raimi, der über umfangreiche Erfahrung im Gruselgenre verfügt, darf seine morbiden Leidenschaften im Mainstreamformat ausleben. Als gemütlicher Familienfilm zum Sonntagnachmittag ist die Angelegenheit eher ungeeignet.
So erfreulich es sein mag, dass sich der Comickonzern in der sogenannten „Phase 5″ deutlich experimentierfreudiger zeigt, kommt das Konzept des selbstreferenziellen, multiversellen Erzählens bei mehr als zweistündiger Filmlänge doch deutlich an seine Belastungsgrenzen. Das wilde Gehopse zwischen den Universen und das Arsenal an geklonten Charakteren wirkt auf Dauer eher ermüdend als berauschend.
„Dr. Strange in the Multiverse of Madness“, Regie: Sam Raimi, mit Benedict Cumberbatch, Elisabeth Olsen, 126 Minuten, FSK 12
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