Degen gegen Intrigen: „Die drei Musketiere“ fechten mal wieder im Kino
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Szene aus „Die drei Musketiere – D’Artagnan“.
© Quelle: Ben King/Constantin
Die Filmkamera war noch gar nicht erfunden, als Alexandre Dumas der Ältere seinen Roman „Die drei Musketiere“ schrieb. Der Schriftsteller konnte also nicht ahnen, dass sein 1844 veröffentlichtes Buch und deren zwei Nachfolgebände einen extrem beliebten Kinostoff abgeben würden. Die Faszination für die Haudegen des französischen Königs Ludwig XIII. scheint ungebrochen. Warum sonst sollte man den zahllosen Verfilmungen eine weitere folgen lassen?
Als die Bilder laufen lernten, dauerte es nicht allzu lange, bis auf der Leinwand auch gefochten wurde. Die ersten Adaptionen der Dumas-Romane entstanden noch in der Stummfilmzeit – Mario Caserinis Version ist 114 Jahre alt. Es folgten viele Studioproduktionen, 2011 wurde in Paul W. S. Andersons Version Paris von Würzburg und Bamberg „dargestellt“.
Aber warum eigentlich berichtet der Titel nur von drei Musketieren? Schließlich erzählt der Roman – wie nun auch der aktuelle Film von Martin Bourboulon – vor allem die Geschichte eines vierten. Nämlich die von D’Artagnan, der das Freundestrio zum Quartett macht. Sei’s drum. Mit François Civil („Der Wein und der Wind“) hat Bourboulon jedenfalls einen schneidigen Hauptdarsteller gefunden, der illustren Vorgängern den Degen reichen kann.
Der Titelheld des Films macht sich auf nach Paris mit dem Ziel, dem König als Gardist zu dienen. Das Unterfangen steht zunächst unter keinem guten Stern. Erst gerät D’Artagnan in ein Scharmützel, das er nur dank einer Bibel in der Brusttasche überlebt. Dann verscherzt er es sich kurz nacheinander mit den Musketieren Athos, Porthos und Aramis (Vincent Cassel, Pio Marmaï, Romain Duris) – und zwar derart, dass sie ihn zum Duell herausfordern.
Aber noch bevor der erste Zwist ausgefochten ist, tauchen Männer des Kardinals und Ministers Richelieu (Éric Ruf) auf. Bei dem nun anstehenden obligatorischen Gefecht schlägt sich D’Artagnan auf die Seite seiner Duellgegner, die die schwungvolle Unterstützung zu schätzen wissen.
Kadett der königlichen Garde
Mit der Aufnahme in den Freundeskreis ist D’Artagnan zwar noch kein Musketier, bekommt aber als Kadett in der königlichen Garde die Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Diese lassen nicht lange auf sich warten.
Die Lage im Frankreich des Jahres 1627 ist extrem angespannt. Im Norden des Landes proben protestantische Separatisten den Aufstand. Sie werden von England unterstützt. Das wiederum nimmt der einflussreiche Richelieu zum Anlass, König Ludwig XIII. (Louis Garrel) zu einem Feldzug gegen die Protestantenhochburg La Rochelle und darüber hinaus zu einem Krieg gegen England zu drängen. Doch der Monarch zaudert. Er will keine zweite Bartholomäusnacht riskieren wie jene, in der vom 23. auf den 24. August 1572 auf Geheiß Katharinas von Medici Tausende Hugenotten ermordet wurden.
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So spinnt der Kardinal eine groß angelegte Intrige, in deren Verlauf Athos plötzlich der Galgen und Ludwigs Frau Anne von Österreich (Vicky Krieps, gerade noch als Sisi in „Corsage“ im Kino) die Kompromittierung droht. Richelieus Topagentin Mylady de Winter (Eva Green) spielt dabei eine wichtige Rolle. Alles so, wie es der geneigte Dumas-Fan kennt.
Der berühmte Musketierwahlspruch „Einer für alle, alle für einen“ erklingt nur einmal. Ähnlich sparsam geht Regisseur Bourboulon mit Action um. Im Film gibt es nur zwei größere Gefechtssequenzen. Davon hinterlässt die erste schon deshalb einen großen Eindruck, weil sie komplett ungeschnitten ist.
Der Regisseur und seine Drehbuchautoren richten ihr Augenmerk vor allem auf die recht komplexe Story. In der geht es selbstredend um Freundschaft, Rache, Verrat, Macht und Liebe. Dabei fühlt sich Bourboulon anders als mancher Vorgänger weniger der Komödie verpflichtet. Sein Werk hat zwar auch launige Momente, nimmt das Sujet aber durchaus ernst. Insgesamt präsentiert sich dieser Mantel-und-Degen-Film als ebenso kurzweilige wie fesselnde Mischung aus Abenteuerstreifen und Verschwörungsthriller mit Elementen des Kriminalfilms und einem guten Schuss Romantik.
Dass das bestens funktioniert, ist auch dem hochkarätig besetzten Ensemble geschuldet. Neben François Civil als charmant-unverfrorenem D’Artagnan sowie Vincent Cassel als schwermütigem Athos, Pio Marmaï als lebenslustigem Porthos und Romain Duris als verschmitztem Aramis können sich insbesondere Louis Garrel und Eva Green auszeichnen. Ersterer gibt dem schwer einzuschätzenden Monarchen etwas latent Beunruhigendes mit, Letztere verleiht der Spionin Mylady de Winter etwas düster Geheimnisvolles.
Die Agentin, die auch noch eine eigene Agenda zu verfolgen scheint, ist dann auch die Titelfigur der mit Spannung erwarteten Fortsetzung. Diese soll schon im Dezember folgen.
„Die drei Musketiere – D’Artagnan“, Regie: Martin Bourboulon, mit François Civil, Vincent Cassel, Romain Duris, Pio Marmaï, Eva Green, 121 Minuten, FSK 12