Cannes 2019: Dieser Kinofilm steht unter Pornografieverdacht

Rumgeschwitze im Club: Der Film „Mektoub, My Love: Intermezzo“.

Rumgeschwitze im Club: Der Film „Mektoub, My Love: Intermezzo“.

Cannes. Der Hype um Quentin Tarantino und seinen stargespickten Film "Once Upon... A Time In Hollywood" ist längst schon wieder abgeklungen. War da mal was? Ruhe nach dem Sturm schien in Cannes auf den letzten Festivalmetern eingezogen zu sein.

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Aber wenn ein Festival etwas nicht mag, dann ist das Routine im laufenden Betrieb. Die Wettbewerbskuratoren haben sich schon wieder etwas einfallen lassen und sich mit „Mektoub, My Love: Intermezzo“ einen echten Aufregerfilm ins Programm geholt.

„Mektoub, My Love: Intermezzo“ ist der Bauch-, Beine-, Po-Film von Cannes

Anders ausgedrückt: Das Festival hat sich einen Tiefschlag in der schwelenden Genderdebatte geleistet. Der 1960 in Tunis geborene Franzose Abdellatif Kechiche präsentiert „Mektoub, My Love: Intermezzo“, ein Werk, das als Bauch-, Beine-, Po-Film in die Festival-Annalen eingehen dürfte. Dreieinhalb Kinostunden blicken wir vornehmlich auf zuckende Frauenhintern in knappsten Shorts, gern von unten gefilmt.

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Kechiches "Blau ist eine warme Farbe" gewann vor sechs Jahren die Goldene Palme. Auch dieses Drama stand unter Pornografieverdacht – zu Unrecht, denn in dem Film wurde mit Haut und Haaren geliebt. Nun aber überschreitet der Regisseur streckenweise die Grenze mindestens zum Softporno.

Ein Nacht im wummernden Club – mit nur marginaler Handlung

Die marginale Handlung: Eine miteinander verwandte Clique junger Leute schleppt am südfranzösischen Mittelmeerstrand die urlaubende Pariserin Marie ab. Die restlichen knapp drei Stunden verbringen wir mit ihnen in einem wummernden Nachtclub. Lasziv kurven Frauen um Stripteasestangen, anzüglich wird angeschmachtet und viel getrunken. Auf der Toilette kommt es zu einer expliziten, mindestens zehn Minuten langen Sexszene.

Um nicht missverstanden zu werden: Die Frauen sind hier keine Opfer. Für sie ist die Nacht ein verführerisches Spiel – auch sexy Männeroberkörper dürfen genossen werden. Doch die Kinozuschauer werden über Gebühr in die Rolle von Voyeuren gedrängt.

Nach dem Film fühlt man sich, als hätte man selbst die Nacht durchgetanzt

Hinterher wankt man aus dem Saal, als hätte man selbst eine Nacht lang in der Disco festgesteckt. Die Premiere hatte das Festival auf Wunsch des Regisseurs um 22 Uhr angesetzt. Kann ja sein, dass der Regisseur Abdellatif Kechiche Frauenkörper anbetet. Aber er beutet sie auch aus.

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Für einen Skandal wird es jedoch nicht ganz reichen: „Mektoub“ (Arabisch: Schicksal) ist bereits der zweite Teil einer Saga um eine tunesischstämmige Familie. Kechiches leichtbekleidete Mädchen sind auch schon 2017 in Venedig über die Leinwand getanzt.

Zudem hat Cannes schon anderes erlebt. Ältere Festivalgänger erinnern sich noch an den Film „The Brown Bunny“ des amerikanischen Regisseurs und Schauspieler Vincent Gallo. Die Geschichte liegt zwar schon 16 Jahre zurück, aber die Frage trieb damals viele um: War bei dem Blowjob von Chloé Sévigny nun ein echter Penis oder doch einer aus Plastik im Spiel?

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Von Stefan Stosch / RND

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