Rassismus aus dem Radio: Ja, Afrika weiß von Weihnachten

Links die Antwort auf die Frage rechts: Ja, Afrika weiß, dass Weihnachten ist.

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In Kapstadt steht der große Weihnachtsbaum vor dem Eingang der Super-Mall an der Waterfront. Er ist künstlich, mehrere Meter hoch und mit roten Kugeln geschmückt.

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Am Diani Beach in Kenia hat das Vier-Sterne-Hotel den Weihnachtsbaum schon im November ausgepackt. Erst ab 18 Uhr, wenn die Sonne langsam untergeht, flackern die bunten Lichterketten in allen erdenklichen Farben. Mit den Lichterketten ist es auf São Tomé und Príncipe so eine Sache. Die gibt es an den kleinen Weihnachtsbäumen, die sich in Bars, Geschäften und Hotels befinden, meistens im Freien, durchaus. Aber der Strom wird oft abgestellt, sie leuchten also nicht immer.

Die Frage, ob man in Afrika Weihnachten kennt, stellen Bob Geldof, Phil Collins, George Michael, Bono, Sting, Paul McCartney und Co. jedes Jahr aufs Neue, wenn „Do They Know It‘s Christmas“ im Radio rauf und runter läuft. Seit nunmehr 37 Jahren ein ständiger Begleiter zwischen November und Januar. Doch während die einen den Song für einen schlimmen Ohrwurm und ein schmalziges Lied halten und die anderen ihn gerne mitsummen und das Radio lauter drehen, bleibt eine dritte Ebene unbewusst: „Do They Know It‘s Christmas“ ist ein rassistisches Lied.

Und das auf eine Weise, die schwarze Gesellschaften schon länger kritisieren: Es ist keine offene Anfeindung, es ist keine Nazi-Parole, es ist eine Art unterschwelliger Rassismus, der sich aus kolonialistischem Gedankengut, vermeintlich weißer Überlegenheit und Abwertung durch Stereotypisierung zusammensetzt.

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Afrika: ein Ort ohne fließend Wasser, Flüsse oder Regen, dafür aber Furcht und Schrecken

Wer Band Aid singen hört, erfährt von einem ziemlich grauenhaften Ort. An diesem Ort kennen die Menschen nicht nur Weihnachten nicht, es gibt dort auch kein fließend Wasser, alle weinen immerzu, es herrschen Furcht und Schrecken, es gibt keine Flüsse und keinen Regen und es ist so heiß und trocken, dass nichts wächst.

In einer Neuauflage des Songs 2014, von Band Aid 30 performt, wird es noch drastischer: Küsse können an diesem Ort töten, in jeder Träne steckt der Tod, es gibt keinen Frieden, keine Freude, kein Weihnachten und alle haben Angst, angefasst zu werden. Dieser Ort ist Afrika. Ein Kontinent, 54 Länder, 1500 Volksgruppen, 2000 Sprachen.

Ursprünglich geschrieben wurde der Song „Do They Know It‘s Christmas“ nach einer BBC-Reportage 1984 aus Äthiopien. Acht Millionen Menschen waren von einer verheerenden Dürre betroffen, zwischen einer halben und einer Million Menschen starben an den Folgen. Es war eine der ersten Hungersnöte, die eine große Zahl von Menschen im globalen Norden im Fernsehen verfolgen konnten, mit Livebildern in Farbe. Auch deshalb blieben diese Eindrücke so präsent und Äthiopien war fortan das Land der Hungernden.

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Damals auch vor dem Fernseher: Bob Geldof. Zehn Tage nach dem Erscheinen der Reportage zur Hungersnot hatten Geldof und sein Mitstreiter Midge Ure das Who’s who der Popmusikszene der 80er-Jahre zusammen getrommelt. Weitere vier Tage später wurde die Single veröffentlicht. Wie viel Geld durch den Song eingespielt wurde, ist bis heute unklar. Einige Quellen sprechen von 24 Millionen US-Dollar, Geldof selbst erwähnte mehrfach 250 Millionen US-Dollar. In Großbritannien, Deutschland, Österreich und der Schweiz landete der Song auf Platz eins. Bis heute ist es das am zweithäufigsten verkaufte Lied in der Geschichte Großbritanniens: Nur Elton Johns „Candle in the Wind“ zum Tod von Prinzessin Diana 1997 war erfolgreicher.

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Eine Ausnahmesituation in Äthiopien prägt das Bild eines gesamten Kontinents

Der Text sollte seinerzeit auf Äthiopien und die durch Dürre ausgelöste Hungerkatastrophe abzielen, auf Millionen Menschen auf der Flucht. Auch wenn das transportierte Bild auf den Norden Äthiopiens im Jahr 1984 zutraf, mit dem Rest Afrikas hatte er nur wenig gemein. Trotzdem wird Äthiopien im Song – wie so oft in Kunst, Literatur und Filmen von Weißen – mit Afrika gleichgesetzt.

Erwähnt ist das Land Äthiopien mit keinem Wort. Der einzige Ort, der im Text erwähnt wird: Afrika. Afrika, ein Ort voller Angst und Schrecken, voller Krankheiten und Gefahren. Afrika, wo es an Weihnachten nicht schneit. Was nur eine der Lügen im Songtext ist: Auf dem Kilimandscharo in Tansania und oft auch auf dem Mount Kenya in Kenia, trotz der Lage am Äquator, liegt das ganze Jahr über Schnee. Bereits Mitte November dieses Jahres wurden in Marokko, Algerien und Tunesien Schlitten herausgeholt, weil der erste Schnee fiel.

Selbst in Südafrika und Lesotho gibt es Skigebiete mit Liften und Snowpark – allerdings werden die hauptsächlich im deutschen Sommer betrieben, wenn in Südafrika und Lesotho Winter ist. Auch in den Bergen Äthiopiens fällt im Winter Schnee. „Wir sagen Afrika in einer Weise, wie wir niemals Europa oder Asien sagen würden“, kommentierte die britische Journalistin Bim Adewunmi, deren Eltern aus Nigeria nach Europa kamen, im „Guardian“.

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40 Prozent der Afrikanerinnen und Afrikaner gehören dem Christentum an

In wenigen Liedern finden sich derart viele Lügen, falsche Behauptungen und Aussagen ohne Kontext. In Afrika fließen niemals Regen und Flüsse („no rain nor rivers flow“)? Der Nil ist der längste Fluss der Welt – er schlängelt sich auf mehr als 6000 Kilometern von Ruanda und Burundi in den Sudan und nach Ägypten. Und nicht nur an den Ufern des Nils kommt es immer wieder zu Überschwemmungen: Sudan, Kenia, Südafrika, Ghana – überall wurden Häuser durch heftige Regenfälle weggespült.

Denn der Klimawandel sorgt nicht nur für zunehmende Dürreperioden, sondern auch für intensivere Regenperioden, Ernten und Agrarwirtschaft lassen sich weniger verlässlich planen. In Afrika wächst nichts („where nothing ever grows“)? Das mag in Wüsten und bei Dürren gelten, aber zur Realität gehört auch: Jede zweite Rose, die in die EU importiert wird, kommt aus Kenia, jede fünfte aus Äthiopien. Und dann wäre da noch der zweitgrößte zusammenhängende Regenwald der Welt, das Kongobecken. Oder die Kakao-, Bananen-, Tee-, Kaffee-, Mais-, Mango-, Avocadoplantagen.

In Afrika gibt es kein fließend Wasser („where the only water flowing is the bitter sting of tears“)? Ja, rund 2,2 Milliarden Menschen, schätzt Unicef, haben nicht flächendeckend und rund um die Uhr Zugang zu sauberem Trinkwasser, vor allem Menschen im globalen Süden. Aber dass gar kein Wasser aus der Leitung kommt, ist schlicht falsch.

Auch am Titel haben sich bereits viele Afrikanerinnen und Afrikaner gestört. Es mag für die Menschen in einer Hungerkatastrophe keine Rolle spielen, welcher Tag ist. Aber wieso sollte man im Rest Afrikas, einem Kontinent mit 1,3 Milliarden Menschen, nicht wissen, dass Weihnachten ist? Werden die Menschen schlicht für ungebildet oder fernab jeglicher Realität gehalten? Noch absurder wirkt der Songtitel, wenn man bedenkt, dass von 1,3 Milliarden Afrikanerinnen und Afrikanern geschätzt 40 Prozent dem Christentum angehören. In Nigeria allein leben etwa dreimal so viele Christinnen und Christen wie in England und Wales zusammen.

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Auch für sie ist es der zweitwichtigste christliche Feiertag nach Ostern. Im Beitrag „We got this, Bob Geldof, so kick off“ (Wir kriegen das geregelt, Bob Geldof, also verzieh dich) von Al Jazeera sagt ein Äthiopier auf die Frage, ob er wisse, dass Weihnachten sei: „We are well aware.“ Man wisse das sehr wohl.

Ghanaischer Musiker erteilt Bob Geldof Absage bei Neuauflage von „Do They Know It’s Christmas“

Obwohl Bob Geldof fast selbstkritisch einräumte, mit „Do They Know It‘s Christmas“ und „We Are the World“ für zwei der schlimmsten Lieder in der Musikgeschichte verantwortlich zu sein, hielt ihn und seine Musikerfreundinnen und Musikerfreunde nichts davon ab, noch zwei weitere Versionen davon zu produzieren. Nach einer weiteren Hungerkatastrophe 1989 in Äthiopien startete Band Aid II. 2014, nach Ausbruch der Ebola-Pandemie, spielte Band Aid 30 eine neue Version des Klassikers ein.

Obwohl die Kritik an der rassistischen Darstellung Afrikas in dem Lied bereits zuvor thematisiert wurde, wurde der Text noch weiter verschärft. So weit, dass Radiostationen in Afrika sich weigerten, das Lied zu spielen. „No peace and joy this Christmas in West Africa. The only hope they‘ll have is being alive. Where to comfort is to fear. Where to touch is to be scared“, hieß es in einer Zeile, die nach lautem Protest Ghanas – das zwar zu Westafrika gehört, aber kein Ebola-Fieber, dafür als mehrheitlich christliches Land Weihnachtsbräuche hat – nachträglich geändert wurden.

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Der ghanaische Rapper Fuse ODG wurde 2014 von Geldof angefragt und wollte zunächst dabei sein. Im „Guardian“ schrieb er: „Ich hatte meine Bedenken. Ich war skeptisch aufgrund der Songtexte und der Videos von vorherigen Benefizsongs und ich hatte Angst, dass es zum konstant negativen Bild des afrikanischen Kontinents im Westen beitragen würde. Geldof und ich sprachen ausführlich darüber und er stimmte in vielen Punkten mit mir überein, er versicherte mir, dass wir es als Chance sehen sollten, das Positive von Afrika nach außen zu tragen.“

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Zwei Tage vor der Aufnahme habe er den Songtext erhalten. „Ich war schockiert und entsetzt über den Inhalt.“ Die Message des Songs von Band Aid 30 reflektiere überhaupt nicht, was Afrika ist. Er habe mit Geldof gesprochen und ihm gesagt, er müsste lügen, würde er die Zeilen singen, denn Weihnachten in Ghana sei für ihn immer mit Frieden und Freude verbunden gewesen. Der Text blieb, Fuse ODG stieg aus.

Das immer wiederkehrende Bild von Afrika als armem, krankem Kontinent

Wie viele Vordenkerinnen und Vordenker kritisiert er das Afrika-Bild, das durch solche Texte – die sich nicht nur in Songs, sondern auch in Werbespots von Hilfsorganisationen, in Medienberichten, Romanen und Filmen und selbst auf Urlaubsfotos aus Subsahara-Afrika zeigen – entsteht. Afrika als armer, kranker Kontinent. Das Bild wird immer wieder bestätigt durch den Medienkonsum, und nicht mehr hinterfragt. „Journalisten sollte bewusst sein, dass unsere Vorstellung von Afrika nicht die Vorstellung Afrikas von Afrika ist“, schrieb der senegalesische Sozialwissenschaftler Felwine Sarr in seinem Buch „Afrotopia“.

Auch deshalb dudelt „Do They Know It‘s Christmas“ 2021 noch immer im Radio. „Die ursprüngliche Kampagne und ähnlich gut gemeinte westliche Bemühungen haben zu einem Afrika-Bild geführt, das Länder und Menschen zeigt, die sich nicht selbst helfen können und ständig auf ausländische Hilfe angewiesen sind“, heißt es in dem Beitrag „We got this, Bob Geldof, so kick off“ von Al Jazeera. Es entmündigt Menschen in Afrika und zeigt, dass wir Weißen uns für überlegen halten; White Supremacy nennt sich das Phänomen.

Und es impliziert, dass die Weißen kommen müssen, um Afrika zu retten; auch White Saviorism genannt. Denn von Schwarzen gehen ansteckende, tödliche Krankheiten aus, die Weißen umarmen die Welt trotzdem mit ihrem Geld und ihren Almosen. Bim Adewunmi schreibt, der Song würde jene entmenschlichen, denen er helfen sollte.

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Die Art, wie Europa und Amerika über Afrika denken

„Seit langer Zeit muss Afrika die Last der falschen Darstellung durch den Westen ertragen. Die Welt hat kein Problem damit, diesen Kontinent als Ort allen Unheils und aller Krankheiten darzustellen“, schrieb der südafrikanische Politiker und Aktivist Mcebo Dlamini bei „Eyewitness News“, als es um die Stigmatisierung Südafrikas in der Corona-Pandemie ging. Afrika als Ursprung allen Elends, als Ort der Gefahr und des Todes, ein Ort ohne Liebe, Freude, Hoffnung. „Wenn falsche Darstellungen nicht überprüft und infrage gestellt werden, werden sie zu Tatsachen“, schrieb Dlamini.

Durch die immer wiederkehrende Stigmatisierung Afrikas auf dunkle Themen wie Krankheiten, Gefahr, Tod bestehe „das Potenzial, unsere bereits hinkende Wirtschaft zu lähmen. Aber die Folgen sind nicht nur wirtschaftlicher Natur, sie betreffen uns auch gesellschaftlich und die Art und Weise, wie die Welt mit uns umgeht.“

Kritikerinnen und Kritiker wie der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka oder die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai haben seit Jahren vor den Folgen gewarnt. Die stereotypen, negativen Darstellungen wirken sich auf Gesellschaften und Wohlstand in Afrika aus – aber negativ. Investitionen werden verhindert und behindert, weil Firmen im globalen Norden Menschen aus Afrika die nötige Kreativität nicht zutrauen oder ihnen das Vertrauen nicht schenken. Auch die Wohlstandsquelle Tourismus versickert, wenn Weltregionen mit Hunger, Krankheiten, Gefahren und Tod assoziiert werden, nicht mit weißen Sandstränden, üppigen Regenwäldern und einem reichen kulturellen und historischen Erbe.

So sieht das auch Fuse ODG, der schrieb, dass sich Menschen im Westen gut damit fühlen würden, monatlich ein paar Euro zu spenden oder eine Charity-CD zu kaufen, aber nicht auf die Idee kämen, in Afrika Urlaub zu machen oder Investitionen zu tätigen.

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Mit Spendengeldern bestellte der äthiopische Diktator Waffen

Wie viel Geld durch den Song eingespielt wurde und bei hungernden Menschen in Äthiopien ankam, ist bis heute ungewiss. Recherchen des Magazins „Spin“ legen nahe, dass ein Großteil des Geldes bei Präsident Mengistu Haile Mariam versackte und mit den Spendengeldern gar Waffen aus Russland gekauft wurden. Auch das Schweizer Wochenmagazin „WOZ“ berichtete darüber. Schon Entwicklungsökonom Amartya Sen stellte die These auf, dass Hungersnöte ein politisches Problem seien – sie kämen nur in Autokratien und Diktaturen vor. Der „Tagesspiegel“ berichtet von einer Praxis, durch die politische Anführer bewusst Hungersnöte und andere Katastrophen herbeiführten, um an Spendengelder zu kommen.

Zielführender und nachhaltiger als Charity-CDs und das Verbreiten starker Bilder von hungernden Menschen wäre es, die Wirtschaft zu stärken, denn: „Die Hilfe kann zwar ein sehr nützliches Instrument für die Entwicklung sein, aber sie kann auch das genaue Gegenteil bewirken, indem sie ihre erklärten Ziele untergräbt und die Mehrheit der Afrikanerinnen und Afrikaner in Abhängigkeit statt in die Lage versetzt, selbstbestimmt zu handeln“, so Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai.

„Wir wollen keine Almosen, wir wollen kein Mitleid“

Afrika-Wirtschaftswissenschaftler Robert Kappel sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland, dass die Machteliten in Afrika, Europa, den USA und China neu anfangen müssten, „indem sie Jobs durch produktive Investitionen schaffen, indem sie an den Ursachen der Klimakrise, für die sie hauptsächlich verantwortlich sind, anpacken“. Afrika sei „ein Kontinent der großen Transformation“ mit urbanen Zentren, neu entwickelten Industrien, einer modernisierten Landwirtschaft. Der Tenor müsse lauten: „Wir wollen keine Almosen, wir wollen kein Mitleid, wir wollen nicht betteln und keine Heuchelei. Wir brauchen nicht länger Predigten, was wir alles tun sollen. Wir wollen nicht länger Herren haben, die uns zu Knechten gemacht haben. Wir wollen verantwortlich und selbstbewusst unsere Gesellschaften gestalten.“ Das ginge nur mit einer gleichberechtigen Partnerschaft.

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Die vielleicht beste Antwort in dieser Debatte kam aus Norwegen. Dort schlossen sich vor neun Jahren schwarze Austauschstudierende zusammen, um mit einer Parodie auf das vermittelte Bild zu reagieren. „Africa for Norway“ heißt das Projekt, in dem Afrikanerinnen und Afrikaner aufgefordert werden, Heizungen und Decken für die frierenden Kinder in Norwegen zu sammeln.

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