Zahl der sexuell übertragenen Infektionen steigt

Eine Hand reicht einer anderen ein Kondom. Im Hintergrund ist ein Bett zu sehen.

Mit einem Kondom können sich sexuell aktive Menschen weitestgehend vor Krankheiten schützen.

Hannover. Weil sich immer mehr Menschen in Deutschland mit sexuell übertragbaren Infektionen anstecken, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein neues Onlineangebot eingerichtet. Experten sollen unter www.liebesleben.de/beratung kostenlos und anonym dabei helfen, das eigene Risiko einzuschätzen. Der Wissensstand zu HIV sei seit vielen Jahren auf einem hohen Niveau, teilte die Behörde mit. Dagegen kennen laut der Studie „Aids im öffentlichen Bewusstsein“ zum Beispiel nur 14 Prozent der Bevölkerung die weitverbreitete Chlamydieninfektion. Von ihr sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Schätzungen zufolge gibt es bis zu 300.000 Neuinfektionen jährlich.

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Aufklärung in den Schulen: Das A und O

Notwendig seien größere Anstrengungen bei der Aufklärung, sagt Norbert Brockmeyer, Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum. Dort kann jeder sich testen oder impfen lassen und seine Partner über Ergebnisse anonym informieren.

„Wir müssen in die Schulen reingehen“, betont der Mediziner, der auch Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit ist. Der Welttag der sexuellen Gesundheit am 4. September solle für das Thema sensibilisieren, das alle sexuell aktiven Menschen betrifft. Es sei immer noch mit Ängsten und Scham behaftet.

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Zahl der Syphiliserkrankungen steigt

Genauere Zahlen gibt es nur für die anonym meldepflichtigen Erkrankungen wie HIV/Aids, Syphilis sowie Hepatitis B. So sank die Zahl der gemeldeten HIV-Neuinfektionen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 7 Prozent auf 2700 Fälle. Dagegen stieg die Zahl der Syphiliserkankungen. Im Jahr 2017 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 7476 Fälle gemeldet, etwa 4 Prozent mehr als 2016. Syphilis tritt zurzeit vor allem bei Männern auf, die Sex mit Männern haben.

Mehr zum Thema: Syphilis: Warum eine tot geglaubte Infektion wieder zurück ist

Impfrate in Deutschland längst nicht auf dem Niveau anderer Länder

Viele der Infektionen sind nur mit leichten Symptomen wie Juckreiz oder Ausfluss verbunden, können aber schwerwiegende Folgen haben. So können Chlamydien bei Frauen zu chronischen Unterbauchentzündungen und bei Männern und Frauen zu Unfruchtbarkeit führen. Sexuell übertragen werden auch Humane Papillomviren (HPV): Sie gelten als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Gegen HPV geimpft werden sollten Mädchen und Jungen möglichst im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Die Impfrate ist in Deutschland laut RKI noch längst nicht auf dem Niveau anderer Länder.

Woran Sie einen Chlamydienbefall erkennen, wie Sie ihn behandeln und sogar vorbeugen, lesen Sie hier.

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Von der Datingplattform zum ungeschützten Sex

Hintergrund für die steigenden Zahlen bei verschiedenen Infektionen ist nach Brockmeyers Beobachtung der Wandel des Sexualverhaltens. Erste gängige Kontaktform sei Oralsex. Bei Frauen gebe es auch zunehmend Analverkehr. Damit steige das Ansteckungsrisiko. Datingplattformen im Internet tragen dazu bei, dass Menschen mehr Sexualkontakte haben. „Weil man sich vorher in Chatrooms ausgetauscht hat, gaukelt dies Vertrautheit vor und es kommt zu ungeschütztem Sex“, sagte Brockmeyer. Der Schutzfaktor von Kondomen bei den sexuell übertragbaren Infektionen mit Ausnahme von HIV liegt dem Experten zufolge bei 50 bis 60 Prozent.

Geschlechtskrankheiten als gesellschaftliches Tabu

Im Sexualunterricht müsse viel stärker auch die Verantwortung für sich und andere betont werden, sagt der Mediziner: „Sexualität ist schön, aber entscheidend ist der achtsame Umgang mit einem selbst und mit den Leuten, mit denen man Kontakt hat.“ Das Sexualleben ist heute freier als auf dem Höhepunkt der Aidsepidemie, allerdings gibt es eine größere Verschlossenheit, darüber zu reden. „Es ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Es gibt dafür auch keine allgemeingültige Sprache“, erklärt Brockmeyer.

„Gonorrhö sollte meldepflichtig werden“

Früh erkannt sind die meisten sexuell übertragbaren Infektionen gut behandelbar und heilen ohne Folgeschäden aus. Brockmeyer wünscht sich mehr Informationen über ihre Ausbreitung in Deutschland. Auch die von Gonokokken ausgelöste Gonorrhö, besser bekannt als Tripper, sollte meldepflichtig werden, so der Dermatologe. Die Zahl der Gonokokkeninfektionen wird bundesweit auf etwa 30.000 pro Jahr geschätzt.

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Lesen Sie auch: Tripper kann auch beim Knutschen übertragen werden

Von RND/dpa

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