Virologen bekräftigen: „Die jetzigen Beschränkungen können viele Menschenleben retten“
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Leere Tische in der Gastronomie, wenig Bewegung auf der Straße: Die Gesellschaft für Virologie befürwortet den Teil-Lockdown in Deutschland.
© Quelle: Wolfgang Kumm/dpa
Die Gesellschaft für Virologie (GfV) hat sich zu den aktuellen Corona-Maßnahmen in Deutschland geäußert. In ihrer neuesten Stellungnahme, die unter anderem von den Virologen Christian Drosten und Sandra Ciesek unterzeichnet wurde, erklärt die GfV, dass derzeit „keine andere Möglichkeit als der Teil-Lockdown“ bleibe, um die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 zu verhindern.
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© Quelle: Reuters
GfV: „Die Zeit zu handeln ist jetzt“
„Trotz einer Vielzahl von Appellen und Erklärungen von Seiten der Politik, der Behörden, der Gesundheitsämter und anderer Institutionen an die Bevölkerung zur Beachtung der AHA+L+A-Regel konnte der rasante Anstieg der Sars-CoV-2 Neuinfektionen nicht verhindert werden“, heißt es in der Stellungnahme. Wegen erheblicher Einschränkungen und negativen Folgen für die Wirtschaft könnten die Maßnahmen jedoch nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden.
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„Die Zeit zu handeln ist jetzt, bevor ein Punkt erreicht wird, an dem jede Maßnahme zu spät kommt“, schreibt die GfV. „Die jetzigen Beschränkungen können viele Menschenleben in Deutschland retten und einen weitergehenden Lockdown mit noch mehr Schäden für die öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft verhindern, wenn sie konsequent umgesetzt werden.“
Virologen widersprechen Aussagen des KBV-Positionspapiers
Gleichzeitig distanzierte sich die GfV klar von dem Positionspapier der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), das vor wenigen Tagen in die Kritik geraten ist. Darin hatten sich der KBV-Präsident, Andreas Gassen, sowie die beiden Virologen Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit gegen die Maßnahmen von Bund und Ländern ausgesprochen.
„Wir setzen auf Gebote anstelle von Verboten, auf Eigenverantwortung anstelle von Bevormundung“, heißt es in dem Positionspapier der KBV. „Verbote oder Bevormundung haben eine kurze Halbwertszeit und entsprechen nicht unserem Verständnis einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ Zudem forderten Gassen, Streeck und Schmidt-Chanasit eine Abkehr von der Nachverfolgung persönlicher Kontakte sowie mehr Maßnahmen, die sich auf den Schutz von Risikogruppen konzentrieren.
Risikogruppen können nur durch sinkende Infektionszahlen geschützt werden
„Das Ziel, Kontakte rasch nachzuverfolgen, darf zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Fall aufgegeben werden“, meint stattdessen die GfV. „Es ist selbstverständlich, dass dies keine alleinige Maßnahme zur Pandemiebekämpfung ist, und auch nie war, sondern ergänzend zu den AHA+L+A Empfehlungen zu sehen ist.“
Zumindest in einem Punkt sind sich beide Positionspapiere einig: Der Schutz der Risikogruppe ist ein zentrales Anliegen während der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Rund 30 Prozent der Bürger in Europa hätten mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf, heißt es von der GfV. „Damit wird klar, dass viele Risikopersonen nicht in Einrichtungen leben (für die ohnehin schon besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden), sondern in der Mitte der Gesellschaft.“ Das Ziel, Risikogruppen zu schützen, könne nur erreicht werden, wenn die Zahl der Infektionen zurückgeht.