Virologe Streeck: Lockdown wird das Virus nicht aufhalten
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Der Virologe Hendrik Streeck plädiert für weniger Angst im Umgang mit dem Coronavirus.
© Quelle: Getty Images
Ab Anfang nächster Woche wird das öffentliche Leben in Deutschland wieder auf ein Minimum reduziert. Bei vielen Experten und auch unter der Bevölkerung trifft diese Entscheidung der Regierung auf Unverständnis. Auch Virologe Hendrik Streeck hält den Lockdown für verfrüht, wie er im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt.
Lernen, langfristig mit dem Virus zu leben
Der Virologe plädiert für eine Langzeitstrategie. Das Land müsse herausfinden, was es mit den Maßnahmen langfristig erreichen will – denn ein Leben ohne Coronavirus wird es laut Streeck erst mal lange nicht geben. Für Altenheime oder Senioren im häuslichen Umfeld schlägt er die Verwendung von Schnelltests und FFP2-Masken vor, damit das Virus erst gar nicht in Kontakt mit den Schwächsten in der Bevölkerung kommt.
Darüber hinaus erachtet Hendrik Streeck ein Ampelsystem als sinnvolle Maßnahme zur Visualisierung des Infektionsgeschehens. In diesem System müssten jedoch verschiedene Einflüsse berücksichtigt werden, darunter der Anteil an positiven Tests oder die Belegung der Intensivbetten.
Streeck ist der Ansicht, dass es für die Gesellschaft und Politik wichtig ist, dass in die Corona-Diskussionen etwas Ruhe einkehrt: „Es ist an der Zeit, dass wir eine gewisse Souveränität als Gesellschaft im Umgang mit Covid-19 erlangen, dass es nicht mehr so im Vordergrund steht als das Thema. Das, glaube ich, würde allen guttun.“
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Saisonalitäten könnten für den starken Anstieg verantwortlich sein
Auch Hendrik Streeck überrascht der rasche Anstieg der Neuinfektionen. Er macht unter anderem die Saisonalitäten dafür verantwortlich. Zudem war bis vor Kurzem weniger über den Einfluss von privaten Zusammenkünften auf die Übertragung bekannt. Dass die Bevölkerung unvorsichtiger geworden ist, glaubt er hingegen nicht.
Streeck rechnet damit, dass die Infektionszahlen nach dem Lockdown wieder stark ansteigen. Zudem warnt er vor den negativen Folgen der Corona-Maßnahmen für die Gesundheit und die Wirtschaft. Ihm zufolge hat es oberste Priorität, die Risikogruppen zu schützen. Trotzdem dürften Kontakte und Bildung nicht auf der Strecke bleiben. Wenn sich beispielsweise Jugendliche infizieren, sei dies weniger schlimm: Es müsse nicht „jede Infektion um jeden Preis verhindert werden“.
RND/tmo