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Typhusepidemie in Pakistan: Impfstoff senkt Krankheitsfälle bei Kindern
- Seit drei Jahren breitet sich in Pakistan der hochgradig ansteckende Typhuserreger immer weiter aus.
- Eine der größten Herausforderungen ist die hohe Antibiotikaresistenz, die das Bakterium aufweist.
- Medizinern ist es in einer Phase-III-Studie gelungen, mithilfe eines Impfstoffs die Anzahl der Krankheitsfälle um mehr als 80 Prozent zu reduzieren.
Pakistan. Im Fall der Typhusepidemie in Pakistan, die im November 2016 in Hyderbad in der Provinz Sindh ausgebrochen war, konnte ein erster, medizinischer Durchbruch erzielt werden: Bei einer Phase-III-Studie wurde mithilfe eines Impfstoffs die Zahl der Krankheitsfälle um mehr als 80 Prozent reduziert.
20.000 Kinder nahmen an der Studie teil
An der Studie nahmen über 20.000 Kinder im Alter von neun Monaten bis 16 Jahren teil. Durchgeführt wurden die Untersuchungen in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Während die eine Hälfte der Teilnehmer einen Typhus-Konjugat-Impfstoff (TCV) erhielt, wurde den anderen ein Kapsel-Gruppe-A-Meningokokken-Konjugat-Impfstoff (MenA) verabreicht. Das Ergebnis: Bei nur sieben Kindern, die mit TCV geimpft wurden, konnte Typhus in späteren Blutkulturen diagnostiziert werden, bei den MenA-Patienten waren es hingegen 38. Im weiteren Verlauf werden die Kinder beobachtet und es wird geprüft, ob und wie lange die Immunität anhält.
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Neun Millionen Kinder müssen in Pakistan geimpft werden
Diese Erkenntnisse könnten die Provinz Sindh zu einer der ersten Regionen machen, die einen Typhusimpfstoff für routinemäßige Kinderimpfungen nutzt. Es gibt bereits zwei Impfstoffe gegen die Infektionskrankheit, allerdings sind diese nicht für Kinder unter zwei Jahren zugelassen. „Unsere Ergebnisse bestätigen die jüngsten Empfehlungen der WHO, TCV in Umgebungen mit hoher Belastung anzuwenden und Kinder im Alter von neun Monaten bis 15 Jahren zu immunisieren“, heißt es in der Studie, die im „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. In Pakistan wären es neun Millionen Kinder, die geimpft werden müssten.

Ein Erfolg gegen Antibiotikaresistenzen?
Als die Typhuskrankheit vor drei Jahren im südasiatischen Staat ausgebrochen war, hatten sich mehr als 10.000 Menschen infiziert. Aufgrund fehlender Hygiene und Sanitärtechniken breitete sich das hochgradig ansteckende Bakterium Salmonella Typhi vermutlich über Nahrung und Wasser schnell aus. Eine der größten Herausforderungen für die Mediziner ist die hohe Resistenz des Erregers: Pakistan gilt inzwischen als eines der Länder mit der höchsten Antibiotikaresistenz gegen Typhus.
Die dort verbreiteten extensiv antibiotikaresistenten (XDR) Typhuserreger sind gegen nahezu alle Behandlungen immun. Deshalb sehen viele Mediziner den Durchbruch des TCV-Impfstoffs auch als einen Erfolg gegen die Antibiotikaresistenz. Um die Wirksamkeit des Impfstoffes weiter zu überprüfen, laufen bereits Untersuchungen in Malawi und Bangladesch.
Wie viele Menschen sich weltweit mit Salmonella Typhi pro Jahr infizieren, ist nicht genau bekannt. Die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schwanken zwischen elf und 21 Millionen. Ebenso unsicher ist die Todesrate: Jährlich sterben circa 128.000 bis 161.000 Menschen an der Infektionskrankheit. Kennzeichnende Symptome sind meist anhaltendes Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Verstopfung.
In Deutschland konnte die Zahl der Typhuserkrankungen laut Robert-Koch-Institut (RKI) seit den Fünfzigerjahren stark vermindert werden. Das RKI verzeichnet jedes Jahr etwa 50 Typhusfälle, die nahezu immer aus dem Ausland eingeschleppt werden. Allerdings sei 2019 ein deutlicher Anstieg von Typhuserkrankungen nach Aufenthalten in Pakistan beobachtet worden.