Lichttherapie gegen Verstimmungen im Winter

Die helle Freude: Was bringen Tageslichtlampen im Winter?

Vielen Menschen schlägt das nebelig, trübe Wetter aufs Gemüt. Was im Fachjargon saisonabhängige Depression (SAD) heißt, kennt in seiner abgeschwächten Form fast jeder: Schlechte Laune, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Lustlosigkeit. Die saisonale Depression wird meist von einem Mangel an Tageslicht, einer verminderten Lichtintensität und sinkenden Temperaturen ausgelöst.

Vielen Menschen schlägt das nebelig, trübe Wetter aufs Gemüt. Was im Fachjargon saisonabhängige Depression (SAD) heißt, kennt in seiner abgeschwächten Form fast jeder: Schlechte Laune, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Lustlosigkeit. Die saisonale Depression wird meist von einem Mangel an Tageslicht, einer verminderten Lichtintensität und sinkenden Temperaturen ausgelöst.

Graue Wolken, lange Nächte, kurze Tage – was zum Herbstbeginn die Stimmung aufhellt, ist allenfalls die Aussicht auf Kekskonsum bei Kerzenschein. In den Supermärkten füllen bereits erste Lebkuchen die Regale und die Teelichter werden prominent präsentiert – ein bisschen Schutzausrüstung gegen den drohenden Herbstblues. Nach den heißen Augusttagen werden viele die intensive Sonnenstrahlung zunächst gar nicht so vermissen. Doch früher oder später macht sich der Mangel an natürlichem Tageslicht, den die dunkle Jahreszeit mit sich bringt, bemerkbar: Wir werden schneller müde, motivationslos, melancholisch.

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Die Auswirkungen von Licht auf den Körper sind vielfältig

„Licht kann antidepressiv wirken“, schreibt der Psychotherapeut und Schlafforscher Hans-Günter Weeß in seinem Buch „Die schlaflose Gesellschaft“. Das liegt an den Hormonen: „Am Tag wird durch ausreichend helles Licht die Bildung des Glückshormons Serotonin gefördert und die Produktion des stimmungsdämpfenden und schlaffördernden Melatonins gebremst“, so Weeß. Gerade wer im Herbst und Winter früh und damit im Dunkeln zu Arbeit geht, aber erst wieder im Dämmerlicht nach Hause kommt, hat Mühe, ausreichend Tageslicht zu tanken. Können Tageslichtlampen helfen? Allzu viel falsch machen kann man damit jedenfalls nicht.

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Licht hat eine Wirkung auf den Menschen, die über das rein Visuelle weit hinausgeht. Erst vor rund 20 Jahren entdeckten Forschende, wie Licht, das über das Auge aufgenommen wird, den Tag-Nacht-Rhythmus steuert: In der Netzhaut des Auges gibt es neben Stäbchen und Zapfen, die das Hell-Dunkel- und Farbensehen ermöglichen, auch Fotorezeptoren in den Ganglienzellen, die nichts mit dem Erkennen von Bildern zu tun haben. „Sie reagieren vor allem auf Licht aus dem blau-grünen Wellenbereich“, sagt der Neurobiologe Henrik Oster von der Universität zu Lübeck. Die Informationen werden an den Hypothalamus im Gehirn weitergeleitet. Wird das Signal „Licht“ gemeldet, wird die Produktion des Schlaf- und Grübelhormons Melatonin gestoppt. Licht liefere so ein entscheidendes Signal für den Biorhythmus, sagt Oster. Ein verschobener Tag-Wach-Rhythmus spielt oft auch bei Depressionen eine Rolle. Tageslicht, das einen hohen Blaulichtanteil hat, wirkt sich also auf unterschiedlichen Ebenen auf die Psyche aus.

Mit Lichttherapie gegen Winterdepressionen

In der Tat ist Lichttherapie ein bewährtes Verfahren, das bei bestimmten Formen von Depressionen eingesetzt wird. Auch an der Forschungsklinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München arbeitet man damit: „Wir besprechen im Team, bei welchen Patienten es gut klappen könnte“, berichtet Oberärztin Patricia Fonseca. In erster Linie handelt es sich um solche, die an einer saisonalen Depression leiden. Typischerweise tritt sie nur in der dunklen Jahreszeit auf und geht mit einem starken Schlafbedürfnis und Heißhungerattacken einher. Betroffene haben oft vor allem große Lust auf Süßes – offenbar versucht der Körper damit, den Mangel an Glückshormonen auszugleichen. „Bei einer Winterdepression kann man mit Lichttherapie einiges erreichen“, sagt die Ärztin. Aber auch bei nichtsaisonalen Depressionen, die wesentlich häufiger vorkommen, kann sich die Behandlung positiv auswirken. „Gerade bei Schlafstörungen, unter denen viele dieser Patienten leiden, kann sie unterstützend wirken.“ Die Patienten setzen sich morgens vor eine Tageslichtlampe, um den Hormonstoffwechsel zu regulieren. Ergänzend dazu erhalten sie weitere Therapien.

Wissenschaftlich spricht einiges für die Wirksamkeit der Lichttherapie. Vor zwei Jahren veröffentlichte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen Bericht zum Thema. Nach Auswertung von 21 Studien, an denen rund 1400 Menschen teilgenommen hatten, kam es zu folgendem Schluss: „Es gibt Hinweise darauf, dass die Lichttherapie mit Lichtlampen im Vergleich zu Placebobehandlungen zumindest einen kurzfristigen Nutzen bei der Herbst-Winter-Depression bringen könnte.“ Bei dieser Form der Depression ist die Lichttherapie auch laut ärztlicher Leitlinie erste Wahl bei der Behandlung.

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Nicht bei jedem bringt die Lichttherapie den erwünschten Erfolg

Aus medizinischen Gründen spricht grundsätzlich nichts gegen eine Selbstbehandlung – solange man nicht versucht, auf eigene Faust handfeste Depressionen zu bekämpfen. „Man kann damit wenig Schaden anrichten“, sagt Oster. Die Lampe sollte aber hell genug sein, also eine Leuchtstärke von mindestens 2500 Lux, besser aber 5000 bis 10000 Lux haben. „Bei 10000 Lux reicht es, sich morgens eine halbe Stunde davor zu setzen“, weiß der Chronobiologe. „Man kann dabei ruhig frühstücken oder lesen, aber das Licht sollte ins Auge einfallen.“ Bis man von der Wirkung etwas merkt, können einige Tage vergehen. Wichtig ist, dass die Lampe keine UV- oder Infrarotstrahlung abgibt, da sie für Haut und Augen schädlich sein könnte. Außerdem sollten die Produkte als Medizinprodukte gekennzeichnet und gemäß der Gebrauchsanweisung genutzt werden, rät das Bundesamt für Strahlenschutz.

Manchmal nützt aber auch das beste Modell nicht. Denn nicht jeder spricht auf Lichttherapie an. Schlafforscher Weeß empfiehlt in seinem Buch daher, nur Geräte anzuschaffen, die man nach vier Wochen zurückgeben kann. Hat sich bis dahin nämlich keine Wirkung eingestellt, gehöre man zu den „Non-Respondern“. Das sind Weeß zufolge etwa ein Drittel der Bevölkerung.

Vorsicht bei Augenkrankheiten

In künstlichem Tageslicht ist grundsätzlich blaues Licht enthalten und trägt entscheidend zu seiner aktivierenden Wirkung bei. Diese Tatsache kann Verbraucher verwirren, da Blaulicht vor ein paar Jahren stark in Verruf geraten war. Unter anderem wurde gemutmaßt, die Strahlung, die von Bildschirmen ausgeht, könne Zellschädigungen in der Netzhaut verursachen und langfristig eine Makuladegeneration nach sich ziehen. Inzwischen geben Augenärzte aber vorsichtig Entwarnung. Laut einer Stellungnahme des Berufsverbands der Augenärzte (BVA) gibt es zumindest keine Belege dafür, dass Blaulicht von Computerbildschirmen das Risiko für Makuladegeneration erhöht. Dennoch rät BVA-Pressesprecherin Andrea Lietz-Partzsch: „Wer eine Augenkrankheit hat, sollte vorher ärztlich abklären, ob etwas gegen die Anwendung einer Tageslichtlampe spricht.“ Gerade bei trockenen, gereizten Augen könnten sich die Symptome verstärken. „Da ist Vorsicht geboten, weil die Lampen die Augen noch weiter austrocknen könnten.“ Sonst schätzt auch sie die Lichtduschen als eher unproblematisch ein.

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Generell ist es in Wohnräumen sinnvoll, auf die passende Beleuchtung zu achten. So kann grelles Licht im Bad kontraproduktiv sein: „Schon ein, zwei Minuten in sehr hellem Licht führen dazu, dass die Melatoninproduktion gestoppt wird und man schlechter wieder einschlafen kann“, warnt Oster. Und dann fällt es noch schwerer, im Dunkeln morgens aufzustehen.

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