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Symptomfreie Corona-Patientin: Laut neuer Studie noch monatelang hochansteckend
Neue Studie: Symptomfreie Corona-Patientin monatelang hochansteckend
- Eine neue internationale Studie hat beunruhigende Erkenntnisse über das Coronavirus gebracht.
- Eine Patientin, die wegen akuter Schmerzen im Rahmen einer langwierigen Leukämieerkrankung ins Krankenhaus kam, war mehr als zwei Monate lang Trägerin hochinfektiöser Sars-CoV-2-Viren.
- Dabei war die Frau, was ihre Corona-Infektion anbelangte, symptomfrei.
Eine neue Studie unter Federführung des National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Hamilton (Montana), das Teil der amerikanischen National Institutes of Health ist, hat ergeben, dass Patienten, deren Immunsystem eingeschränkt oder medizinisch gedrosselt ist, im Fall einer Corona-Erkrankung wesentlich länger infektiös sein können als Patienten mit einem gesunden Immunsystem. Die Studie wurde auf der Fachplattform cell.com veröffentlicht.
Umfangreiche Krankenakte
Die Krankenakte der 71-jährigen Amerikanerin ist umfangreich. Die Patientin aus Seattle im US-Bundesstaat Washington leidet seit 10 Jahren an einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL, die sogenannte Altersleukämie, Anm. d. Red.). Zusätzlich wurden mehrere Formen der Anämie und einer chronische Leukocytose (krankhafte Überproduktion weißer Blutzellen, Anm. d. Red.) bei der Frau diagnostiziert.

Am 12. Februar wurde sie mit extremen Rückenschmerzen und Schmerzen in den Beinen in die Notaufnahme eingeliefert. Dort wurde die Patientin wegen einer Wirbelfraktur und einer leukämiebedingten Stenose (Verengung der Blutgefäße, Anm. d. Red.) operiert. Im Anschluss wurde sie am 19. Februar in eine Rehaklinik verlegt. Am 25. Februar wurde die Patientin erneut eingeliefert, wegen Anämie.
In ihre Rehaklinik konnte die 71-Jährige im Anschluss wegen eines Corona-Ausbruches nicht zurückkehren. Eine daraufhin durchgeführte Computertomographie des Brustraumes am 28. Februar war unauffällig. Doch da sie in der Rehaklinik war, als das Coronavirus ausbrach, wurde sie getestet. Der Befund am 2. März war positiv. Nach der ersten Sars-CoV-2-Diagnose wurde die Patientin auf eine Isolierstation verlegt. Sie lag sogar in einem Unterdruckzimmer, das die Luftzirkulation von Krankheitserregern und deren Ausbreitung verhindert.
105 Tage lang positive Tests
Das medizinische Personal, das die Patientin betreute, trug komplette Schutzkleidung inklusive elektrischer Atemluftreiniger, Schutzbrillen und Handschuhe. Über einen Zeitraum von 15 Wochen wurde die Frau insgesamt 14 weitere Male auf Sars-CoV-2 getestet – dabei wurden unterschiedliche diagnostische Methoden verwandt, um ein zweifelsfreies Ergebnis zu garantieren. Bis zum 15. Juni – 105 Tage nach dem ersten Test – waren die Ergebnisse jedes Mal positiv, die Patientin war die gesamte Zeit über hochinfektiös. Zwischen dem 16. Juni und 16. Juli ergaben vier Abstriche, dass die Infektion abgeklungen war.
Da das Immunsystem der Patientin durch ihre Vorerkrankung stark beeinträchtigt beziehungsweise durch die Gabe von Immunglobulinen abgeschwächt war und wegen der Hartnäckigkeit ihrer Corona-Infektion erhielt sie im Mai eine starke Plasmagabe von coronagenesenen Spendern. Die Infektion blieb aber weiterhin bestehen. Erst eine zweite Gabe am 23. Mai führte dazu, das das Virus nach ein paar Wochen nicht mehr nachweisbar war.
Die Forscher stellten außerdem fest, dass das Sars-CoV-2-Virus bei der Patientin mehrfach mutierte und dabei seine viralen Strukturen änderte. Um festzustellen, ob Patienten mit einem eingeschränkten Immunsystem langzeitansteckend sind, empfehlen die Forscher sie auf subgenomische RNA hin zu untersuchen. Dieses Molekül, das größte, bekannte Genom aus Ribonukleinsäure, sei sozusagen der Botschafter der Corona-Infektiösität.