Sputnik V: Was ist über den Impfstoff aus Russland bekannt?

Venezuela, Caracas: Ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens öffnet eine Verpackung mit mehreren Dosen des Corona-Impfstoffs Sputnik V aus Russland.

Venezuela, Caracas: Ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens öffnet eine Verpackung mit mehreren Dosen des Corona-Impfstoffs Sputnik V aus Russland.

Nach Diskussionen um Astrazeneca gibt es mit Sputnik V wieder einen Impfstoff, der spalten könnte. Er wurde in Russland bereits vor dem Abschluss wichtiger Studien zugelassen, mittlerweile liegen aber umfangreichere Daten vor. Fragen und Antworten zum Impfstoff, den die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) gerade prüft:

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Wie funktioniert der Impfstoff?

Das vom staatlichen Gamaleja-Forschungs­zentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelte Vakzin ist ein sogenannter Vektorimpfstoff und damit dem Impfstoff von Astrazeneca ähnlich. Gene des Coronavirus werden mithilfe sogenannter Vektorviren (die selbst keine Krankheit auslösen) in die menschlichen Zellen eingeschleust. Diese produzieren daraufhin selbst Bestandteile des Virus, was eine Immunreaktion des Körpers auslöst. Anders als bei anderen Impfstoffen sind die erste und die zweite Dosis der Vakzine nicht identisch: Es ist jeweils ein anderes Vektorvirus enthalten.

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Wie gut wirkt Sputnik V?

In der wichtigen Testphase III wurden bereits Daten von rund 15.000 Geimpften ausgewertet. Es wurde verglichen, wie oft diese im Vergleich zu rund 4900 Probanden erkrankten, die nur ein Placebo erhalten hatten. Die Ergebnisse wurden Anfang Februar 2021 im medizinischen Fachblatt „The Lancet“ publiziert. Die Erkrankungs­wahrscheinlichkeit verringerte sich demnach bei den Geimpften um 91,6 Prozent, daher wird die Wirksamkeit der Impfung mit 91,6 Prozent angegeben, ein Impfschutz war 21 Tage nach der zweiten Impfung aufgebaut.

Sputnik V hätte demnach eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer und eine deutlich höhere als die Vektorvakzine von Astrazeneca. Angaben der Moskauer Behörden zufolge soll Sputnik V auch vor der ansteckenderen britischen Variante B.1.1.7 schützen.

Sputnik V: Welche Nebenwirkungen wurden beobachtet?

Zu den bisher bekannten Nebenwirkungen zählen neben Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Glieder­schmerzen, Abgeschlagenheit und teilweise grippeähnliche Symptome. Zudem gibt es Berichte über Fieber und Schüttelfrost. Während der Zulassungs­studie kam es zu drei Todesfällen unter den Geimpften, die an Vorerkrankungen litten. Den Studienautoren zufolge soll dies aber nicht auf die Impfung zurückzuführen sein. Wie auch bei den anderen Corona-Impfstoffen gilt, dass seltene schwere Nebenwirkungen womöglich erst bei der breiten Anwendung entdeckt werden können.

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Wo wird Sputnik schon eingesetzt?

Weltweit „mehr als 55 Länder“ sollen Sputnik V bereits zugelassen haben, teilte der staatliche Direkt­investment­fonds RDIF mit (Stand 7. April). Dieser ist an der Finanzierung von Sputnik V beteiligt und kümmert sich um die Vermarktung des Impfstoffs.

In der EU ist das Präparat auch ohne Zulassung schon in Ungarn und in der Slowakei im Einsatz, Tschechien hat Interesse signalisiert. Österreich verhandelt derzeit mit Russland über die Lieferung von Impfdosen. Bundeskanzler Sebastian Kurz bestätigte die Verhandlungen. Eine Vertreterin der EU-Arzneimittel­behörde EMA hatte EU-Staaten allerdings davor gewarnt, noch vor der EMA-Prüfung den russischen Impfstoff einzusetzen.

Bayern will noch an diesem Mittwoch einen Vorvertrag mit dem Hersteller des russischem Impfstoffs Sputnik V schließen (Stand: 7. April). Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder an. Werde der Impfstoff von den EU-Behörden genehmigt, erhalte der Freistaat das Vakzin umgehend.

Wie sicher ist Sputnik V?

Für die schnelle Freigabe der Impfung innerhalb Russlands hatte es international Kritik gehagelt. Grund ist, dass diese noch vor dem Vorliegen der Ergebnisse aus Phase‑III-Studien mit einer großen Anzahl an Teilnehmern stattfand, was dem üblichen Ablauf widerspricht. Das Zulassungs­verfahren war demnach noch stärker verkürzt worden als bei den in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffen. Im September waren zudem zunächst nur die Ergebnisse einer Studie mit 76 Teilnehmern veröffentlicht worden. Diese waren auf ihre Aussagekraft hin angezweifelt worden.

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Inzwischen wurden aber auch zu Sputnik V die Ergebnisse einer Studie mit mehreren Tausend Probanden veröffentlicht. Momentan werden die vorliegenden Daten von der Europäischen Arzneimittel-Agentur geprüft, weil bei ihr die Zulassung für die EU beantragt wurde.

Hat Deutschland Erfahrungen mit russischen Impfstoffen?

In der DDR wurden seit den 50er-Jahren Impfstoffe aus der Sowjetunion gekauft, später wurden diese von der DDR selbst produziert, nach sowjetischer Vorlage. Als Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor Kurzem für den russischen Corona-Impfstoff warb, verwies er auf die russische Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, die in der DDR in den 1960er-Jahren eingesetzt worden war.

Welche Haltung gibt es in der Bevölkerung?

Laut einer Umfrage des Covid-Snapshot-Monitoring würden sich in Deutschland derzeit etwas 46 Prozent der Bevölkerung „auf jeden Fall“ gegen Corona impfen lassen. Beim russischen Impfstoff Sputnik V gaben laut Statista Research Department nur knapp 27 Prozent der befragten Deutschen an, dass sie sich „auf jeden Fall“ damit impfen lassen würden. Skepsis gibt es auch in der russischen Bevölkerung: Nur 30 Prozent sind derzeit bereit, sich das russische Präparat Sputnik V spritzen zu lassen, wie eine im März veröffentlichte Befragung des Meinungs­forschungs­zentrums Lewada ergab. Als Hauptgründe wurden Angst vor Nebenwirkungen und nicht vollständig abgeschlossene klinische Studien genannt.

Die Impfung von Wladimir Putin ist in Russland ein großes Thema. Am 23. März 2021 bekam er nach Kremlangaben die erste von zwei Dosen verabreicht. Dabei zeigte sich Putin kamerascheu, Aufnahmen gibt es keine. Unklar bleibt daher, mit welchem der drei von russischen Forschern entwickelten Präparate er sich impfen ließ.

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Sputnik soll auch in Deutschland produziert werden

Noch im Laufe des Jahres könnte der russische Impfstoff Sputnik V im schwäbischen Illertissen produziert werden. Eine entsprechende Absichtserklärung für die Produktion und den Import sei unterzeichnet, noch fehle aber die Zulassung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). „Es handelt sich um einen hochwirksamen Impfstoff“, betonte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Der Impfstoff müsse im Abstand von drei Wochen zwei Mal verabreicht werden.

Wir haben diesen Text am 7. April aktualisiert.

RND/dpa/ih

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